News • OP-Barometer 2015
Patientengefährdung in OP-Sälen nimmt zu
Ein hoher Krankenstand, Organisationsprobleme und erhebliche Defizite in der Hygiene bewirken nach ersten Erkenntnissen des OP-Barometers 2015 eine Zunahme der Patientengefährdung in deutschen OP-Sälen. Das OP-Barometer ist eine alle zwei Jahre von der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) durchgeführte Befragung zur Arbeitssituation von Pflegekräften im Operations (OP)- und Anästhesie-Bereich an deutschen Krankenhäusern.
Mehr als 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen OP-Pflege und Anästhesie-Pflege aus ganz Deutschland haben sich an der Befragung beteiligt. „Dass wir eine Steigerung von 30 Prozent der Teilnehmendenzahlen auf 1.700 Pflegekräfte erreichen konnten, zeigt nicht nur, dass das OP-Barometer die größte Studie in diesem Bereich in der Bundesrepublik ist, sondern auch, dass das Thema weiterhin eine hohe Aktualität besitzt“ so Prof. Thomas Busse, Direktor des Zentrums für Gesundheitswirtschaft und -recht (ZGWR) der Frankfurt UAS, der die Studie zum fünften Mal durchführt.
Mehr als 47 Prozent der Befragten geben an, dass aus ihrer Sicht die Patientengefährdung in den vergangenen zwei Jahren zugenommen hat. Folgende Gründe lassen sich erkennen: Nur rund 30 Prozent der Befragten attestieren, dass sie genügend Personal haben, um die wachsenden Anforderungen zu bewältigen. Rund 61 Prozent bemängeln eine sehr hohe Krankenquote. Der Organisationsgrad in den OP-Abteilungen wird nur von 47 Prozent eher positiv bewertet, eine Anerkennung ihrer Arbeit durch die Leitung des Krankenhauses sehen nur 27 Prozent.
Wie schon beim OP-Barometer 2013 fallen auch 2015 die Ergebnisse zum Thema Hygiene auf: Lediglich 60 Prozent der Befragten sehen, dass die Hygienerichtlinien in ihren OP-Bereichen streng eingehalten werden. Die Sterilgutversorgung wird nur von 53 Prozent als eher gut angesehen. „Alle Krankenhäuser müssten inzwischen wissen, dass die Hygiene ein besonders sensibles Thema ist. Es scheint gerade in diesem Bereich in vielen OP-Sälen ein deutlicher Nachholbedarf zu bestehen“, resümiert Busse. „Allerdings ergeben sich nach der Datenlage aus dem OP-Barometer 2015 große Qualitätsunterschiede in Hinblick auf Personal, Organisation und Hygiene zwischen den verschiedenen Krankenhäusern. Es ist den Patientinnen und Patienten deshalb anzuraten, genau hinzuschauen, in welchem Krankenhaus man sich operieren lässt.“
Gerade in Zeiten fast leergefegter Arbeitsmärkte für qualifiziertes OP- und Anästhesie-Pflegepersonal ist die Mitarbeiterzufriedenheit ein wesentlicher Garant für die Leistungsfähigkeit und Attraktivität eines Krankenhauses.
Prof. Thomas Busse
Ehrungen für die Mitarbeiterzufriedenheit im OP
Aufgrund der Ergebnisse des OP-Barometers 2015 vergab das ZGWR an die drei erstplatzierten Krankenhäuser eine Ehrung für die Bewertung ihrer Mitarbeiterzufriedenheit. Als Kriterien einbezogen wurden die Ergebnisse der Antworten in Bezug auf „Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz“, „Bewertung der Unternehmenskultur“, „Bereitschaft beim gleichen Arbeitgeber wieder ein Arbeitsverhältnis aufzunehmen“, „die gleiche Berufswahl wiederzutreffen“ und „die Berücksichtigung der eigene Interessen in der vorhandenen OP-Organisation“.
Den ersten Platz erreichte mit deutlichem Abstand das Diakonissenkrankenhaus in Speyer, gefolgt von der Kreisklinik Bad Neustadt und dem Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus. „Gerade in Zeiten fast leergefegter Arbeitsmärkte für qualifiziertes OP- und Anästhesie-Pflegepersonal ist die Mitarbeiterzufriedenheit ein wesentlicher Garant für die Leistungsfähigkeit und Attraktivität eines Krankenhauses“, erläutert Busse und führt weiter aus, dass es bei Betrachtung der krankenhausbezogenen Vergleichsergebnisse teilweise „schon sehr erschütternd“ sei, mit welcher Unzufriedenheit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz im OP-Bereich sehen.
Auch stelle er immer wieder fest, dass immer noch wenig Krankenhaus- oder Pflegedienstleitungen bereit wären, dieses Thema wirklich ernst zu nehmen und durch strukturierte Maßnahmen eine nachhaltige Verbesserung herbeizuführen. „Die Quittung dafür folgt auf den Fuß“, so Busse, wobei jedem bewusst sein sollte, „dass die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit langfristige Maßnahmen erfordert und nicht zum Nulltarif zu haben ist“.
Die aufbereiteten Ergebnisse des OP-Barometers 2015 können ab sofort unter www.frankfurt-university.de/forschung-transfer/zentren-und-institute/zgwr/projekte.html abgerufen werden.
Quelle: Frankfurt University of Applied Sciences
05.07.2016