Ein Mediziner im weißen Arztkittel hält mit blauen und weißen...

© KL/K. Ranger

News • Bei schwerer Aortensteonose

Herzklappenverkalkung: Es kommt auf die Größe an

Neue Forschungsergebnisse der KL Krems hinterfragen bestehende Diagnosestandards der Aortenstenose und liefern neue Einblicke in geschlechtsunabhängige Verkalkungsmuster.

Eine aktuelle Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems) zeigt, dass die Größe der Aortenklappe maßgeblich das Ausmaß der Klappenverkalkung bei schwerer Aortenstenose (AS) beeinflusst. Diese Erkenntnis stellt bisherige diagnostische Kriterien infrage, die sich stark an geschlechtsspezifischen Schwellenwerten orientieren. 

Die neuen Erkenntnisse wurden im European Heart Journal - Cardiovascular Imaging veröffentlicht

Traditionell wird der Schweregrad der Aortenstenose mithilfe des “Aortenklappen-Verkalkungs-Scores” (AVC) beurteilt, wobei unterschiedliche Schwellenwerte für Männer und Frauen gelten. Eine Studie unter der Leitung von Prof. Julia Mascherbauer, Leiterin der Klinischen Abteilung für Innere Medizin 3 am Universitätsklinikum St. Pölten (einem Lehr- und Forschungsstandort der KL Krems), zeigt nun, dass die Größe des Aortenklappenanulus (dem Faserring, der die Klappe stützt) – und nicht das Geschlecht – einen entscheidenden Einfluss auf die Verkalkung hat. Demnach könnten bestehende Diagnosegrenzen insbesondere Patienten mit kleineren Aortenklappen benachteiligen.

Im Rahmen der Studie wurden die kardialen Computertomographie-Daten von 601 Betroffenen mit schwerer Aortenstenose ausgewertet. Es zeigte sich, dass Frauen zwar im Allgemeinen kleinere Aortenklappen und niedrigere AVC-Werte aufwiesen, aber unabhängig vom Geschlecht ein starker Zusammenhang zwischen der AS und Klappengröße bestand. Dies deutet darauf hin, dass Betroffene mit kleineren Klappen aufgrund der derzeitigen geschlechtsspezifischen Diagnoseschwellen möglicherweise unterdiagnostiziert oder falsch klassifiziert werden. 

Die wichtigsten Studienergebnisse sind: 

  • Korrelation von Klappengröße mit AVC-Werten: Es bestand ein signifikanter, geschlechtsunabhängiger Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Verkalkung und der Größe des Aortenklappenanulus. 
  • Risiko einer Fehlklassifikation: Personen mit kleineren Aortenklappen wurden häufiger unterhalb der aktuellen AVC-Grenzwerte eingestuft, obwohl sie eine schwere AS aufwiesen – ein Problem, das fast ein Drittel der Patienten betrifft. 
  • Anpassung diagnostischer Kriterien notwendig: Die Ergebnisse legen nahe, die Klappengröße künftig in die Diagnose miteinzubeziehen und die derzeitigen AVC-Referenzwerte zu überarbeiten, um genauere Bewertungen zu ermöglichen und Fehleinschätzungen zu vermeiden. 

Die Studie liefert eine fundierte Basis für die Weiterentwicklung diagnostischer Standards und könnte langfristig die Behandlungsstrategie für Patienten mit Aortenstenose verbessern. Die Berücksichtigung der Klappengröße in Diagnoserichtlinien würde dazu beitragen, Verzögerungen in der Therapie zu vermeiden und die medizinische Versorgung zu präzisieren. 

Durchgeführt wurde die Studie von der Abteilung für Kardiologie des Universitätsklinikums St. Pölten in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medizinische Radiologie des UK St. Pölten sowie den Abteilungen für Kardiologie der Medizinischen Universität Wien und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg. Sie unterstreicht das Engagement der KL Krems für praxisnahe Wissenschaft mit direktem Einfluss auf die klinische Medizin. 


Quelle: Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften

14.03.2025

Verwandte Artikel

Photo

News • Studie zu Herzinsuffizienz-Prognose

Zeigt ein Blick in die Augen das Risiko für Herzschwäche?

Lässt sich der Verlauf einer Herzinsuffizienz anhand der Pupillengröße und der Reaktion der Pupille auf einen Lichtreiz vorhersagen? Eine neue Studie geht dieser Frage nach.

Photo

News • Forschung zu Prognosemethode

Katheter-Ablation bei Vorhofflimmern: KI überwacht das EKG

Die Deutsche Herzstiftung fördert ein Forschungsprojekt, das den Erfolg einer Katheterablation bei Vorhofflimmern mittels KI-basierter EKG-Analyse genauer vorhersagen soll.

Photo

News • Kardiologen zur Aufnahme der CCTA in Kassenleitungen

Kardio-CT bei KHK: Diagnostische Vorteile und qualitative Bedenken

Die CCTA soll zur Abklärung beim Verdacht auf KHK ab sofort in die Kassenleistungen eingeschlossen werden. Kardiologen begrüßen dies zwar, ihnen geht der G-BA-Beschluss jedoch nicht weit genug.

Verwandte Produkte

Newsletter abonnieren