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Spürhund für Metastasen und Therapieansätze – die SPECT/CT
Die SPECT/CT gehört längst zum klinischen Alltag in der universitären Nuklearmedizin. Hierbei handelt es sich um eine ergänzende Untersuchungsmethode zur bekannten planaren Szintigraphie. „Leider ist die SPECT/CT im nicht-universitären Bereich teils noch nicht in der Routine verbreitet, was jedoch auch an der fehlenden Abrechenbarkeit bei den Krankenkassen liegt“, sagt Dr. Manuel Unterthiner von der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. „So gibt es in vielen Kliniken und Praxen zwar SPECT-Kameras, wie sie etwa für Myokardszintigraphien benötigt werden, SPECT/CTs sind jedoch deutlich seltener anzutreffen."
Das Hybridverfahren, das die CT und die nuklearmedizinische Singlephotonen-Emissionscomputertomographie (SPECT) vereint, kann zum Beispiel sehr nützlich beim Aufspüren von Metastasen sein – etwa für Knochenmetastasen beim Mamma- oder Prostatakarzinom. „Vor allem bei der Suche nach kleineren Metastasen oder Metastasen im Becken- oder Wirbelsäulenbereich ist die SPECT/CT mit ihrer 3D-Darstellung und der Zusatzinformation durch die CT-Komponente, z. B. einer Mehrsklerosierung, der planaren Szintigraphie überlegen.
Durch die Hybridbildgebung mittels SPECT/CT lässt sich ein inkrementeller Zugewinn bei der diagnostischen Genauigkeit erzielen im Vergleich zur planaren Szintigraphie oder der SPECT alleine. Das betrifft sowohl die Anzahl falsch positiver als auch falsch negativer Befunde, die beispielsweise durch Überlagerung infolge Blasenaktivität entstehen,“ erklärt Unterthiner. Auch lassen sich Metastasen manchmal früher erkennen als etwa mit anderen Bildgebungsverfahren wie z. B. der CT. „Es ist bekannt, dass funktionelle Veränderungen den morphologischen vorausgehen“, erläutert der Nuklearmediziner. Das bedeutet: Mit der funktionellen Untersuchungsmethode in SPECT-Technik lassen sich ggf. bereits Knochenmetastasen nachweisen, die in der klassischen Bildgebung noch nicht sichtbar sind. Diese Erkenntnisse haben natürlich Auswirkungen auf die Wahl der Therapie.
Mit Technetium, dem am häufigsten verbreiteten Strahler in der konventionellen Nuklearmedizin, wird aktuell im Rahmen klinischer Studien bereits auch ein für die SPECT tauglicher PSMA-Tracer geprüft. Laut den vorliegenden Studien ist die SPECT-Untersuchung mittels Technetium-Tracer zwar der PET-Untersuchung mit dem entsprechenden Marker unterlegen, aber wie Unterthiner darlegt, gibt es zwei gute Gründe, dennoch künftig die SPECT/CT in Betracht zu ziehen: Zum einen sind die PET/CT und die dort eingesetzten Radiopharmaka nicht so leicht verfügbar; für die meisten PET-Untersuchungen braucht man ein Zyklotron in der Nähe, während Technetium für die SPECT in einem Generator hergestellt werden kann, der auch in einer Arztpraxis zu betreiben ist.
Zum anderen erhalten Patienten heutzutage immer individuellere Therapien. Hierbei ist es wichtig, vor Beginn der Therapie anhand verschiedener Marker zu überprüfen, welcher Patient von welcher Therapie am meisten profitiert. Zu diesen Markern gehören auch Radionuklide: Wenn es um die Evaluation einer nuklearmedizinischen Therapie wie beispielsweise der PSMA-Therapie geht, kann diese künftig mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit der SPECT/CT erfolgen, da es hierbei weniger auf die Detektion kleinster Metastasen sondern vielmehr auf die radioliganden-avide Tumorlast ankommt. „Allerdings gibt es aktuell nur für wenige Tumorerkrankungen eine nuklearmedizinische Therapie“ räumt Unterthiner ein: Wenn aber die Patienten bereits eine nuklearmedizinische Therapie erhalten, so kann man häufig zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wie Unterthiner am Beispiel von Schilddrüsenpatienten erläutert, die eine Radiojod-Therapie erhalten: „Da das Jod eine Gammastrahlungs-Komponente aufweist, kann man damit auch Diagnostik betreiben und die Strahlung, die ohnehin bereits im Körper ist, ausnutzen, um auch noch nach Metastasen zu suchen.“
Die SPECT/CT findet jedoch nicht nur Anwendung bei onkologischen Erkrankungen, sie wird auch häufig bei gutartigen Krankheitsbildern eingesetzt. In der Myokardszintigraphie beispielsweise besteht bei adipösen Patienten häufig das Problem, dass die Hinterwand des Herzens in der standardmäßigen Myokardszintigraphie in reiner SPECT-Technik infolge von Schwächungsartefakten manchmal nur eingeschränkt beurteilbar ist. „In der SPECT/CT können diese Artefakte jedoch aufgrund der Dichteinformation der CT korrigiert werden, was zu einer Reduktion falsch positiver Befunde führt“, erklärt der Münchener Nuklearmediziner. Auch die Orthopädie ist ein Einsatzgebiet für die SPECT/CT. Durch die steigende Anzahl an Gelenkersatzimplantationen gewinnt die Diagnostik von Prothesenlockerungen zunehmend an Bedeutung. Diese sind nichtinvasiv jedoch oftmals schwer zu diagnostizieren. Mithilfe der Skelettszintigraphie kann dargestellt werden, ob der Knochen im Prothesenbereich eine vermehrte Anreicherung zeigt. Durch die SPECT/CT können dann zusätzlich noch lockerungstypische Anreicherungsmuster dargestellt werden, was insbesondere die diagnostische Genauigkeit bei kleineren Implantaten wie im Wirbelsäulenbereich steigert.
Insgesamt ist Unterthiner überzeugt, dass die SPECT/CT künftig eine wichtigere Rolle spielen wird, insbesondere im Bereich der Orthopädie wie auch in der Onkologie, wenn es um die Patientenselektion einer individuellen Therapie geht. Dazu tragen auch Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Radiopharmaka bei: „Je besser die Radiopharmaka werden, desto besser können wir die Patienten diagnostizieren und therapieren.“
Veranstaltungshinweis:
Freitag, 27. September 2019, 11:50-12:10 Uhr
Raum: Chiemgau
Session: Symposium 4 – Indikationen Hybridbildgebung
SPECT/CT
Dr. Manuel Unterthiner (München)
27.09.2019