Von links: Botond Roska (IOB Leiter Molekulare Forschung), Magdalena Renner...
Von links: Botond Roska (IOB Leiter Molekulare Forschung), Magdalena Renner (Leiterin der IOB Organoid-Plattform) und Cameron Cowan (Forschungsleiter in der IOB Human Retinal Circuit Group)

Bildquelle: IOB.ch

News • Neuer Ansatz für Augenleiden

Menschliche Netzhaut im Labor gezüchtet

Wissenschaftlern ist es nun gelungen, akkurate Nachbildungen menschlicher Netzhaut zu züchten. Das wird die Entwicklung neuartiger Therapien für Augenerkrankungen beschleunigen.

Die Forschungsarbeit wurde im Fachmagazin Cell publiziert, von einem Team unter der Leitung von Botond Roska, Co-Direktor am Institut für Molekulare und Klinische Ophthalmologie Basel (IOB), in Zusammenarbeit mit Forschern vom Novartis Institute for BioMedical Research (NIBR).

Photo
Retina-Organoid

Bildquelle: IOB.ch

Das gezüchtete Gewebe wird als ‘Netzhaut-Organoid’ bezeichnet, da es dieselben Eigenschaften aufweist, wie menschliche Netzhaut. „Unsere Netzhaut-Organoide sind so besonders, weil sie wie die menschliche Netzhaut mehrschichtig aufgebaut sind, und genauso auf Licht reagieren“, erklärt Cameron Cowan. Er ist Postdoc in der Human Retinal Circuit Gruppe am IOB und einer der Erstautoren der Publikation.

Der detaillierte Vergleich der gezüchteten Netzhaut-Organoide mit Netzhaut von Multi-Organspendern bestätigte die starken Ähnlichkeiten. „Wir konnten zeigen, dass unsere kultivierten Organoide nach 38 Wochen – das entspricht der Dauer einer durchschnittlichen Schwangerschaft beim Menschen – viele derselben Zelltypen aufweisen, wie die Netzhaut eines erwachsenen Menschen“, sagt Botond Roska. „Wir waren die Ersten, die menschliche Netzhaut von Verstorbenen funktionsfähig und lichtempfindlich erhalten konnten“. Das machte die Vergleiche überhaupt erst möglich. 

Der große Wert der Netzhaut-Organoide gründet zudem auf dem Beweis der Forschenden, dass gleiche Defekte in jeweils denselben Zelltypen zu denselben Netzhauterkrankungen in den Organoiden und in menschlicher Netzhaut führen. „Wir können Netzhaut-Organoide aus Hautbiopsien oder Blut von individuellen Patienten züchten. Damit können wir im Labor Behandlungen entwickeln, die auf diese Patienten maßgeschneidert sind“, sagt Magdalena Renner. Sie ist ebenfalls Erstautorin der Publikation und Leiterin der Human Organoid Platform am IOB. Die Erkenntnisse beschleunigen die Entwicklung neuer Therapien für Netzhauterkrankungen, die bisher zur Erblindung führen.


Quelle: Institut für Molekulare und Klinische Ophthalmologie Basel (IOB)

18.09.2020

Verwandte Artikel

Photo

News • Stammzellen der Schleimhäute der Atemwege

Krebsvorstufe? Forschung zeigt Hillock-Zellen in neuem Licht

Die sogenannten Hillock- oder Hügelzellen standen wegen ihrer Struktur im Verdacht, mit der Entstehung von Krebs in Verbindung zu stehen. Neue Forschung zieht dieses Bild in Zweifel.

Photo

News • Neuer Therapieansatz für Leukämie entwickelt

AML: Blockade an Knochenmark-Stammzellen entschlüsselt

Ein Forschungsteam konnte nachweisen, wie extrazelluläre Vesikel das Knochenmark bei akuter myeloischer Leukämie (AML) beeinflussen. Die Entdeckung könnte die Behandlung in Zukunft verbessern.

Photo

News • Sensoren, Stimulatoren, Stammzellen

Innovative Technologien für die Parkinson-Therapie vorgestellt

Symptom-Tracking per App, Neuroprothesen bei Gangstörungen, Stammzelltherapien: Auf dem DPG-Kongress werden vielversprechende Ansätze für die Parkinson-Krankheit vorgestellt.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren