Appendizitis – Radiologe hilft Chirurg
Bei einfachen Symptomen kommt der Spezialist zum Einsatz. Bei Uneindeutigkeit sucht er Hilfe beim Radiologen. Und das ist die Zukunft: die multidisziplinäre Zusammenarbeit.“ Das betonte der deutsche Kongresspräsident, Prof. Dr. Stefan Diederich, zu Anfang des Kongresses am Mittwochmorgen.
Ein gelungenes Beispiel für einen fächerübergreifenden Lösungsansatz ist die Arbeit des jungen Radiologen Dr. Murat Karul, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Murat Karul hatte einst als Medizinstudent gelernt, was bei akuter Appendizitis zu tun ist: „Erst wird ein Ultraschall gemacht und dann ist der Patient auch schon im OP“, sagt Karul. Die klinische Praxis sieht allerdings anders aus: „Es kommt schon mal öfter ein Chirurg zu mir und sagt, dass er sich bei den rechtsseitigen Unterbauchschmerzen der Appendizitis nicht ganz sicher sei und fragt um Rat.“ Denn nur mit einer Ultraschalluntersuchung vorab zeigt sich das genaue Ausmaß der Blinddarmerkrankung häufig erst während der Operation. Das ist nicht optimal, weil Patienten mit Blinddarmentzündung heute minimal-invasiv behandelt werden könnten und erst bei einem ausgedehnten Befund zum chirurgischen Eingriff übergegangen werden muss. „Moderne Schnittbildverfahren wie MDCT oder MRT sind dem Ultraschall diagnostisch überlegen und erlauben eine bessere Abschätzung des Schweregrades der Entzündung“, erklärt der Radiologe.
Dr. Karuls Studie
Bei 76 Patienten wurde vor dem chirurgischen Eingriff eine Niedrigdosis MDCT mit Gabe von Kontrastmittel durchgeführt. Nach der OP verglich der Radiologe seine Ergebnisse mit denen des Pathologen: „Wir konnten zeigen, dass sich bei einem Großteil der Patienten das Ausmaß der Blinddarmentzündung durch die MDCTUntersuchung zuverlässig darstellen lässt. Die Sensitivität betrug 86,4 Prozent bei Patienten mit Grad 3 und 85,7 Prozent bei solchen mit Grad 1 Appendizitis.
MRT ist manchmal vorzuziehen
Die Magnetresonanztomografie dauert zwar ein bisschen länger, ist jedoch bei Schwangeren und jüngeren Patienten generell zu empfehlen, denn auch in der MRT sind die Zeichen der Appendizitis gut zu sehen.“ Die Aussagefähigkeit verbessert sich weiter, wenn ein Entzündungsmarker, das C-reaktive Protein (CRP) verabreicht wird. „Denn je höher der CRPWert, desto größer die Wahrscheinlichkeit einer höhergradigen Blinddarmentzündung“, betont Karul. Bei Patienten mit Verdacht auf eine akute Blinddarmentzündung, deren CRP-Wert die Schwelle von 72 mg/l überschreitet, sollte eine MDCT angefertigt werden. Zeigt sich dabei eine Grad 3 Entzündung, kann der Chirurg einen offenen Eingriff in Erwägung ziehen.
„Wir können Bilder machen, auf denen Kotsteine und Abszesse eindeutig zu erkennen sind, die auf eine Grad 3 Appendizitis hindeuten. Die Chirurgen können aufgrund dieser Bilder statt minimal-invasiv vorzugehen gleich eine Unterbauchlaparotomie durchführen“, sagt Karul abschließend. Er kann dem Chirurgen eine genauere Prognose liefern.
30.05.2014