Interview • MTRA-Ausbildung
Spezialisiert den Durchblick behalten
Die MTRA-Ausbildung steht in Deutschland vor der Aufgabe, tiefgreifenden fachlichen Veränderungen gerecht zu werden. Prof. Dr. Martin Alfrink, Studiengangsleiter „Medizinische Radiologie-Technologie“ der IB-Hochschule Berlin und Facharzt für Strahlentherapie, erklärt im Interview, welche Lücken in der Ausbildung geschlossen werden müssen und warum Weiterbildung obligatorisch ist.
Interview: Lena Petzold
Kann die MTRA-Ausbildung mit den rasanten technischen Weiterentwicklungen der letzten Jahre Schritt halten?
Grundsätzlich ist die Ausbildung zur MTRA in Deutschland sehr gut. Mit ihren schulischen Strukturen bereitet sie optimal auf die konventionellen Tätigkeiten im Berufsalltag vor, sie kann jedoch nicht mehr, wie noch vor zwanzig Jahren, vollumfänglich alle Teilgebiete abbilden. Die Radiologie hat sich in den letzten Jahren so stark entwickelt und verzweigt, dass Weiterbildung heute unabdingbar ist. In Bezug auf betriebswirtschaftliche Komponenten, Qualitätssicherungsaspekte, aber insbesondere im Hinblick auf die technische Kompetenz ist Fachwissen obligatorisch geworden.
Die drei MTRA-Fachgebiete Nuklearmedizin, radiologische Diagnostik und Strahlentherapie haben alle sehr spezifische Ausprägungen entwickelt. So wurde die Radiologie beispielsweise um die interventionelle Technik ergänzt, die Strahlentherapie profitiert vom verdichteten Computereinsatz und durch die PET-CT erhielt die Nuklearmedizin einen ganz neuen Wirkungsbereich für MTRAs. Dieser Diversifizierung steht der Weiterbildungsmarkt noch nicht effizient genug gegenüber. Hinzu kommt, dass durch den vorherrschenden Ärztemangel die MTRA immer öfter auf sich allein gestellt ist.
Wo müssen Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen ansetzen?
Man kann nicht mehr alles lernen. Bis Mitte der 90er Jahre war die gesamte MTRA-Ausbildung ein Bereich, heute gibt es die drei Richtungen Radiologie, Labor und Funktion, die sich intern noch mal weiter verzweigen. Keine Ausbildung kann alles abdecken, ich halte es allerdings für wichtig, eine breitgefächerte Basis zu vermitteln, bevor die Differenzierung erfolgt. Ausbildungstechnisch wäre es wichtig, den verstärkten Wunsch nach einem dualen Ausbildungsweg besser abzubilden. Die dreijährige MTRA-Ausbildung erfordert langfristigen zeitlichen und monetären Einsatz, bevor der Start ins Berufsleben erfolgt. Das ist für viele junge Menschen nicht mehr attraktiv. Nach der generell ausgerichteten Ausbildung ist eine Spezialisierung im Berufsleben jedoch unumgänglich und dort müssen Weiterbildungsmaßnahmen ansetzen.
Es gibt verschiedene Optionen, die MTRAs wahrnehmen können. Zum einen besteht die Möglichkeit, ein Aufbaustudium beispielsweise für Betriebswirtschaft zu absolvieren, das lässt jedoch die fachliche Komponente außer Acht. Zum anderen bieten der DVTA oder der DIW fachspezifische, interne Fortbildungsmöglichkeiten an. Eine neue Möglichkeit ist das vor drei Jahren kreierte, ausbildungs- oder berufsbegleitende Studium „Medizinische Radiologie-Technologie“, das akademische und fachliche Weiterbildung verknüpft und die internationale Anerkennung verbessert. Die bisherige Nachfrage zeigt, dass wir damit einen Nerv getroffen haben.
Was bietet das Studium?
Im Ausland wird die schulisch geprägte MTRA-Ausbildung leider unterschätzt - völlig zu Unrecht
Martin Alfrink
Vor allem eine fachliche Vertiefung, die die drei Hauptstandbeine des MTRA-Lebens, also die Strahlentherapie, die Nuklearmedizin und die Radiologie in den Vordergrund stellt. Diese Gebiete werden gleichermaßen aus technischer und akademischer Sicht betrachtet, was auch für erfahrene MTRAs oft eine völlig neue Art des Lernens darstellt. Die berufsbegleitende Struktur aus konzentrierten Präsenzphasen und Selbststudium bedingt, dass der dreijährige Studiengang mit dem normalen Arbeitsalltag in Übereinstimmung zu bringen ist.
Auch in der ausbildungsbegleitenden Form lässt der Studiengang genügend Raum und verkürzt gleichzeitig die vollumfängliche Ausbildungszeit. Das Studium schließt mit einem Bachelor of Science ab, an den im Anschluss ein Masterstudiengang in verschiedenen Ausbildungszweigen wie beispielsweise der Pädagogik erfolgen kann. Der erworbene Abschluss hat den Vorteil, dass er auch im internationalen Vergleich besteht. Im Ausland wird die schulisch geprägte MTRA-Ausbildung leider unterschätzt - völlig zu Unrecht.
Wie wird sich das Berufsbild der MTRA in Zukunft verändern?
Die Spezialisierung wird zunehmen, die Zahl der MTRAs, die bestimmte Techniken oder Geräte mit einer hohen Präzision beherrschen, wird steigen – auch bedingt durch die Lohnstruktur Deutschlands. Gleichzeitig werden jedoch in den konventionellen Bereichen ausbildungsfremde Berufsgruppen in das Gebiet der MTRA drängen. Eine Entwicklung, die vor allem mit dem Problem zusammenhängt, in ländlichen Gebieten ausreichend MTRA-Nachwuchs zu generieren. Auch deshalb ist Weiterbildung wichtig: sie bietet Aufstiegschancen und macht damit das Berufsfeld attraktiver. Gleichzeitig ist sie unabdingbar, um nicht austauschbar zu werden.
Profil:
Martin Alfrink hat an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Humanmedizin studiert. Während seines praktischen Jahres schrieb er bei Prof. Wagner im Fachbereich "Strahlentherapie" seine Promotionsarbeit, anschließend wechselte er zusammen mit seinem Doktorvater zur Paracelsus-Klinik nach Osnabrück. Dort absolvierte er seine Facharztausbildung zum Strahlentherapeuten und lehrte an der MTA-Schule in Osnabrück. Als frischgebackener Facharzt ging Dr. Alfrink nach Coburg, um dort in der Strahlentherapie zu arbeiten. Seit 2002 ist er Gesellschafter einer Praxis in Coburg und seit acht Jahren Prüfer für das 3. Staatsexamen in Humanmedizin. Im Dezember 2015 wurde Herr Dr. Alfrink zum ordentlichen Professor an der IB Hochschule ernannt. Seitdem ist er Studiengangsleiter für den Bachelorstudiengang Medizinische Radiologie-Technologie und Studiendekan Coburg.
Veranstaltungshinweis:
Raum: Hörsaal 3
Samstag, 30. September 2017, 12:20 – 12:40
MTRA 7 – Recht & Perspektiven
Weiterbildungsmöglichkeiten für MTRA
Martin Alfrink (Coburg)
30.09.2017