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News • 'ReMoTe CarE'-Projekt
Selbstauflösende Schrittmacherdrähte verringern Risiko nach Herz-OP
Am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Dresden entwickelt ein Forscherteam selbstauflösende Schrittmacherdrähte, die Risiken nach herzchirurgischen Operationen deutlich reduzieren können.
Gemeinsam mit der medizinischen Fakultät der TU Dresden verfolgen die Forschenden des Instituts diesen neuartigen Ansatz im Projekt 'Resorbable Molybdenum Temporary Cardiac Electrodes', kurz 'ReMoTe CarE'. Erste Demonstratoren sind auf der diesjährigen Messe Compamed in Düsseldorf am Fraunhofer-Gemeinschaftsstand zu sehen (Halle 8a, Stand G10).
Häufig treten nach herzchirurgischen Operationen Herzrhythmusstörungen auf. Diese werden klassisch mit externen Schrittmachern und vorübergehend auf der Herzoberfläche aufgenähten (epikardialen) Schrittmachersonden behandelt. Das birgt per se mehrere Gefahren: Durch das manuelle Herausziehen von modernen Edelstahl-Sonden können Komplikationen auftreten, da die Leitungen mitunter mit dem umliegenden Gewebe verwachsen. Werden die Sonden gekappt und bleiben im Körper, kommt es ebenfalls zu Infektions-Risiken, oder die Reste wandern im Körper, was weitere Operationen erforderlich machen kann.
Molybdän degradiert gleichmäßig im Körper, es ist biokompatibel und hat eine hohe mechanische Festigkeit und elektrische Leitfähigkeit
Georg Pöhle
Im Projekt 'ReMoTe CarE', das vom Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit in Dresden gefördert wird, verfolgen die Forschenden deshalb ein neues Konzept: Bioresorbierbare Schrittmachersonden, die bewusst im Körper verbleiben und sich innerhalb einer bestimmten Zeit auflösen, sollen künftig die herkömmlichen Sonden ersetzen. Als Basis dient das Metall Molybdän, das mehrere Vorteile mit sich bringt. "Molybdän degradiert gleichmäßig im Körper, es ist biokompatibel und hat eine hohe mechanische Festigkeit und elektrische Leitfähigkeit", sagt Dr. Georg Pöhle, Wissenschaftler am Fraunhofer IFAM in Dresden. Zusätzlich wird es mit sich ebenfalls zersetzenden Biopolymeren beschichtet, um das umgebende Gewebe elektrisch zu isolieren.
Am Fraunhofer IFAM werden die verwendeten Materialien hinsichtlich ihrer mechanischen, elektrischen und Degradationseigenschaften untersucht und optimiert. Hier entstehen die Demonstratoren – Litzen aus feinen Metalldrähten, die mit den Biopolymeren beschichtet werden. Geplant ist, sie noch in diesem Jahr in präklinischen Studien an der medizinischen Fakultät der TU Dresden zu erproben. Ziel ist es, die Komplikationen, die bislang mit epikardialen Herzdrähten verbunden sind, zu vermeiden. Damit erfahren nicht nur Patienten eine große Erleichterung, sondern auch Gesundheitspersonal und Gesundheitssystem könnten erheblich entlastet werden.
Quelle: Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung
06.11.2022