Druckgeschwüre
Risikomanagement der Charité ausgezeichnet
Das Risikomanagement zum Schutz vor Wundliegen und Sturz, das die Charité – Universitätsmedizin Berlin ins Leben gerufen hat, ist mit dem ersten Preis für Patientensicherheit 2015 des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e. V. (APS) ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert.
Etwa 72 000 Krankenhaus-Patienten in Deutschland entwickeln jährlich nach Angaben der Charité – Universitätsmedizin während ihres Aufenthaltes ein Druckgeschwür, einen sogenannten Dekubitus. Dieser entsteht bei langen Liegezeiten und unzureichender Mobilisation. Ebenso stürzen vier Prozent aller Krankenhaus-Patienten, neun Prozent von ihnen erleiden dabei schwere Verletzungen. „Beide Ereignisse sind vermeidbar, sie können aber schwerwiegende Folgen nach sich ziehen - von verlängerten Krankenhausaufenthalten über bleibende Beeinträchtigungen bis hin zum Tod“, erläutert Prof. Dr. med. Hartmut Siebert, stellvertretender Vorsitzender des APS.
Das mit dem ersten Preis ausgezeichnete Risikomanagement „Dekubitus- und Sturzprävention an der Charité – Universitätsmedizin Berlin“ hat sich der konsequenten Vermeidung von Druckgeschwüren und Stürzen zum Ziel gesetzt. „Bereits bei der Eingangsuntersuchung erfassen wir systematisch das individuelle Risikoprofil unserer Patienten, beispielsweise ihre Mobilität und Begleiterkrankungen wie Demenz“, erläutert Projektleiter Armin Hauss vom Klinischen Qualitäts- und Risikomanagement der Charité. Aus dem persönlichen Risikoprofil werden dann maßgeschneidert Vorbeugungsstrategien erstellt von besonders geschultem Pflegefachpersonal umgesetzt und regelmäßig kontrolliert. Damit konnte zwischen 2009 und 2013 die Umsetzung aller indizierten Vorbeugemaßnahmen auf Intensivstationen auf 95 % gesteigert werden. Die Wirksamkeit der ergriffen Maßnahmen spiegelte sich dann auch positiven Ergebnissen wieder:
Die Inzidenz von Dekubitalgeschwüren sank von einem bereits niedrigen Ausgangswert um mehr als 10 % auf unter 0,8 %. Insbesondere tiefe Dekubitalgeschwüre des höchsten Grades 4 konnten erfolgreich vermieden werden. Bei der Reduktion von Stürzen erwartet das Team ähnlich gute Ergebnisse.
„Ich freue mich, dass die Charité dieses wichtige Projekt angestoßen hat, das bundesweit Vorbildcharakter haben sollte“, sagt Sandra Scheeres, Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Patientensicherheit müsse immer an erster Stelle und im Fokus von Verbesserungsmaßnahmen stehen. Dazu sei es notwendig, dass Erfahrungen und Fehler aus der Praxis ausgewertet und systematische Forschung betrieben würden.
Weitere Preise erhielten ein Projekt zur Verbesserung der Versorgung Frühgeborener, das „Asklepios CIRS-Netz – Einrichtungsübergreifendes Lernen aus Fehlern“ sowie simparteam®, ein Notfalltraining für geburtshilfliche Teams. Die Preise sind mit insgesamt 20 000 Euro dotiert.
Der mit 6 000 Euro dotierte zweite Preis ging an die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden. Ihr Projekt widmet sich der Vermeidung typischer Komplikationen bei Frühgeborenen wie Augenerkrankungen durch ein videogestützes Fehlermanagement bei der Betreuung von Frühchen.
Den dritten Platz, verbunden mit insgesamt 4 000 Euro Preisgeld, teilen sich ein IT-basiertes Fehlermeldesystem zur Risikominimierung der Asklepios Kliniken GmbH und simparteam®. Simparteam® ist ein Simulationstraining für geburtshilfliche Notfallteams, entwickelt von einem multi-professionellen Expertenteam unter Moderation des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen in Bayern (MDK Bayern).
Quelle: Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS)
21.04.2015