Asthma und Depressionen
Chronischer Schnupfen begünstigt andere Leiden
Mehr als 10 Prozent der Deutschen leiden unter einer chronischen Rhinosinusitis, einer dauerhaften Entzündung der Nasenschleimhaut. Ständiger Schnupfen sowie Kopfschmerzen und Riechstörungen belasten Betroffene dabei stark. Experten der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC) weisen darauf hin, dass die individuelle Belastung des Patienten häufig über die genannten Symptome hinausgeht: weitere Erkrankungen wie eine Lungenentzündung werden in ihrer Entstehung begünstigt und auch psychische Erkrankungen kommen häufiger vor.
In der Ärzteschaft wird die Häufigkeit der chronischen Rhinosinusitis oftmals unterschätzt. „Patienten mit einer chronischen Rhinosinusitis erkranken deutlich häufiger an Lungenerkrankungen, wie Asthma bronchiale und COPD, der sogenannten Raucherlunge. Nach internationalen Daten haben sie aber auch ein erhöhtes Risiko an Schlaganfall, Übergewicht oder einer Depression zu erkranken“, erklärt Privatdozent Dr. med. habil. Achim G. Beule, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Universitätsmedizin Greifswald. Insgesamt sind dabei Männer und Frauen etwa gleich häufig betroffen. Zudem merkt der HNO-Experte an: „Scheinbar sind bestimmte Berufsgruppen wie Feuerwehrleute und Flugbegleiter besonders gefährdet, an einer chronischen Rhinosinusitis zu erkranken.“
Patienten, die dauerhaft an Schnupfen leiden, rät der Experte, einen HNO-Arzt aufzusuchen. Der Facharzt kann durch eine Endoskopie der Nase verschiedene Unterformen der chronischen Rhinosinusitis unterscheiden, den betroffenen Patienten beraten und eine passende, konservative Therapie einleiten. Diese ist häufig erfolgreich. Andernfalls kann eine Nebenhöhlen-Operation Linderung verschaffen. Dabei entfernt ein Arzt beispielsweise Polypen, um enge Nasengänge zu erweitern. In Deutschland wurden allein im Jahr 2009 mehr als 50 000 Eingriffe an Patienten im Bereich der Nasennebenhöhlen wegen einer chronischen Rhinosinusitis durchgeführt.
Dr. Beule weist darauf hin, dass die chronische Rhinosinusitis international deutlich mehr Aufmerksamkeit als in Deutschland erhält. Für die USA, in denen etwa 12 Prozent der Bevölkerung daran leiden, wurden die direkten Kosten der chronischen Rhinosinusitis bereits 1996 auf 4,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Dabei erfolgen dort mehr als 10 Millionen Arztkontakte pro Jahr nur aufgrund dieser Erkrankung. In Asien steigt nach neueren Untersuchungen die Häufigkeit der chronischen Sinusitis. „Auch wenn so ein dramatischer Anstieg teilweise durch Verbesserungen der Untersuchungstechnik erklärt werden kann, sollte er Anlass sein, sich in Deutschland wissenschaftlich mehr mit der chronischen Rhinosinusitis zu beschäftigen“, führt der HNO-Experte aus. Im Rahmen einer großen europäischen Untersuchung berichteten in der Region Duisburg 14,1 Prozent und in Brandenburg 6,9 Prozent der Befragten über Beschwerden, die als typisch für eine chronische Rhinosinusitis gelten. Bei Befragung der Ärzte wurde die Häufigkeit deutlich unterschätzt. „Die Ursachen für die unterschiedliche Häufigkeit der Erkrankung können sowohl in der industriellen Ausrichtung in der Region des Niederrheins und Ruhrgebietes liegen, wie in günstigen Nachwirkungen der deutschen Teilung,“ erläutert Dr. Beule die Ergebnisse.
Wie künftig Fälle der chronischen Rhinosinusitis in Deutschland besser erkannt und behandelt werden können, diskutieren Experten der DGHNO KHC im Rahmen der Pressekonferenz am 12. Mai anlässlich ihrer 86. Jahresversammlung, die vom 13. bis 15. Mai in Berlin stattfindet.
Quelle: Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC)
21.04.2015