Artikel • Nosokomiale Infektionen
Positiver Trend in der Krankenhaushygiene, aber...
Beim Thema Krankenhaushygiene in Deutschland scheiden sich die Geister. Die einen sehen Deutschland im europäischen Vergleich gut aufgestellt, die anderen mahnen Verbesserungsbedarf und Orientierung an anderen Ländern, etwa Holland, an.
Bericht: Eva Britsch
Eine differenzierte Einschätzung zeichnet aktuell die renommierte Hygienikerin Prof. Petra Gastmeier vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin. „Im Vergleich zu anderen EU-Ländern hat Deutschland eine eher geringe Prävalenz der nosokomialen Infektionen“, sagt Gastmeier – doch, die Expertin schränkt klar ein: Deutschland habe vergleichsweise viele Krankenhausbetten und auch Krankenhausliegetage. Daher sei die Krankheitslast im EU-Vergleich sehr hoch. Im Klartext: Das Risiko, eine Infektion zu bekommen, steigt mit jedem Besuch eines deutschen Krankenhauses.
Dennoch bewertet Gastmeier die Entwicklung in Deutschland aufgrund aktueller Zahlen (Behnke et al.: Prävalenz von nosokomialen Infektionen und Antibiotika-Anwendung in deutschen Krankenhäusern) positiv: Die Ausstattung mit Hygienefachpersonal habe sich verbessert, ebenso wie der Verbrauch alkoholischer Händedesinfektionsmittel.
Die Zahlen, die Gastmeier präsentiert, erscheinen dennoch hoch: 15.000 Patienten sterben wegen nosokomialer Infektionen pro Jahr in Deutschland, davon 2.300 aufgrund von Infektionen durch resistente Erreger – nach Angaben von Gastmeier eine zumindest zum Teil vermeidbare Ursache. Ein wichtiger Ansatzpunkt, der aus der Studie von Behnke et al. hervorgeht, ist die Einschränkung der Nutzung von Breitband-Antibiotika und generelle Sensibilisierung für das Thema Resistenzbildung durch „Antibiotic Stewardship“-Programme.
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Wie es im Kampf gegen multiresistente Keime weiter gehen könnte, scheint indes unklar, denn auch bei neuen, innovativen Antibiotika sind bereits Resistenzbildungen beobachtet worden. Gastmeier mahnt daher einen bedachteren, vernünftigen Einsatz von Antibiotika an: 30 Prozent der Verordnungen seien vermeidbar, betont sie.
20.03.2019