Das Gipfeltreffen am Fuße der Zugspitze
Grußwort des Tagungspräsidenten
Ich begrüße Sie alle recht herzlich zum 7. Internationalen Mehrschicht CT Symposium in Garmisch-Partenkirchen! Dies ist wahrlich ein Ort der Superlative: Deutschlands Wintersportparadies Nr. 1, Heimat der modernsten Skisprungschanze der Welt und das alles vor der einmaligen Kulisse von Deutschlands höchstem Berg und einzigem Gletschergebiet.
Höher oder mehr geht nicht. Dasselbe gilt auch für unsere dreitägige Weiter- und Fortbildungsveranstaltung: Hier trifft Premiumtechnologie auf Spitzenmedizin, State-of-the-art-Praxis auf die neusten Entwicklungen in der wissenschaftlichen Forschung.
Dabei sind die bemerkenswerten Evolutionssprünge der Computertomographie in den letzten Jahren eher heimlich, still und leise vor sich gegangen. Andere Bildgebungsverfahren wie die Magnetresonanztomographie zogen das Gros der Aufmerksamkeit auf sich. Das liegt sicherlich auch daran, dass die CT oder die Röntgendiagnostik im Allgemeinen mit dem ewigen Makel der Strahlendosis behaftet ist.
"Die heimliche Revolution"
Genau an diesem Punkt findet aber zurzeit eine heimliche Revolution statt, die vielleicht deshalb so unbeobachtet bleibt, weil sie an den kleinen Details und Stellschrauben passiert, die auf den ersten Blick wenig spektakulär daher kommen. Verbesserte Röhren- und Detektortechnologien und innovative Rekonstruktionsalgorithmen sorgen dafür, dass eine exzellente diagnostische Qualität mit drastisch reduzierter Strahlenexposition erreicht wird. Techniken wie die Iterative Rekonstruktion können die Dosis heute schon um circa ein Drittel reduzieren. Damit eröffnen sich für die CT ungeahnte neue und aufregende Möglichkeiten, die wir in Garmisch-Partenkirchen in den Sessions, Grundkursen und wissenschaftlichen Vorträgen beleuchten und diskutieren möchten.
Besonders herauszustellen in unserem Programm ist sicherlich der vorgeschaltete Strahlenschutzkurs inklusive CT-Grundkurs am Mittwoch. Die hohen Anmeldezahlen zeigen, dass viele von Ihnen es schätzen, das Notwendige mit dem Angenehmen, also die Aktualisierung ihrer Fachkunde mit dem anschließenden Besuch des Symposiums, verbinden zu können. Das unterstreicht auch den didaktischen Charakter unseres Meetings, der uns nach wie vor sehr am Herzen liegt.
Den vielen Besuchern, die auf die Zukunft der Computertomographie neugierig sind, sei ein Vortrag besonders warm empfohlen: Am Donnerstag referiert der renommierte Physiker und Biomedizin-Forscher Prof. Franz Pfeiffer über die Phasenkontrastbildgebung. Ein Verfahren, welches auf einem völlig anderen physikalischen Prinzip als die klassische Röntgenbildgebung beruht. Nicht die Absorption der Röntgenstrahlen, sondern ihre Phasenverschiebung in Wechselwirkung mit dem Körper werden gemessen. Mithilfe dieses neuen methodischen Ansatzes kann ein deutlich verbesserter Bildkontrast bei niedriger Dosis erwartet werden.
Ein ganzer Kongresstag für die Onkologie
Vielleicht haben Sie auch schon bemerkt, dass wir erstmals bei unserem Meeting keine organbasierten, sondern krankheitsbezogene Sitzungsblöcke zusammengestellt haben. So steht der gesamte Freitag dieses Jahr im Zeichen der Onkologie, denn die Krebsdiagnostik ist ein wesentlicher Indikationsbereich für die CT-Bildgebung. Die Zahl der Tumorerkrankungen in der Bevölkerung nimmt zu, was nicht nur daran liegt, dass unsere Bevölkerung immer älter wird, sondern auch damit zusammenhängt, dass die Lebenserwartung von Krebspatienten durch verbesserte Therapien stetig ansteigt. War man in der Vergangenheit noch auf Standardtherapien angewiesen, rückt jetzt die personalisierte Medizin in den Mittelpunkt. Die CT nimmt dabei eine Schlüsselposition in der medizinischen Versorgung mit individualisierten Behandlungsformen ein. Zum einen im Tumorstaging und zum anderen im Therapiemonitoring. Neuartige antiangiogenetische Medikamente sind kostspielig und mit Nebenwirkungen verbunden und sollten deshalb frühzeitig auf ihre Wirkung beurteilt werden.
Neben rein morphologischen Darstellungen gewinnt die funktionelle Bildgebung dadurch entscheidend an Bedeutung. In wachsendem Maße können funktionelle Informationen nun auch mit der CT gewonnen werden. Spezielle Verfahren wie Dual Energy oder die multispektrale Bildgebung sind hier besonders herauszustellen. Einen weiteren Aspekt bildet die dynamische CT ab, die zeitliche Abläufe wie z.B. die Kontrastmittelflutung abbildet. In Teilbereichen, wie bei der Hirnperfusion kann die CT mittlerweile durchaus mit der MRT mithalten und besticht vor allem durch Tempo und Unkompliziertheit.
Abschied von Gary Glazer
All dieser medizinische Fortschritt kann leider nicht darüber hinweg täuschen, dass wir den Kampf gegen den Krebs immer noch allzu oft verlieren. In diesen Tagen in Garmisch-Partenkirchen denken wir auch voller Trauer und Verbundenheit an unseren Freund und Kollegen Prof. Dr. Gary Glazer von der Stanford Universität in Kalifornien, der am 16. Oktober 2011 verstorben ist. Auch wenn Gary seit vielen Jahren an Prostatakrebs litt, traf uns die Nachricht von seinem Tod doch überraschend. Bis zum Schluss hatte er als Ko-Präsident mit an der Programmerstellung für dieses Meeting gearbeitet und sollte eigentlich mit mir zusammen durch die Veranstaltung führen. Sein Platz auf dem Podium bleibt nun leer. Sein Platz in der Erinnerung, derjenigen, die ihn kannten, schätzten und zu tiefst bewunderten, bleibt jedoch für immer lebhaft besetzt. Ihm zu Ehren wollen wir dieses Symposium begehen und zu einer unvergesslichen Zeit machen. Denn Garmisch-Partenkirchen war schon immer ein magischer Ort, an dem nicht nur der wissenschaftliche Austausch auf höchstem Niveau im Vordergrund stand, sondern auch das menschliche Zusammensein.
Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne viel Freude bei interessanten Veranstaltungen, anregenden Gespräche und spannenden Begegnungen!
Ihr Maximilian Reiser
13.01.2012