Schrittmacher-Patienten mit Depressionen lehnen Medikamente öfter ab

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News • Herz- und psychische Probleme

Schrittmacher-Patienten mit Depressionen lehnen Medikamente öfter ab

Psychisch niedergeschlagene Herzpatienten mit Implantaten beenden die Einnahme ihrer Medikamente wahrscheinlicher als jene ohne Depressionen.

Zu dem Ergebnis kommen Forscher der University of Southern Denmark. Laut dem leitenden Wissenschaftler Ole Skov ist die Einnahme jedoch wichtig, um die Symptome zu kontrollieren und weitere Herzprobleme zu verhindern. Patienten mit einem implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD), die deprimiert sind oder Angstgefühle haben, sollen daher ermutigt werden, ihre Bedenken, Gedanken und Gefühle gemeinsam mit einem Experten zu besprechen und entsprechend aktiv zu werden. 

Schätzungen zufolge leidet rund einer von fünf Patienten mit einem ICD unter Depressionen oder Angstgefühlen. Beide Erkrankungen werden mit einem erhöhten Sterberisiko in Zusammenhang gebracht. Die aktuell auf dem ACNAP-Kongress vorgestellte Studie hat untersucht, ob Angstgefühle und Depressionen zum Zeitpunkt der Implantation des ICD in einer Verbindung mit der Medikamentenadhärenz ein Jahr nach dem Eingriff stehen. Dabei handelt es sich um eine Sekundäranalyse der randomisierten kontrollierten Studie "ACQUIRE-ICD". An dieser Studie haben Patienten von allen sechs dänischen Implantationszentren teilgenommen.

Von den 478 Patienten mit einem ICD oder einem ICD mit Defibrillator-Funktion (CRT-D) haben 433, also 91%, zumindest ein Herz-Medikament eingenommen, als das Gerät implantiert wurde. Dazu gehören Betablocker, ACE-Hemmer, Statine und Diuretika. Von diesen Patienten haben mit 322 Personen 74% die Beurteilung der Einhaltung bei der Medikamenteneinnahme im Zuge der Implantation nach zwölf Monaten abgeschlossen. Diese Personengruppe wurde bei der aktuellen Analyse berücksichtigt. 

Die Medikamentenadhärenz haben die Forscher aufgrund der Angaben der Patienten mittels der "Morisky Medication Adherence Scale" beurteilt. Dabei wurden Werte von 0 bis 8 berücksichtigt. Eine geringe, mittlere und hohe Adhärenz wurde mittels Werten unter 6, zwischen 6 und 8 sowie 8 definiert. Depressionen und Angstgefühle wurden zu Beginn der Untersuchung mittels der Fragebögen PHQ-9 und GAD-7 ermittelt. Höhere Werte wiesen auf mehr Symptome hin. Beide Fragebögen wurden kontinuierlich eingesetzt. Die Patienten wurden dabei jedoch nicht in Kategorien wie depresssiv oder nicht depressiv eingeteilt. 

Das Durchschnittsalter lag bei 60 Jahren und 84% waren Männer. Die Medikamentenadhärenz war zu Beginn allgemein mittel bis hoch. Das galt auch noch bei der Überprüfung zwölf Monate später. Die Forscher haben in der Folge den Zusammenhang zwischen den Ergebnissen bei der Beurteilung der psychischen Gesundheit und der Medikamentenadhärenz untersucht. Zuvor wurden verschiedene Faktoren wie das Geschlecht, die Schwere des Herzversagens und das Implantationszentrum berücksichtigt. Die Depressionswerte an der Baseline standen nach zwölf Monaten in einem negativen Zusammenhang mit der Einhaltung der Einnahme der verschriebenen Medikamente. 


Quelle: European Society of Cardiology/University of Southern Denmark/pressetext

27.06.2023

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