News • Pilotstudie

Gelenkkapsel-Tumor mit Medikamenten bekämpfen

Der Tenosynoviale Riesenzelltumor, kurz TGCT, ist ein Tumor, der die Gelenkkapsel meist großer Gelenke befällt.

In seiner knotigen Form ist dieser meist ein Zufallsbefund, der chirurgisch heilbar ist. Problematisch sind die diffus-wachsenden Tumoren, bei denen trotz Operation Rückfälle häufig sind. Diese führen im Extremfall zu einer Zerstörung des Gelenkes. Bislang gab es keine medikamentösen Therapien gegen diesen Tumor, obgleich es erste Hinweise für einen Nutzen zielgerichteter Therapien gab. Die ENLIVEN-Studie war die erste randomisierte Studie, die jemals für Patienten mit dieser Erkrankung durchgeführt wurde. Ärzte der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und des Universitätsklinikums Essen waren essentiell an der Studie beteiligt und haben gemeinsam mit internationalen Forscherkollegen untersucht, wie das Medikament Pexidartinib bei Patienten mit TGCT wirkt.

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„Hier haben wir ausschließlich nach Patienten gesucht, bei denen eine Operation keine sinnvolle Alternative war. Die größte Herausforderung war, dass es keine Behandlungsnetzwerke für TGCT-Patienten gibt und so viele Patienten gar nichts von der Studie wussten. Interessanterweise gibt es eine internationale Facebook-Gruppe von Betroffenen, die hier vielfach die Aufmerksamkeit auf die Erkrankung gelenkt hat“, so Prof. Dr. Sebastian Bauer, ärztlicher Sprecher des Sarkomzentrums des Westdeutschen Tumorzentrum Essen am Universitätsklinikums Essen und Co-Autor der Studie, die jetzt im Journal Lancet erschienen ist.

„Wenn TGCT in der diffusen Form auftreten, werden sie auch als pigmentierte villonoduläre Synovialitis, kurz PVNS, bezeichnet“, so Prof. Bauer. PVNS betrifft vor allem junge Patienten von durchschnittlich 35 Jahren. Bei dieser Form der Erkrankung kommt es häufig zu Rückfällen, die im Verlauf einen Gelenkersatz erforderlich machen können. „PVNS ist eine Erkrankung, die primär an  ein Sarkomzentrum gehört. Es gibt ein hohes Risiko für eine Über- als auch für eine Untertherapie. Durch diese neue Studie ist viel Bewegung in die Entwicklung neuer Therapiekonzepte gekommen und wir hoffen hier auf eine bessere Vernetzung mit den deutschen Sarkomzentren.“

Pexidartinib könnte zu einem wichtigen Baustein bei der Behandlung von TGCT-Patienten werden, wenn eine Gelenkzerstörung droht

Sebastian Bauer

TGCT weisen eine hoch-spezifische genetische Veränderung auf (Translokation), die zu einer Überproduktion des Wachstumsfaktors CSF1 führt. Tumorzellen, aber auch insbesondere gesunde Zellen der Umgebung werden hierdurch zur unkontrollierten Teilung angeregt. Der Wirkstoff Pexidartinib bindet und hemmt den CSF1-Rezeptor, wodurch der Wachstumsstimulus gestoppt wird. Patienten verspüren meist nach wenigen Tagen eine Linderung ihrer Symptome.

In der randomisierten Phase-3-Studie wurden 120 Patienten untersucht. Sie erhielten zunächst für zwei Wochen 1000 mg des Wirkstoffs und für weitere 22 Wochen 800 mg pro Tag. „Das hat nach 25 Wochen bei der großen Mehrzahl der Patienten zur Schrumpfung der Tumoren mit deutlicher Besserung der Beschwerden geführt“, so Prof. Bauer. Bei rund 13 Prozent zeigten sich höhergradige Nebenwirkungen, die in den meisten Fällen aber schnell reversibel waren. „Pexidartinib könnte zu einem wichtigen Baustein bei der Behandlung von TGCT-Patienten werden, wenn eine Gelenkzerstörung droht. Viele Fragen sind auch noch nicht beantwortet, wie die mögliche Dauer einer Therapie oder auch der Einsatz vor oder nach einer Operation. Zunächst einmal bleibt auch die positive Risiko/Nutzenbewertung der Zulassungsbehörden abzuwarten“.


Quelle: Universität Duisburg-Essen

04.07.2019

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