Eine schwangere Frau hält mit beiden Händen ein rotes Herz aus Papier vor...

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News • Übersichtsarbeit zur peripartalen Herzschwäche

PPCM: schwangerschaftsbedingte Herzschwäche besser erkennen und behandeln

Übersichtsartikel zu PPCM in „The Lancet“ bringt ärztliche Community und Hebammen auf den neuesten Stand

Die peripartale Herzschwäche (PPCM) ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Erkrankung, die zuvor herzgesunde Frauen wenige Wochen vor oder nach der Geburt eines Kindes treffen kann. Dabei kommt es zu einer stark eingeschränkten Pumpleistung der linken Herzkammer. PPCM betrifft eine unter 1.500 bis 2.000 Schwangeren. Sie ereilt Betroffene ohne Vorwarnung und kann binnen kurzer Zeit zu schwerem Herzversagen und sogar zum Tode führen. Die Anzeichen ähneln Beschwerden, die gegen Ende einer Schwangerschaft und kurz nach einer Entbindung häufiger vorkommen: Abgeschlagenheit, Atemnot, Husten, Gewichtszunahme, besonders durch Wassereinlagerungen in Lunge und Unterschenkeln, sowie Herzrasen. PPCM wird daher oft nicht erkannt und tritt vermutlich häufiger auf als angenommen.

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Haben das aktuelle Wissen zur schwangerschaftsbedingten Herzschwäche (PPCM) zusammengefasst: Professorin Dr. Denise Hilfiker-Kleiner und Professor Dr. Johann Bauersachs.

Bildquelle: Karin Kaiser/MHH (links); MHH Herzmedizin (rechts)

Ein Übersichtsartikel über den aktuellen Wissensstand zu Genetik, Krankheitsentwicklung, diagnostischem Vorgehen und Behandlung von PPCM soll das nun ändern und PPCM stärker in das Bewusstsein von Ärzten vor allem aus den Fachrichtungen Allgemeinmedizin, Gynäkologie und Kardiologie sowie Hebammen rücken. Darüber hinaus enthält die Übersicht einen neuartigen Risiko-Score zur Vorhersage der Erholung des Herzens sowie Informationen zu den Risiken und Ergebnissen einer Folgeschwangerschaft. Der Beitrag ist in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. Zum Autorenkreis gehören Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), und MHH-Präsidentin Professorin Dr. Denise Hilfiker-Kleiner, die das Forschungsfeld vor mehr als 20 Jahren an der MHH etabliert hat. 

„PPCM ist eine Erkrankung mit erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen bei Müttern und Neugeborenen“, betont Professor Bauersachs. „Nur die Hälfte der betroffenen Frauen erreicht innerhalb von sechs Monaten nach Auftreten der Symptome eine vollständige Erholung des Herzmuskels.“ Mit Hilfe eines Herz-Ultraschalls und bestimmter Markerproteine im Blut lässt sich die Erkrankung nachweisen. Die eingeschränkte Pumpleistung der linken Herzkammer, in der Fachsprache linksventrikuläre systolische Dysfunktion genannt, ist dabei entscheidend für die Diagnose. „Eine PPCM liegt vor, wenn die Auswurfleistung der linken Herzkammer unter 45% liegt“, stellt der Kardiologe fest. So lassen sich gleichzeitig andere Ursachen für Herzinsuffizienz ausschließen, wie vorbestehende Kardiomyopathie, Herzklappenerkrankungen oder angeborene Herzfehler. Rechtzeitig behandelt, erholt sich das Herz oft vollständig, es kann jedoch auch eine Herzschwäche zurückbleiben. „Die Behandlung mit dem Abstillmedikament Bromocriptin zusätzlich zur Therapie mit üblicherweise bei Herzschwäche eingesetzten Medikamenten ist dabei eine vielversprechende Behandlungsoption“, sagt Professorin Hilfiker-Kleiner.

Auch eine Folgeschwangerschaft ist bei PPCM-Patientinnen mit einem vertretbaren Risiko möglich – allerdings nur, wenn die Patientinnen weiterhin von einem erfahrenen, interdisziplinären medizinischen Team betreut werden und eine angemessene medikamentöse Behandlung erhalten. „Das ist etwa in unserer Klinik der Fall, dem europaweit führenden PPCM-Zentrum“, stellt Professor Bauersachs fest. In einer Spezialambulanz werden Patientinnen in einem multiprofessionellen Team aus den Bereichen Kardiologie, Geburtsmedizin und Neonatologie betreut. Die Erkrankung wird in der Klinik nicht nur behandelt, sondern ist auch einer ihrer Forschungsschwerpunkte mit einem sehr großen PPCM-Register mit Langzeit-Daten und Biomaterialien von mehr als 200 Patientinnen. 


Quelle: Medizinische Hochschule Hannover 

31.10.2025

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