Medizinische Geräte sicher anwenden
– Nicht nur Zeit- und Handlungsdruck in Notfallsituationen, sondern auch komplexe und schwierig zu bedienende und störanfällige medizinische Gerätschaften sowie Enge im Operationssaal können bei chirurgischen Eingriffen zu Fehlern führen. Im schlimmsten Fall schädigt ein „unerwünschtes Medizinprodukt-assoziiertes Ereignis“ (UME) den Patienten.
Im Rahmen des 6. Medizintechnik- und Ergonomiekongresses (MEK) diskutieren Experten, wie sich dieses Risiko minimieren und ein UME vermeiden lässt. Die Tagung mit dem Schwerpunkt „Sichere Anwendung von Medizinprodukten in der Chirurgie“ findet am 12. September 2011 auf dem Leonardo-Campus von Münster statt. Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) veranstaltet sie gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) und dem Zentrum für Medizintechnik und Ergonomie der Fachhochschule Münster.
Modernste, hoch verfeinerte chirurgische Geräte und Medizinprodukte ermöglichen medizinischen Fortschritt mit wirksameren Behandlungen und verbessern die Chancen auf Heilung. Sie bergen aber auch Gefahren für Patient und Chirurg. „Selbst erfahrenen Ärzten unterlaufen im Umgang mit dieser oft hochgradig spezialisierten chirurgischen Technik Fehler“, sagt Professor Dr. med. Hartwig Bauer, Generalsekretär der DGCH aus Berlin, im Vorfeld des MEK 2011. Das Risiko wachse in Notfallsituationen, unter Zeitdruck oder auch, wenn der Arzt verschiedene Geräte gleichzeitig bedienen muss. Gerade bei besonders schwierigen Operationen mit hohem technischen Aufwand, wechselnden OP-Teams oder wenn lange Eingriffe und Arbeitszeiten das Personal übermäßig belasten, ist die sichere Anwendung von Medizinprodukten ein wichtiger Faktor für die Patientensicherheit, ebenso wie für den Arbeitsschutz des Personals.
Auf dem Kongress in Münster analysieren die Experten reale Fälle von UMEs und stellen Methoden und Konzepte vor, um diese zu erkennen, zu analysieren und zu vermeiden. „Ein Ziel ist es dabei, ein klinisches Umfeld zu schaffen, in dem Risikofaktoren ausgeschaltet und mögliche Fehlerquellen früh erkannt werden, um entsprechend handeln zu können“, betonen die Kongressleiter Professor Dr. med. Claus-Dieter Heidecke, Greifswald, und Professor Dr.-Ing. Uvo Hölscher aus Münster. Ein so hoch spezialisierter Arbeitsbereich wie der OP sei arbeitswissenschaftlich und damit auch sicherheitstechnisch gesehen extrem anspruchsvoll. Klammer- und Schneidegeräte, bild- und computergesteuerte Navigationstechniken für zielgenaues gewebeschonendes Operieren oder Instrumente zum Einsetzen von Implantaten müssten deshalb leicht zu bedienen und ergonomisch ausgelegt sein. Auch die Räume sollten baulich so gestaltet sein, dass sie bei Operationen flüssige Abläufe begünstigen und durch die Geräteanordnung nicht zusätzliche Gefahrenquellen bestehen.
„Vor allem aber trägt ein aus arbeitspsychologischen Gesichtspunkten optimal aufgestelltes OP-Team maßgeblich dazu bei, dass die Beteiligten im wahrsten Sinne des Wortes Hand in Hand arbeiten können“, erläutert Professor Bauer die Rolle des „Faktor Mensch“. Geräteeinweisungen und Verhaltensregeln seien deshalb nicht allein für die Technik und Bedienung der Geräte wichtig. Es gehe auch darum, die Zusammenarbeit so reibungslos wie möglich zu gestalten. Hierbei helfen Teamschulungen in virtuellen Operationssälen und simulierte Operationen an lebensechten Modellen. Die DGCH befasst sich mit diesen Fragen bereits seit mehreren Jahren intensiv in ihrer Arbeitsgemeinschaft „Qualität und Sicherheit in der Chirurgie“.
Übergeordnet diskutieren die Experten in Münster die Risiken an den Schnittstellen Nutzer-Medizinprodukt-Prozess-Organisation. Checklisten in der Medizin, Fehlermeldesysteme und die Frage, was die Chirurgie von Piloten lernen kann, sind Themen ausgewählter Sitzungen. Der Kongress richtet sich an Ärzte ebenso wie an Pflegende, Techniker und Entwickler von medizinischen Produkten.
Weitere Informationen finden Interessierte im Internet unter: www.mek2011.de.
Bildquelle: Draeger Medical GmbH
06.09.2011