Ein Mann sitzt an einem Holztisch und füllt einen Fragebogen an einem...
MIA, die KI-gestützte Assistenz des Projekts MIA-PROM, unterstützt Patienten barrierearm bei ihren Angaben zu ihrem Gesundheitszustand.

Bildquelle: Hochschule München; Foto: Irene Grandi 

News • Erfassung von PROMs

Patienten befragen per KI statt mit Fragebogen

Das Forschungsprojekt MIA-PROM entwickelt eine KI-gestützte Assistenz, die Patienten beim Erfassen ihres Gesundheitszustands unterstützt – mit dem Ziel, die Gesundheitsversorgung zu verbessern.

Wie stark sind Ihre Schmerzen im Moment? Wie oft machen Sie sich Sorgen? In welchen Bereichen Ihres Lebens schränkt Sie Ihre Erkrankung ein? Fragen wie diese gehören zu den sogenannten PROMs, Patient Reported Outcome Measures, also Bewertungen des eigenen Gesundheitszustands durch die Behandelten. Sie werden oftmals zu Beginn und zum Ende einer Behandlung von Kliniken und Reha-Einrichtungen standardisiert erfasst. Ziel ist es, Aussagen über Gesundheitszustand, Lebensqualität und die individuelle Erfahrung mit Krankheit und Therapie direkt von den Betroffenen zu erhalten. Doch das Verfahren hat Schwächen: Viele Menschen füllen die Fragebögen nicht aus – sei es wegen Verständnisschwierigkeiten, Sprachbarrieren oder mangelnder Motivation.

Portraitfoto von Philipp Graf
Philipp Graf, wissenschaftlicher Mitarbeiter der HM bei MIA-PROM, vereinfacht die Rückmeldung von Patienten zu ihrem Gesundheitszustand

Bildquelle: Hochschule München; Foto: Ines Meier 

Hier setzt MIA-PROM an. Das Projekt entwickelt eine Multimodale Interaktive Assistenz, kurz MIA, die Patienten beim Ausfüllen der PROMs unterstützt. Federführend beteiligt sind die beiden wissenschaftlichen Mitarbeitenden Philipp Graf von der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München und Manuela Marquardt vom Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité Universitätsmedizin Berlin. 

In der Fachzeitschrift TATuP (Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis) stellt das Team das Projekt und bisherige Erkenntnisse vor

Die Assistenz ist als virtueller Avatar auf dem Bildschirm oder als kleiner Roboteragent in Form eines menschlichen Kopfes verfügbar. „So wollen wir das System sozialer gestalten und seine Akzeptanz erhöhen“, sagt Graf. „MIA begleitet durch den Fragebogen, gibt Feedback zum Fortschritt und motiviert Patienten so zur vollständigen Teilnahme“, erklärt Graf. Ein zentrales Merkmal ist die Barrierefreiheit: MIA kann Fragen vorlesen, in einfache Sprache übertragen und damit vielen Menschen den Zugang erleichtern. „Wichtig beim Projektdesign war uns außerdem das Einbinden der Patienten bei der Gestaltung der Assistenz: deren Aussehen und deren Stimme“, fügt Projektleiter und HM-Professor Diego Compagna hinzu. 

Was bringt MIA der Gesundheitsversorgung konkret? Behandlungserfolge hängen nicht nur von medizinischen Befunden ab, auch der subjektive Eindruck der Behandelten zählt. PROMs ergänzen die ärztliche Diagnostik um diese Perspektive. MIA hilft insbesondere das Feedback von Menschen mit motorischen, kognitiven und emotionalen Barrieren dabei, diese Angaben leichter und standardisiert zu erfassen – und entlastet so gleichzeitig das Klinikpersonal.

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Wo steht das Projekt aktuell? Ein erster MIA-Prototyp wurde bereits entwickelt und in der Praxis getestet: mit Patienten aus zwei Rehazentren in Berlin und Brandenburg, die als Projektpartner beteiligt sind. „Aktuell werten wir die gesammelten Daten aus“, so Graf. „Das vom BMBF geförderte Projekt nähert sich seinem Abschluss.“ 

Parallel laufen bereits Gespräche zur Weiterentwicklung. Geplant ist eine Adaption für Kinder – damit auch junge Patienten, die noch nicht lesen können, mithilfe von KI besser Auskunft über ihre Gesundheit geben und damit ihre Gesundheitsversorgung voranbringen können. 


Quelle: Hochschule München 

30.07.2025

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