MRT im Akutsetting: Plädoyer für eine unterschätzte Modalität

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Artikel • Notfall-Bildgebung

MRT im Akutsetting: Plädoyer für eine unterschätzte Modalität

Im Akutsetting ist Geschwindigkeit Trumpf, das gilt natürlich auch für die Bildgebung. Bei der Wahl der Modalität hat daher die Magnetresonanztomografie oft das Nachsehen hinter Ultraschall und CT – dabei bietet auch die MRT einige Stärken auf, findet Georg Mach. Der Lehrende und Forschende im Bachelorstudiengang Radiologietechnologie an der FH Campus Wien spricht auf dem rtaustria-Kongress über die Vorzüge der MRT-Bildgebung bei Notfallpatienten und darüber, wie neue Verfahren und Technologien hier für noch mehr Tempo sorgen können.

Artikel: Wolfgang Behrends

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Georg Mach

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Zu den klassischen Indikationen zählen Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall – hier kann die MRT ihre Stärken ausspielen, sagt der Experte: „Zwar lässt sich bereits im CT erkennen, ob eine Diffusionsstörung vorliegt, aber der höhere Weichteil-Kontrast der MR-Bildgebung lässt hier eine wesentlich differenziertere Beurteilung zu.“ Um die Scanzeit möglichst kurz zu halten, sollte das Untersuchungsprotokoll auf die nötigsten Sequenzen verkürzt werden. 

Bei der Diagnose von Sinusvenenthrombosen hat sich die Modalität ebenso bewährt wie bei Entzündungen des zentralen Nervensystems, etwa Meningitis, Enzephalitis oder Meningoenzephalitis. Darüber hinaus liefert die MRT wertvolle Informationen bei Hirntumor-Patienten: „Wenn eine Raumforderung im Schädel den Aquädukt einklemmt und der Liquor nicht mehr abfließen kann, ist das deutlich im MR-Bild zu erkennen und zeigt, ob die Abflussstörung mit einem Shunt behoben werden muss.“

Komplementäre Stärken

Die MRT ist auch Mittel der Wahl bei somnolenten, verwirrten oder komatösen Patienten mit unklarer Genese. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, warnt Mach: „Da sich diese Patienten nicht artikulieren können, muss anderweitig geklärt werden, ob sie ein Implantat in sich tragen, beispielsweise über den Implantatsausweis. Die meisten Modelle sind zwar mittlerweile MR-geeignet – aber eben nicht alle. Das kann zu unangenehmen Überraschungen führen, wenn sich ein Implantat erwärmt oder sogar verschiebt.“ 

Im Bereich der Wirbelsäule bietet sich die MRT unter anderem beim Diskusprolaps an – ist dieser schon so weit fortgeschritten, dass er auf einen Nerv drückt, ist das auf den Aufnahmen gut zu erkennen. Ähnliches gilt bei der Wirbelkörperfraktur: Zwar lassen sich die Knochen besser über die CT darstellen, doch Beeinträchtigungen des Rückenmarks lassen sich damit nur schwer diagnostizieren, gibt Mach zu bedenken. 

Auch im Akutsetting ist Geschwindigkeit nicht alles – wenn etwa eine Ultraschall-Untersuchung keine klare Antwort liefert, kann ein MR-Scan für die nötige diagnostische Sicherheit sorgen. Als Beispiele nennt der Radiologietechnologe Entzündungen wie die Appendizitis, aber auch bei Ovarial- oder Hodentorsionen kann die MRT unklare Befunde in der Sonografie nachbessern.

KI und K-Raum-Kniffe für mehr Tempo

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Trotz der genannten Vorzüge ist die MRT in den Augen vieler Akutmediziner nur zweite Wahl – ausschlaggebend sind oft die bessere Verfügbarkeit und schnellere Bildgebung von Ultraschall und CT. Mit der richtigen Technik lässt sich aber auch aus der MR-Bildgebung mehr Geschwindigkeit herausholen, betont Mach: „Die Scanzeit ist unter anderem von der Auflösung abhängig; zum Beispiel sind im Abdomen die Strukturen größer, hier kann man unter anderem durch eine höhere Schichtdicke einiges an Zeit gewinnen.“ Auch die passende Wahl der Sequenzen kann die Dauer der Aufnahme deutlich verringern. 

Eine reduzierte Scanzeit führt zu weniger Artefakten durch Patientenbewegung, und in der Folge zu weniger Wiederholungs-Scans

Georg Mach

Eine weitere wichtige Stellschraube ist der K-Raum: Neue Verfahren nutzen die Symmetrie der Datenmatrix, um die Bildumwandlung zu beschleunigen. „Dabei wird nicht der vollständige K-Raum oder wie bei anderen Beschleunigungsverfahren bis knapp über die Hälfte gefüllt und ausgelesen, sondern nur ein geringer Teil – der K-Raum wird punktuell gefüllt. Der Rest wird von einer künstlichen Intelligenz (deep learning) berechnet, bis ein MR-Bild entsteht.“ Dieser Ansatz wird sowohl auf die Kontrastinformationen in der Mitte des K-Raums als auch auf die Auflösungsinformation in der Peripherie angewendet, bis ein qualitativ gutes Bild rekonstruiert werden kann. Mach: „Das Verfahren ist vergleichsweise neu und aktuell arbeiten einige Hersteller an der Optimierung, um es noch schneller zu machen.“ 

Diese Beschleunigung kann insbesondere im Akutsetting in handfeste Vorteile umgemünzt werden, erklärt der Experte: „Eine reduzierte Scanzeit führt zu weniger Artefakten durch Patientenbewegung, und in der Folge zu weniger Wiederholungs-Scans. So entstehen bessere Aufnahmen, die eine eindeutigere Diagnose ermöglichen und es vergeht weniger Zeit, bis eine Therapie eingeleitet werden kann.“

Der Patient muss im Fokus stehen

Der Einsatz von KI zur Verringerung der Scanzeit zählt für Mach zu den beeindruckendsten Entwicklungen im Bereich der MR-Bildgebung. „Es ist beeindruckend, was sich hier in jüngster Zeit getan hat. Trotz dieser Beschleunigung sollten wir aber den Patienten nicht aus dem Blick verlieren“, gibt der Experte zu bedenken: „Eine kürzere Untersuchungszeit bedeutet auch ein höheres Patientenaufkommen – die MRT ist nun mal eine teure Modalität und daher wird natürlich darauf geachtet, die Scanner möglichst gut auszulasten. Trotzdem sollten wir über die neuen Möglichkeiten, die uns die neue Technologie bietet, nicht vergessen, für den Patienten da zu sein – denn dessen Betreuung muss unser Hauptaugenmerk bleiben.“

14.04.2023

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