Prof. Dr. Julia Szendrödi

Neue DDG-Spitze setzt auf Prävention, Vernetzung und Teilhabe

Professorin Dr. Julia Szendrödi ist neue Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Ärztliche Direktorin der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie am Universitätsklinikum Heidelberg ist von der Mitgliederversammlung für zwei Jahre in das Amt berufen worden.

Portraitfoto von Prof. Dr. Julia Szendrödi
Prof. Dr. Julia Szendrödi

Bildquelle: Universitätsklinikum Heidelberg

Unter dem Motto „Prävention stärken. Versorgung vernetzen. Menschen befähigen.“ setzt sich die Wissenschaftlerin und Klinikerin insbesondere für eine gerechtere und effektivere Diabetesversorgung ein – auf Basis einer stärkeren Umsetzung von Leitlinien, einer präziseren Prävention für Hochrisikogruppen und der Stärkung vulnerabler Patientengruppen. Szendrödi folgt damit Professor Dr. Andreas Fritsche, der nun das Amt des Past-Präsidenten innehat. Zum Vizepräsidenten hat die Mitgliederversammlung Dr. Tobias Wiesner, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie am MVZ Stoffwechselmedizin Leipzig, gewählt. 

„Ein für mich zentrales Anliegen ist die konsequentere Umsetzung bestehender Leitlinien zur Prävention und Behandlung des Diabetes“, betont Szendrödi. „In der Versorgungspraxis werden sie leider noch nicht ausreichend berücksichtigt, sind aber essenziell für eine erfolgreiche Patientenversorgung.“ Die gebürtige Österreicherin möchte sich in ihrer DDG-Präsidentschaft daher für eine bessere Umsetzung und Einhaltung von evidenzbasierten Leitlinien einsetzen, beispielsweise über deren konsequente Einbindung in Disease-Management-Programme (DMP). Auch die von der DDG entwickelte elektronische Diabetesakte (eDA) ist aus Sicht der Expertin langfristig ein absoluter Mehrwert für eine zukunftssichere Versorgung von Menschen mit Diabetes – insbesondere in Kombination mit der elektronischen Patientenakte (ePA). „Die Digitalisierung von Patientendaten bietet Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes einen besonders hohen Mehrwert durch Transparenz, Koordination und bessere Notfallversorgung. Sie ist elementarer Bestandteil einer gelungenen transsektoralen Versorgung.“

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Darüber hinaus ist der DDG-Präsidentin die Prävention von Diabetes und dessen Folgeerkrankungen wichtig. Sie ist sicher: Nur über verhältnispräventive Maßnahmen lässt sich Diabetesprävention nachhaltig umsetzen. Hierfür müssen gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen in Kitas, Schulen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen entstehen. „Wir brauchen verbindliche Standards für die Verpflegung in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, Ernährungskonzepte in Krankenhäusern und flächendeckende Malnutritionsscreenings“, so Szendrödi. Ihre Vision: eine nationale Strategie für gesundes Aufwachsen und Altern – bestenfalls ohne Diabetes. „Wir müssen interprofessionelle Versorgungskonzepte schaffen, die Ernährung, Bewegung und Supplementierung klug kombinieren“, so Szendrödi.

Wir brauchen tragfähige, refinanzierte Strukturen für eine sektorübergreifende Versorgung, auch in sozial benachteiligten Regionen

Julia Szendrödi

Auch wissenschaftlich setzt die Diabetologin klare Impulse. Besonders vulnerable Gruppen wie Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes, Menschen mit Adipositas oder familiärer Vorbelastung sollen früher erkannt, gezielter versorgt und notfalls lebenslang nachversorgt werden. 

Ein weiterer Schwerpunkt der Präsidentschaft Szendrödis wird auf dem Empowerment von Menschen mit Diabetes und mehr Gesundheitsgerechtigkeit liegen. Besonders vulnerable Gruppen, etwa Kinder und Jugendliche, multimorbide Patienten oder Frauen in Lebensphasen wie Schwangerschaft oder Menopause, benötigen gezielte, interdisziplinäre Versorgungsmodelle. „Wir brauchen tragfähige, refinanzierte Strukturen für eine sektorübergreifende Versorgung, auch in sozial benachteiligten Regionen.“ 

Dr. Tobias Wiesner, niedergelassener Diabetologe aus Leipzig, ist neuer Vizepräsident der DDG. Mit seiner langjährigen Erfahrung in der ambulanten Versorgung bringt er eine wichtige Perspektive in den Vorstand ein: „Gerade die Herausforderungen im niedergelassenen Bereich – von der strukturellen Unterversorgung über die qualitativ hochwertige Versorgung und deren adäquate Vergütung bis hin zur Patientenschulung – müssen stärker berücksichtigt werden, wenn wir die Versorgung ganzheitlich verbessern wollen“, so Wiesner. Gemeinsam wird die neue Doppelspitze aus Klinik und Praxis ein deutliches Zeichen für eine vernetzte, sektorenübergreifende Diabetologie setzen. Mit diesem ganzheitlichen Blick auf die Versorgungsstrukturen ist die DDG auch optimal aufgestellt für die anstehenden Gesundheitsreformen. 

Außerdem wurde in der DDG-Mitgliederversammlung Professor Dr. Robert Wagner zum Kongresspräsidenten des Diabetes Kongresses 2027 gewählt. 


Profil: 

Professorin Dr. Julia Szendrödi ist Fachärztin für Innere Medizin mit der Zusatzbezeichnung Endokrinologie und Diabetologie sowie Labormedizin und Inhaberin einer W3-Professur an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Seit 2021 leitet sie als Ärztliche Direktorin die Klinik für Endokrinologie, Diabetologie, Stoffwechselkrankheiten und Klinische Chemie sowie das Zentrallabor am Universitätsklinikum Heidelberg. Zuvor war sie langjährig am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) und Universitätsklinikum Düsseldorf tätig, unter anderem als Leiterin des Klinischen Studienzentrums und als stellvertretende Klinikdirektorin. Wissenschaftlich befasst sie sich mit Prävention, Adipositas, personalisierter Medizin und Insulinresistenz. Szendrödi ist seit 2009 Mitglied in der DDG.

02.06.2025

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