Prof. Peter Kühnen

Mehr Kooperation und Translation für seltene Erkrankungen

Mit seiner Forschung zu genetisch bedingter Adipositas (Fettleibigkeit) hat Prof. Peter Kühnen Maßstäbe gesetzt. Zum 1. Juni beruft die Charité – Universitätsmedizin Berlin den ausgewiesenen Experten für hormonelle Störungen im Kindes- und Jugendalter auf die Professur für Pädiatrie mit Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie.

Portraitfoto von Prof. Peter Kühnen
Prof. Peter Kühnen

© Charité | Maria Streltsova

Damit verbunden ist die Leitung der gleichnamigen Klinik, die Peter Kühnen bereits Ende 2022 übernommen hat. 

Dem Pädiater ist es gelungen, auf Basis von grundlagenwissenschaftlichen Analysen jungen Menschen mit einer genetisch bedingten Form der Fettleibigkeit mit einer neuen Behandlungsmethode zu helfen. Die Behandlung, eine Therapie mit dem Appetitzügler Setmelanotid, ist seit 2021 in der EU zugelassen und für die Betroffenen nach Verschreibung verfügbar. Für diesen Erfolg wurde Peter Kühnen 2020 mit dem Paul-Martini-Preis ausgezeichnet. Er habe beispielhaft neue molekulare Mechanismen der Adipositas identifiziert und die Erkenntnisse in eine Therapie für Patienten umgesetzt, heißt es in der Begründung der Jury. Damit sei seine Arbeit ein Musterbeispiel für eine zielgerichtete translationale Entwicklung. 

Diese enge Verzahnung von Forschung und klinischer Betreuung – die sogenannte Translation – will Peter Kühnen in seiner Funktion als Direktor der endokrinologischen Kinderklinik auch auf andere Erkrankungen ausweiten. Denn die Endokrinologie befasst sich mit vielfältigsten Krankheiten, die von hormonellen Prozessen im Körper beeinflusst werden. Dazu zählen beispielsweise Störungen der Insulinwirkung und -sekretion wie Diabetes mellitus, Wachstumsstörungen, Schilddrüsenerkrankungen oder Varianten der Geschlechtsentwicklung, aber auch viele weitere sogenannte Seltene Erkrankungen, die höchstens eine von 2.000 Personen betreffen.

„Wir wollen ergründen, wie genetische und epigenetische Mechanismen zur Entstehung von metabolischen Störungen und anderen seltenen hormonellen Erkrankungen beitragen, um anhand dieser Erkenntnisse neue medikamentöse Behandlungsansätze zu entwickeln“, sagt Peter Kühnen. Sein Ziel ist es außerdem, innovative Diagnostikverfahren zu etablieren. Das ist vor allem für Seltene Erkrankungen relevant, deren Diagnose und Therapie eine besondere Herausforderung sind. Seine Expertise in diesem Bereich bringt der Mediziner auch im Berliner Centrum für Seltene Erkrankungen (BCSE) ein, dessen Team Pädiatrie er weiterhin leiten wird. 

Künftig will Peter Kühnen den Fokus noch stärker auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit, insbesondere im Bereich Seltene Erkrankungen und Prävention legen, um beispielsweise die Entwicklung von Adipositas im Kindes- und Jugendalter günstig zu beeinflussen bzw. zu verhindern. Hierbei legt er nicht nur auf den Austausch mit anderen Fachgebieten Wert, sondern auch auf den Dialog mit anderen Grundlagenwissenschaftlern. Zentrales Anliegen der von ihm geleiteten Klinik ist es außerdem, den Nachwuchs in Medizin und Wissenschaft zu unterstützen. Dazu gehört beispielsweise die Förderung von jungen Clinician Scientists, also forschenden Ärzten, oder die Weiterentwicklung von Lehrformaten und -inhalten, um das medizinische Wissen optimal an die Studierenden zu vermitteln. 


Profil:

Peter Kühnen, 1977 in München geboren, studierte Humanmedizin in Würzburg, Zürich und an der Charité in Berlin. Nach seiner Promotion an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg im Jahr 2005 war er als Assistenzarzt und Wissenschaftler am Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie der Charité tätig. Von 2013 bis 2016 war er Fellow des Clinician Scientist Programms, das die Charité zusammen mit dem Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) betreibt, um Ärzt:innen eine klinisch-wissenschaftliche Karriere zu ermöglichen. Seit 2014 Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, habilitierte Peter Kühnen sich 2018 und wurde 2019 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit einer Heisenberg-Professur ausgezeichnet. 2021 erlangte er die Zusatzbezeichnung Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie. Seine exzellente Forschung wird durch einen Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) gefördert. Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören der Galenus-von-Pergamon-Preis (2018) sowie der mit 50.000 Euro dotierte Paul-Martini-Preis (2020). Seit Dezember 2022 leitet Peter Kühnen die Klinik für pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie der Charité.

02.06.2025

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