Frei atmen und präzise sehen
Prof. Dr. Dr. Günther Schneider setzt als Stellvertretender Klinikdirektor und Leitender Oberarzt am Universitätsklinikum des Saarlandes in der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie auf neueste MRT-Technologien von Siemens.
Mit FREEZEit möchte er die Herausforderungen bei abdominellen Aufnahmen meistern, die mit der Atmung vor allem bei Kindern einhergehen, präzisere Entscheidungsgrundlagen für Onkologen und Chirurgen bereithalten und die MRT-Untersuchungen für Patienten komfortabler machen.
Der Radiologe führt mit seinen Mitarbeitern täglich etwa 20 abdominelle MRTs an zwei Geräten durch. Da die Magnetresonanztomografie ohne ionisierende Strahlung auskommt, werden gerade Kinder mit abdominellen Problemen im Universitätsklinikum des Saarlandes überwiegend im MRT untersucht und so gut wie nicht mehr im CT. Studienleiter der Nephroblastom- Studien ist seit 1994 Prof. Dr. Norbert Graf, Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie des Universitätsklinikums in Homburg. Die Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie übernimmt das gesamte Staging der kleinen Patienten von Kopf bis Fuß. Das ist sehr aufwändig, weil der komplette Therapieverlauf mithilfe des MRT überwacht wird – von der Planung bis zur endgültigen OP, Follow-up-Untersuchungen und vieles mehr. Die FREEZEit-Technologie dient hier zur Therapiekontrolle. Das dynamische Leber-MRT ist eine kontrastmittelunterstützte Technik. Verabreicht man dem Patienten Kontrastmittel, ist es nötig, den richtigen Moment der arteriellen Phase für eine Aufnahme zu erwischen. Verpasst man diesen Moment, bleiben die entscheidenden arteriellen Informationen in der Leber unerkannt. Eine weitere Herausforderung bei dynamischen Leberaufnahmen ist das Anhalten der Atmung für eine bestimmte Zeit. Gerade Schwerkranke und Kinder sind dazu kaum in der Lage. Mit FREEZEit können Radiologen eine robuste, kontrastmittelgestützte Untersuchung bei freier Atmung durchführen und erhalten trotzdem präzise Aufnahmen. „Gerade wenn ich bei einem Kind eine Chemotherapie über zwölf Wochen durchführe, kann ich es in dieser Zeit nicht viermal für eine Untersuchung intubieren. In der Mehrzahl der Fälle versuche ich, die Untersuchung nur in Sedierung durchzuführen. Das bedeutet, dass das Kind mithilfe des neuen Verfahrens während der Untersuchung weiteratmen kann. Es gibt beim MRT Untersuchungssequenzen, die ich auf Atmen triggern kann. Dann dauern die Sequenzen etwas länger, statt 20 Sekunden zwei Minuten, was aber nicht weiter schlimm ist. Bei Kontrastmittelgabe geht das allerdings nicht. Eine arterielle Phase dauert 10 bis 15 Sekunden. Also kann ich nicht zwei Minuten akquirieren, weil dann die arterielle Phase längst vorbei ist. Da bringt die neue Technik enorme Vorteile“, sagt Schneider.
Die Bildgebung spielt in der Verlaufskontrolle eine immer größere Rolle. Sie hilft dabei, schnell und genau zu erkennen, wann eine Therapie anschlägt und wann beispielsweise eine Second-Line Chemotherapie nötig wird. Ein initialer Tumor ist sehr gut durchblutet. Im Verlauf der Chemotherapie sollte die Durchblutung ab- und die Nekrosen zunehmen, was in den MRT-Aufnahmen oft erst durch die Verabreichung eines Kontrastmittels deutlich sichtbar wird. „Sobald ich diese Entwicklung in den Bildern festhalten kann, erhalte ich ein Gesamtbild des Therapieverlaufs bis zu dem Punkt, an dem die chirurgische Therapie einsetzt“, erklärt der Oberarzt. „Mit dem PET können wir in so kurzen Zeitabständen unsere Untersuchungen nicht wiederholen, weil das eine zu hohe Strahlenbelastung für den Patienten bedeutet. Hier ist das MRT unschlagbar und wir müssen ihr Potenzial ausreichend nutzen. Jetzt bleibt abzuwarten, wie schnell die Radiologen und die überweisenden Ärzte die Technologie annehmen. Meine Prognose ist, dass in der nächsten Zeit dank dieser neuen Technologie die MRT noch attraktiver werden wird“, so Prof. Schneider abschließend.
Im Profil:
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Günther Schneider hat zunächst Biologie an der Universität Kaiserlautern studiert, dann Medizin an der Universität des Saarlandes absolviert und in beiden Fächern promoviert. Nach der Facharztausbildung wurde er an dieser Klinik Funktionsoberarzt für Magnetresonanztomografie. Seit 2006 ist der gebürtige Koblenzer Leitender Oberarzt und Ständiger Vertreter des Direktors der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum. Im Juli 2009 erhielt er die Venia legendi für Diagnostische und Interventionelle Radiologie.
30.05.2014