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© DZIF
News • Jahrestagung von DZIF und DGI
Infektiologen fordern verantwortungsvollen Antibiotika-Einsatz
Deutsche Infektiologen warnen vor einer deutlichen Zunahme von Infektionen mit multiresistenten Bakterien.
„Die Zunahme der Fälle, in denen auf Reserveantibiotika zurückgegriffen werden muss oder sogar diese nicht mehr wirksam sind, ist beunruhigend. Dies betrifft verschiedenste Arten von Infektionen wie zum Beispiel Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen und Blutvergiftungen“, warnt Prof. Dr. Maria Vehreschild, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI), Koordinatorin des Forschungsbereichs „Gesundheitssystem-assoziierte Infektionen“ im DZIF und Leiterin der Infektiologie am Universitätsklinikum Frankfurt. „Multiresistente Erreger wie beispielsweise Carbapenemase-bildende Enterobakterien oder hochgradig resistente Mykobakterien, die Erreger der Tuberkulose, schränken die Therapieoptionen maßgeblich ein.“
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Artikel • AMR-Themenkanal
Antibiotikaresistenz: eine globale Bedrohung
Antibiotikaresistenz (AMR) stellt eine zunehmende Bedrohung für die öffentliche Gesundheit auf der ganzen Welt dar. Bakterien, die gegen verfügbare Antibiotika resistent werden, machen alltägliche medizinische Verfahren aufgrund des hohen Infektionsrisikos unmöglich. Lesen Sie weiter und erfahren Sie mehr über die AMR-Forschung, die Entwicklung neuer Antibiotika und Antibiotika-Alternativen.
Obwohl Maßnahmen wie Antibiotic Stewardship – die Förderung des rationalen Einsatzes von Antibiotika – Erfolge zeigen, reichen sie nach Ansicht von Experten nicht aus. „Resistenzentwicklung ist ein natürlicher Evolutionsprozess, der durch entsprechende Maßnahmen verzögert, aber nicht aufgehalten werden kann. Für Antibiotika gilt: So viel wie nötig – aber so wenig wie möglich“. Die Einschränkung des Antibiotikaeinsatzes ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der jeder Einzelne beitragen kann, indem er beispielsweise die empfohlenen Impfungen, auch gegen virale Infektionen wie die Influenza, wahrnimmt. Denn eine bakterielle Infektion ist selten eindeutig von einer viralen Infektion zu unterscheiden – deshalb werden Antibiotika aus Sicherheitsdenken zu oft verordnet“, betont Prof. Dr. Mathias Pletz, Vorstandsmitglied der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie e.V. (PEG) und Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena.
Ohne geeignete Marktmechanismen laufen Deutschland und die EU Gefahr, dass die dringend benötigte Entwicklung neuer Antibiotika nicht stattfindet
Ingrid Wanninger
„Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) gibt es vielversprechende Ansätze zur Entwicklung neuer Antibiotika. Doch die Umsetzung scheitert oftmals an der Finanzierung der weiteren Entwicklung, die in vielen Fällen durch kleine Start-up-Unternehmen erfolgt“, erklärt Prof. Dr. Rolf Müller, Koordinator des DZIF-Forschungsbereichs „Neue Antibiotika“ und Geschäftsführender Direktor des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS).
Die klinischen Studien der Phasen II und III sind äußerst kostspielig. Ohne ausreichende finanzielle Unterstützung durch Investoren gelingt es nicht, neue Wirkstoffe zur Marktreife zu bringen. Die Entwicklung neuer Antibiotika ist für Unternehmen aufgrund der damit verbundenen hohen Kosten und der abschreckenden Wirkung auf Investoren unwirtschaftlich.
„Ohne geeignete Marktmechanismen laufen Deutschland und die EU Gefahr, dass die dringend benötigte Entwicklung neuer Antibiotika nicht stattfindet“, warnt Dr. Ingrid Wanninger, Vertreterin des Deutschen Netzwerks gegen Antimikrobielle Resistenzen (DNAMR) und Geschäftsführerin von HYpharm, Bernried. „Es braucht kreative Finanzierungslösungen, um Privatunternehmen wieder stärker einzubinden. Eine ausgewogene Kombination aus wirtschaftlichen Anreizen, regulatorischen Erleichterungen und einem verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika ist entscheidend, um die Entwicklung neuer Wirkstoffe voranzutreiben und die wachsende Bedrohung durch Resistenzen zu bekämpfen.“
Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung
18.02.2025