Fünf Frauen und Männer stehen auf dem Helikopterlandeplatz eines...
Forschungsprojekt ARAS am EKFZ (von links): Claudia Wojciechowski, Anja Stübner, Dr. Jessica Barlinn, Dr. Simon Winzer und Maren Kählig

Foto: UKD/Michael Kretzschmar

News • Zuweisungsalgorithmus für optimierte regionale Akutversorgung

KI bringt Schlaganfall-Patienten schneller ins richtige Krankenhaus

Innovatives Nachsorgeprogramm rundet Schlaganfallversorgung ab und wird mit Forschungspreis ausgezeichnet.

Bei der akuten Schlaganfallversorgung ist ein rechtzeitiger Zugang zu lebensrettenden Behandlungen entscheidend. Das ist vor allem in der flächendeckenden Versorgung im ländlichen Raum eine Herausforderung – hier soll der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) die Ersthilfe nach einem Schlaganfall weiter verbessern. In einem Forschungsprojekt am Else Kröner Fresenius Zentrum für Digitale Gesundheit (EKFZ) will das Projektteam einen Algorithmus entwickeln, der die Rettungsdienste bei der Zuweisung akuter Schlaganfallpatienten an Krankenhäuser unterstützt. „Die Erstversorger im Rettungswagen müssen regelhaft über die korrekte Zuweisung von Patienten entscheiden; mitunter ist ein Krankenhaus näher, doch das andere bietet spezialisierte Schlaganfalltherapien an. In solchen Situationen könnte unser Algorithmus in Sekundenschnelle eine Entscheidung treffen und die Betroffenen dorthin leiten, wo sie die bestmögliche Versorgung erhalten“, so PD Dr. Jessica Barlinn, Projektleiterin und Neurologin an der Dresdner Hochschulmedizin. „Der Algorithmus berücksichtigt dabei verfügbare Ressourcen wie CT-Bildgebung oder endovaskuläre Therapien, aber auch Qualitätskriterien und Transportzeit.“

Langfristig bietet der ARAS-Algorithmus großes Potenzial für die Übertragung auf andere Regionen und Krankheitsbilder wie Herzinfarkt oder schwere Verletzungen

Jessica Barlinn

Das Projekt ARAS (Allocation Algorithm for Optimized Regional Acute Stroke Care - Zuweisungsalgorithmus für optimierte regionale Akutversorgung bei Schlaganfall) entwickelt diesen Algorithmus mittels simulationsbasierter Analysen. Er nutzt hierzu die aktuelle Verkehrsinfrastruktur, Bedarfsszenarien, die auf realen Patientendaten basieren, Transportzeiten und aktuelle Klinikressourcen. So können Schwachstellen identifiziert und die Verteilung der Patienten optimiert werden. Ein webbasierter Prototyp zeigt den Rettungskräften künftig in Echtzeit an, welches Krankenhaus die notwendigen Kapazitäten und die optimale Behandlungszeit bietet. Neben der besseren Patientenversorgung wird auch die Wirtschaftlichkeit untersucht: Effizientere Transporte und die Vermeidung unnötiger Verlegungen entlasten die Rettungsdienste und senken Kosten. „Langfristig bietet der ARAS-Algorithmus großes Potenzial für die Übertragung auf andere Regionen und Krankheitsbilder wie Herzinfarkt oder schwere Verletzungen“, so PD Dr. Barlinn. 

Dass der Schlaganfall nicht nur eine Akuterkrankung ist, sondern die gesamte Versorgungskette für das klinische Ergebnis der Patienten eine zentrale Rolle spielt, unterstreicht die Etablierung eines strukturierten Nachsorgeprogramms am Uniklinikum Dresden. Im Dezember 2024 wurde eine Evaluation des Case Management Programms „SOS-Care – Hilfe nach Schlaganfall“ mit dem Fürst von Donnersmarck-Forschungspreis ausgezeichnet. SOS-Care ist ein strukturiertes Case Management Programm, in dem seit 2011 Betroffene nach einem Schlaganfall für ein Jahr begleitet werden. Ziel ist es, weitere Schlaganfälle sowie eine Pflegebedürftigkeit langfristig zu vermeiden. Die Edukation zu den Risikofaktoren, die regelmäßige Medikamenteneinnahme in der Sekundärprophylaxe und die umfängliche Aufklärung zum Krankheitsbild sind die Säulen der strukturierten Nachsorge. In der Veröffentlichung „Case management-based post-stroke care for patients with acute stroke and TIA (SOS-Care): a prospective cohort-study“ (Barlinn K et al., J Neurol 2024) hat das Team die Daten aus dem Nachsorgeprogramm wissenschaftlich ausgewertet. Das in dieser Studie evaluierte Case Management Programm „SOS-Care – Hilfe nach Schlaganfall“ knüpft in der ambulanten Phase nach dem Klinikaufenthalt von Schlaganfallbetroffenen an der Stelle an, wo professionelle Unterstützung abrupt endet. Das Ergebnis zeigt: Eine strukturierte Nachbetreuung stärkt die Eigenständigkeit der Betroffenen und verhindert erneute Schlaganfälle, Pflegebedürftigkeit und das Versterben der Patienten aufgrund erneuter Ereignisse. Die Veröffentlichung wurde auch innerhalb des Uniklinikums ausgezeichnet: Mit der Studie gewann das SOS-Care-Team im vergangenen Jahr den UKD-Publikationspreis, der im Rahmen des Aktionsjahres Patientensicherheit am Uniklinikum ausgeschrieben wurde. 


Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

11.02.2025

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