Artikel • Update Echokardiographie
Die gesamte Kardiologie in der Nussschale
Die Echokardiographie ist aus der modernen Kardiologie nicht wegzudenken. Die Untersuchung des Herzens mittels Ultraschall nimmt eine Schlüsselrolle in Diagnostik, Screening und Behandlung von akuten und chronischen kardiovaskulären Erkrankungen ein.
Bericht: Michael Krassnitzer
„Die Echokardiographie ist die gesamte Kardiologie in der Nussschale“, meint Dr. Gustav Huber, Leiter des Echolabors des Sozialmedizinischen Zentrums (SMZ) Ost in Wien: „Bei dieser Untersuchung kommen alle Teilbereiche der Kardiologie ins Spiel.“
Mittlerweile wird die Methode von mehreren Fachdisziplinen präklinisch und klinisch eingesetzt. Das Herzecho in der interdisziplinären Notaufnahme oder auf der Anästhesie-Intensivstation muss andere Fragen beantworten als eine Standarduntersuchung in einem kardiologischen Echolabor. Aus diesem Grund hält der Facharzt für Innere Medizin mit den Additivfächern Kardiologie und Angiologie Kurse, Fortbildung und gemeinsames Lernen für äußerst wichtig.
Länderübergreifende Initiativen für Qualitätsstandards werden zunehmend bedeutsamer für mobile Kollegen
Gustav Huber
Obwohl die Echokardiographie in der Ausbildung zum Kardiologen vorgesehen ist, wünscht sich Huber, dass jeder Kardiologe, der Echokardiographien durchführt, eine individuelle Akkreditierung in transthorakaler Echokardiographie erwirbt. Der entsprechende Ausbildungsnachweis der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) wird als eine der wenigen nationalen Prüfungen auch von der europäischen Imaging-Gesellschaft (European Association of Cardiovascular Imaging, EACVI) anerkannt. „Zudem werden länderübergreifende Initiativen für Qualitätsstandards wie die ÖGUM/DGUM/SGUM-Ausbildung in Notfallsonographie zunehmend bedeutsamer für mobile Kollegen“, fügt Huber hinzu.
In seinem „Update Echokardiographie“ beim 41. Ultraschall-Dreiländertreffen geht Huber auf einige der jüngsten Entwicklungen ein.
An erster Stelle nennt er die 3D-Echokardiographie, welche die dreidimensionale Darstellung des bewegten Herzens oder der Herzklappen in Echtzeit erlaubt. „Damit lassen sich die Ventrikelfunktion und die Dynamik von Herzfehlern genauestens darstellen“, erläutert der österreichische Kardiologe. Für die Indikationsstellung und die Operationsplanung ist die 3D-Echokardiographie ein unverzichtbares Instrument. Im Rahmen einer interdisziplinären Heart-Team-Besprechung kann so die optimale Therapie für den individuellen Patienten geplant werden. Des Weiteren, so Huber, könne man mittels dieser Methode dem Chirurgen oder dem invasiven Kardiologen während einem interventionellen Eingriff am Herzen zeigen, wie er sich in dem Organ bewegt – dreidimensional und in Echtzeit!
Eine weitere wichtige technische Entwicklung, zu der zurzeit sehr viel publiziert wird, ist die Speckle-Tracking-Echokardiographie. Durch immer schneller werdende Prozessoren ist eine dopplerunabhängige Messung der Bewegung der Herzwände in allen Dimensionen anhand der Verfolgung von charakteristischen Graumustern möglich. Damit ist eine sehr feine Analyse der Herzfunktion möglich. Das ist unter anderem bei onkologischen Patienten wichtig, um die kardiotoxischen Nebenwirkungen bestimmter Chemotherapien frühzeitig zu erkennen. „Aber auch andere Formen von Herzschwäche lassen sich mit Speckle-Tracking-Echokardiographie relativ früh feststellen und genauer beschreiben – ein Umstand, der bei der Vielzahl moderner Therapiemöglichkeiten immer wichtiger wird“, erklärt Huber.
Brandneues gibt es auf dem Gebiet der Guidelines. Im Vormonat wurden auf dem Europäischen Kardiologie Kongress (ESC) in Barcelona neue europäische Richtlinien zum Thema Herzklappenerkrankungen vorgestellt. „In der älter werdenden Bevölkerung kommen gewisse degenerative Herzerkrankungen – prominentestes Beispiel: die Aortenklappenstenose – immer häufiger vor“, berichtet Huber. Eine Vielzahl dieser Fälle kann mittlerweile ohne offene Herzoperation behandelt werden. Die neuen europäischen Guidelines geben unter anderem Entscheidungshilfen, in welchen Fällen welches Verfahren am besten eingesetzt wird und wie sich die Schwere eines Herzklappenfehlers festmachen lässt. „In der zunehmend hitzigen Beurteilung dieser Krankheitsverläufe spielt die Echokardiographie die Kernrolle“, bekräftigt der österreichische Kardiologe.
Profil:
Dr. Gustav Huber ist seit 2012 Leiter des von der EACVI (European Association of Cardiovascular Imaging) akkreditierten Echolabors des Sozialmedizinischen Zentrums (SMZ) Ost in Wien. Der Facharzt für Innere Medizin mit Additivfächern Kardiologie und Angiologie, der Studium und Facharztausbildung in Wien absolvierte, ist Kursleiter der Österreichischen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (ÖGUM) und Echokursleiter im Berufsverband Österreichischer Internisten (BÖI). Huber ist Universitätslektor an der Medizinischen Universität Wien und unterrichtet in mehreren internationalen Kursformaten. Er verfügt über Diplome in Flugmedizin, Notfallmedizin und Sportmedizin.
Veranstaltungshinweise:
Raum: Seminar 3
Donnerstag, 12. Oktober 2017, 08:30 – 10:00
RK 7 - Echokardiographische Messwerte bei Vitien
Herzhöhlen, systolische und diastolische Funktion
Gustav Huber (Wien/AT)
Raum: Seminar 3
Donnerstag, 12. Oktober 2017, 14:00 – 15:30
RK 17 - Echokardiographie bei häufigen Herzerkrankungen
Echo bei Herzinsuffizienz
Gustav Huber (Wien/AT)
13.10.2017