Neues aus der Tumorpathologie
Das Robert-Koch-Institut in Berlin hat Ende Februar die neuen Zahlen zum Krebs vorgestellt. Seit 1990 ist die Zahl der jährlichen Krebsneuerkrankungen um fast 30% angestiegen (Männer: +45 %, Frauen +14 %), so dass inzwischen jährlich 450.000 Menschen neu an Krebs in Deutschland erkranken. Der Grund für die Zunahme (2010 vs. 2006 +17.000 jährliche Neuerkrankungen bei den Männern und 6.400 bei den Frauen) liegt vor allem in der demographischen
Entwicklung mit immer mehr älteren Menschen sowie auch an Fortschritten im Bereich der Früherkennung.
Eine immer frühzeitigere Entdeckung von Krebs oder seinen Vorstufen durch Screening-Programme,
wie z. B. bei der Mammografie oder dem PSA-Test beim Prostatakrebs, stellen auch neue
Herausforderungen an die Pathologie.
Immer häufiger muss bereits in einem frühen Stadium entschieden werden, wie gefährlich ein Tumor
ist und wie eingreifend die Therapie zu sein hat. Dabei können unterschiedlich aggressive Tumoren
unter dem Mikroskop sehr ähnlich aussehen. Soll nicht jeder noch so kleine Tumor mit Chemotherapie
behandelt werden, muss viel mehr über jeden einzelnen Krebs herausgefunden werden. Dies
geschieht heute mit neuen molekularen Untersuchungsverfahren bis hin zur Sequenzierung des
gesamten Genoms. Das Ziel ist es, die Therapie so wenig eingreifend wie möglich zu gestalten und
sie einem objektiv und reproduzierbar bestimmbaren individuellen Risiko anzupassen.
Während individuelle Risikoprofile noch in den Anfängen stecken, hat die individualisierte Medizin,
was die Vorhersage der Wirksamkeit von Krebstherapeutika angeht, bedeutende Fortschritte
gemacht. Bei Brust-, Lungen-, Magen- und Dickdarmkrebs ist es mittlerweile möglich, nachzuweisen,
ob neue Medikamente wirken werden oder nicht. Dadurch wird der individuelle Patient vor möglichen
Nebenwirkungen bewahrt und das Gesundheitssystem vor unnötigen Kosten. Hierbei kommt der
Pathologie eine entscheidende diagnostische Funktion zu, in dem sie am Krebsgewebe Zielstrukturen
identifiziert, deren Vorhandensein über den Erfolg oder Misserfolg einer Therapie entscheidet.
Die Deutschen Gesellschaft für Pathologie will deshalb auf Ihrer 94. Jahrestagung vom 27.–30. Mai
2010 in Berlin den aktuellen Forschungsstand der molekularen Tumorpathologie vorstellen und
aufzeigen, welche neuen Anwendungsmöglichkeiten wir in Zukunft noch erwarten können.
Zu den ersten Organtumoren, bei denen die Genompathologie ihr Potential bereits unter Beweis
stellen konnte, gehörten die Leukämien und Lymphome sowie der Brustkrebs. Zu diesen weiteren
Hauptthemen der Jahrestagung werden aktuelle Forschungsbeiträge und Übersichtsreferate
präsentiert, insbesondere zum großzelligen B-Zellenlymphom, dem Morbus Hodgkin, dem
Plasmozytom und den myeloproliferativen Neoplasien in der Hämatopathologie sowie neue Befunde
zu Karzinomvorstufen, aggressiven Subtypen und Mikrometastasen in der Mammapathologie.
Als dritte Berliner Woche der Pathologie wird die Veranstaltung nicht nur von der DGP, sondern auch
von der Internationalen Akademie für Pathologie und dem Bundesverband Deutscher Pathologen
e. V. mit getragen.
Weitere Informationen zur Deutschen Gesellschaft für Pathologie e. V. bzw. zum Kongress erhalten
Sie unter: www.dgp-berlin.de oder www.pathologen-kongress.de .
26.05.2010