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News • Studie zu Nebenwirkungen
Antipsychotika erhöhen Schlaganfallrisiko bei älteren Patienten
Antipsychotika sollen Erregungszustände, aggressives Verhalten und Sinnestäuschungen bekämpfen. Laut einer britischen Studie erhöhen sie jedoch bei älteren Menschen die Gefahr, einen Gehirnschlag zu erleiden. Dies gilt laut der aktuellen Studienergebnisse besonders für Demenzkranke.
Antipsychotika, auch Neuroleptika genannt, kommen in erster Linie bei der Behandlung von Psychosen wie der Schizophrenie zum Einsatz. Sie werden aber auch häufig verabreicht, um durch eine Demenz bedingte Verhaltensstörungen wie eine gesteigerte Aggressivität zu bessern. Eine kürzlich im Britischen Ärzteblatt veröffentlichte Studie hat nun gezeigt, dass die Medikamente auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, einen Schlaganfall zu erleiden. So wiesen Patienten, die Antipsychotika einnahmen, ein um das 1,7-fache erhöhtes Schlaganfallrisiko auf. Besonders gefährdet sind nach den Studienergebnissen Demenzpatienten. Bei ihnen stieg das Schlaganfallrisiko sogar um das Dreieinhalbfache.
Vor diesem Hintergrund müssen Ärzte den Einsatz von Antipsychotika bei älteren und vor allem demenzkranken Menschen neu überdenken
Martin Grond
„Den Ergebnissen der Studie zufolge sind alle Antipsychotika mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden“, berichtet Professor Dr. Martin Grond, Vorstandsmitglied der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und Chefarzt am Kreisklinikum Siegen. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft forder daher, die Anwendung der Medikamente bei älteren Menschen neu zu überdenken.
Laut Studienergebnisse sei das Risiko mit modernen, so genannten „atypischen“ Antipsychotika, die an sich besser verträglich sind, eher größer als mit den älteren „typischen“ Antipsychotika. Die älteren Medikamente werden heute vielfach gemieden, weil sie dauerhafte Schäden der Hirnfunktion auslösen, etwa eine der Parkinson-Krankheit ähnliche Bewegungsstörung. „Vor diesem Hintergrund müssen Ärzte den Einsatz von Antipsychotika bei älteren und vor allem demenzkranken Menschen neu überdenken. Sie sollten nur noch verordnet werden, wenn andere Möglichkeiten der Behandlung ausgeschöpft sind“, so Professor Grond.
Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)
16.01.2009