Koronare mikrovaskuläre Dysfunktion: Druckdraht-Messung ermöglicht einfache...

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Koronare mikrovaskuläre Dysfunktion: Druckdraht-Messung ermöglicht einfache Diagnose

Ursache einer Angina pectoris ist häufig kein Verschluss der Herzkranzgefäße, sondern eine koronare mikrovaskuläre Dysfunktion (CMD). Obwohl eine CMD die Lebensqualität und die Prognose der Patienten ebenfalls deutlich beeinträchtigt, wird diese Möglichkeit bei der Diagnose immer noch zu selten abgeklärt. Wie zwei Experten im Rahmen eines Interviews erläuterten, ist der Nachweis der Erkrankung heute jedoch mittels moderner Messsysteme einfach und schnell durchführbar.

Professor Dr. Tommaso Gori, Leiter des Herzkatheterlabors an der II. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz, zufolge, zeigt die Koronarangiographie bei fast 50% der Angina pectoris-Patienten keine epikardiale Stenose. „Von diesen Patienten hat etwa die Hälfte eine isolierte CMD, bei der funktionelle und strukturelle Veränderungen der kleinen Arterien und Arteriolen die Zunahme des koronaren Blutflusses hemmen.“ Die Folge: Patienten müssten nicht nur häufiger zur invasiven Untersuchung ins Krankenhaus, sondern haben auch eine schlechte Prognose und eine erhöhte Sterblichkeit.

Druckdrahtmessung ist empfohlene Diagnose-Methode

Nach Ansicht von Dr. Matthias Lutz, Leiter des Herzkatheterlabors an der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, wird eine CMD dennoch immer noch zu selten richtig diagnostiziert. „Dies lag bis jetzt auch an den mangelnden Möglichkeiten bildgebender Verfahren, die keine exakte Beurteilung der für eine CMD-Diagnose essenziellen Parameter koronare Flussreserve und mikrovaskulärer Widerstand erlauben.“

Die aktuellen ESC-Leitlinien und ein Konsensuspapier der EAPCI empfehlen daher bei persistierenden Symptomen angiographisch fehlender oder geringer Koronarstenose als diagnostische Methode der Wahl eine Untersuchung der koronaren Flussreserve (CFR) und des Index des mikrovaskulären Widerstands (IMR) mittels Druckmessdraht. „Hierbei ist der PressureWire™ X Guidewire von Abbott bisher das einzige System, mit dem beide Parameter ermittelt werden können“, so Lutz. Es handele sich hierbei um eine Druckdraht-Messung zur Bestimmung der fraktionellen Flussreserve (FFR) bzw. der „resting full cycle ratio“ (RFR), die um eine Temperatur-Bolus-Methode erweitert werde, ähnlich wie bei der Bestimmung des Herzzeitvolumens. Aus dem jeweils ermittelten Druck und Fluss ließen sich dann CFR und IMR berechnen.

Epikardiale Stenose und mikrovaskuläre Dysfunktion parallel diagnostizierbar

„Da die Untersuchung sowohl in Ruhe als auch unter maximaler Hyperämie erfolgt, werden FFR und RFR automatisch mitbestimmt, so dass man in einer einzigen unkomplizierten und kaum zeitaufwändigeren Untersuchung Informationen über den epikardialen und den mikrovaskulären Anteil der Ischämie erhält“, bemerkte Lutz.

„Abgesehen von den finanziellen Einsparungen durch die Diagnose sind wir sie den Patienten meiner Meinung nach einfach schuldig“, ergänzte Gori. „Die mikrovaskuläre Funktion sollte daher immer untersucht werden, wenn die Symptome nicht durch eine Stenose erklärt werden können.“ Trotz noch fehlender zielgerichteter Therapien würden CMD-Patienten bereits davon profitieren, dass sie endlich eine adäquate Diagnose erhielten. Zudem würden Lebensstilveränderungen oder der Einsatz von Betablockern Verbesserungen bewirken, wie etwa die Studie CorMicA zeigte. „Im Vergleich zu Patienten, die eine Scheinbehandlung erhielten, verbesserte sich der Angina-Score bei den 75 je nach Diagnose gezielt behandelten Patienten um 27 %.“

Quelle: Interview mit Professor Dr. Tommaso Gori, Leiter des Herzkatheterlabors an der II. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz, und Dr. Matthias Lutz, Leiter des Herzkatheterlabors an der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel

Literatur:
Marinescu et al. Coronary Microvascular Dysfunction, Microvascular Angina, and Treatment Strategies. JACC Cardiovasc Imaging. 2015 Feb;8(2):210-20.
Chew et al. National Heart Foundation of Australia & Cardiac Society of Australia and New Zealand: Australian Clinical Guidelines for the Management of Acute Coronary Syndromes 2016. Heart Lung Circ. 2016 Sep;25(9):895-951.
Knuuti et al. ESC Guidelines for the Diagnosis and Management of Chronic Coronary Syndromes. Eur Heart J. 2020 Jan 14;41(3):407-477.
Ford T.J. et al. 1-Year Outcomes of Angina Management Guided by Invasive Coronary Function Testing (CorMicA). J Am Coll Cardiol Intv. 2020;13(1):33-45.

10.11.2020

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