Migrationsmedizin

Ist unbekannt = unerkannt?

Kommen Migranten krank in Deutschland an, leiden sie zwar meist unter den gleichen Erkrankungen wie die einheimische Bevölkerung: Dazu zählen in den Wintermonaten verstärkt Grippe und Erkältungskrankheiten. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. rechnet allerdings auch mit Tropenerkrankungen und hier kaum bekannten Infektionen oder seltenen Erbkrankheiten wie der Sichelzellkrankheit. Niedergelassene Ärzte und Allgemeinmediziner sind oft die erste Anlaufstelle für Flüchtlinge. Damit sie die Patienten angemessen versorgen können, ist Migrationsmedizin beim 122. Internistenkongress vom 9. bis 12. April 2016 in Mannheim ein Schwerpunkt im Kongressprogramm.

Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und...
Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß, Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Georg-August-Universität Göttingen.

Trotz der sehr beschwerlichen Reise nach Deutschland kommen viele Flüchtlinge bei relativ guter körperlicher Gesundheit hier an. „Dennoch ist es wichtig, dass die Ärzte hier vor Ort diese Menschen sofort individuell und fachlich bestmöglich versorgen können“, sagt Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß, Vorsitzender der DGIM und Kongresspräsident des 122. Internistenkongresses. Es zeichne sich bereits jetzt ab, dass den Ärzten hierzulande künftig wieder Krankheiten begegnen, die in Deutschland selten oder gar nicht mehr vorkommen. Zudem würden Mediziner in Klinik und Praxis mit Erkrankungen konfrontiert sein, die sie allenfalls aus dem Lehrbuch kennen, meint Professor Hasenfuß, der Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Georg-August-Universität Göttingen ist.

Die Meldungen des Robert Koch-Instituts weisen darauf hin, dass einige Infektionserkrankungen wie Tuberkulose, Diphtherie oder Meningitis in Deutschland meist bei Menschen mit Migrationshintergrund auftreten können. Falsch wäre es jedoch, mit solchen Beispielen Ängste in der Bevölkerung zu schüren oder sich allein auf

Infektionskrankheiten zu konzentrieren, so Hasenfuß: „Die meisten dieser Krankheiten sind gut behandelbar. Wichtig ist, dass der behandelnde Arzt sie rechtzeitig erkennt.“ Und oft besteht zwar gar keine Ansteckungsgefahr, aber die Patienten brauchen dennoch schnell spezialisierte Hilfe. Etwa bei einer seltenen angeborenen Bluterkrankung, der Sichelzellkrankheit. Diese tritt verstärkt auf dem afrikanischen Kontinent auf und kann bei Säuglingen und Kindern, sofern sie nicht erkannt wird, bereits in jungen Jahren zum Tode führen.

Häufig sind es Internisten, Allgemeinmediziner und Niedergelassene, die kranke Migranten zuerst behandeln. Damit sie die Symptome dieser Patienten richtig diagnostizieren können, befasst sich die DGIM bei ihrer Jahrestagung in Mannheim in einer Hauptsitzung mit dem Thema Migrationsmedizin. „Auch das kontinuierliche Fortbildungsangebot der DGIM soll dahingehend erweitert werden“, stellt Professor Dr. med. Dr. h. c. Ulrich Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel, in Aussicht. Eine gemeinsame Mitglieder-Umfrage der DGIM und des Bundesverbands Deutscher Internisten (BDI) wird zeigen, mit welchen Fällen die Ärzte in ihrem Berufsalltag konfrontiert werden. Daran orientiert, werden DGIM und BDI ein bedarfsgerechtes Fortbildungs-Curriculum anbieten. Auf der Pressekonferenz der DGIM am Dienstag, den 12. April 2016 anlässlich des 122. Internistenkongresses werden Experten der DGIM das Thema Migrationsmedizin ebenfalls diskutieren. Weitere Informationen zum Kongress finden Interessierte hier: www.dgim2016.de


Terminhinweise:
122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V.
Termin: 09. bis 12. April 2016
Ort: Congress Center Rosengarten Mannheim
Anschrift: Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim

Kongress-Pressekonferenzen auf dem 122. Internistenkongress
Termine:     Samstag, 09. April 2016
Montag, 11. April 2016 und
Dienstag, 12. April 2016
jeweils von 12.30 bis 13.30 Uhr


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin

23.12.2015

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