Aktuelle Lage zu MRSA in NRW

Medienberichte zu Folge ist die Zahl der multiresistenten Krankenhauskeimen (MRSA) um ein Drittel gestiegen. Das Gesundheitsministerium NRW stellt fest: Nach Schätzungen von Expertinnen und Experten sind in Nordhein-Westfalen 30.000 bis 50.000 Menschen mit MRSA besiedelt.

Photo: Aktuelle Lage zu MRSA in NRW
Photo: Aktuelle Lage zu MRSA in NRW

Genaue Zahlen liegen jedoch nicht vor. Lediglich zu MRSA-Nachweisen aus Blut und Hirnflüssigkeit, die gemeldet werden müssen, liegen Zahlen vor.

Die Gesamtzahl der im 2. Halbjahr 2009 gemeldeten MRSA-Nachweise aus Blut und Hirnflüssigkeit beträgt 560, die Gesamtzahl 2010 liegt bei 1029 und die Gesamtzahl der im 1. Halbjahr 2011 übermittelten MRSA-Fälle beträgt 572. Die durchschnittliche Meldezahl pro Halbjahr beträgt 540. Die Abweichungen nach oben und unten sind bislang relativ gering.

Bei diesen Meldungen werden die betroffenen Patientinnen und Patienten nach Wohnorten erfasst, nicht nach dem Ort, an dem der Nachweis erbracht wurde (z.B. dem Krankenhaus einer Stadt, in der die Patientin bzw. der Patient aufgenommen wurde, aber nicht wohnt).

In der überwiegenden Zahl der Fälle ist MRSA ein Keim, der im Nasen- Rachenraum und auf der Haut ansonsten gesunder Menschen existiert und keinen Schaden anrichtet. Gefährlich wird er, wenn er bei einem immungeschwächten Menschen (etwa Patientinnen und Patienten im Krankenhaus) zum Beispiel in eine Wunde gerät, weil er dort Entzündungen hervorruft, die mit Antibiotika fast oder gar nicht beeinflussbar sind.

Besonders gefährlich, aber im Vergleich zu dem Problem der Wundinfektion eher selten kommt es vor, dass der Keim im Blut zirkuliert oder in die Hirnwasserräume gelangt. Diese eher seltenen Ereignisse unterliegen seit zwei Jahren der Meldepflicht. Valide wird man in diesem Spezialbereich eine Entwicklung erst beurteilen können, wenn zuverlässige Daten über einen längeren Zeitraum vorliegen.

Aktionsplan Hygiene beschlossen

Es gibt in Deutschland zu viele nosokomiale Infektionen. Es gilt, ihre Anzahl zu reduzieren. Weil dies nicht allein mit Gesetzen und Verordnungen erreicht werden kann, hat die Landesregierung gleich zu Beginn ihrer Amtszeit einen "Aktionsplan Hygiene" beschlossen. Mit ihm soll der Schutz der Menschen vor Krankheitserregern verbessert und der Kampf gegen eine weitere Ausbreitung resistenter Keime nachhaltig verstärkt werden. Durch mehr Aufklärung der Bevölkerung, mehr Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitswesen und eine bessere Zusammenarbeit von Einrichtungen sowohl der ambulanten und stationären Versorgung, als auch von Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern und ein verbessertes Screening soll die Infektionsgefahr deutlich verringert werden. Zur Umsetzung hat die Landesregierung zunächst eine Million Euro bereitgestellt. Zudem ist das Thema Kampf gegen MRSA ein Scherpunktthema der nächsten Landesgesundheitskonferenz NRW (LGK), in der alle Verantwortlichen des Gesundheitswesens versammelt sind. Hier sollen gemeinsam selbstverpflichtende Strategien und Handlungsempfehlungen entwickelt werden, die auf den unterschiedlichen Ebenen des Gesundheits- und Sozialwesens zu einer verbesserten Prävention von Infektionen mit resistenten Keimen führen.

Erkannte Defizite im Überblick:

- Vernachlässigung oftmals grundlegender Hygienemaßnahmen (wie z.B.
Händewaschen) des Personals in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, aber auch der Bevölkerung insgesamt.
- Übermäßiger und unsachgemäßer Gebrauch von Antibiotika in der Behandlung von Menschen und Tieren (Hauptursache für die Zunahme resistenter Bakterien).
- Fehlender Informationsaustausch zwischen ambulanten medizinischen Praxen, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern .
- Unzureichende Schulung von Personal im Gesundheitswesen.
- Mängel bei Anleitung und Aufsicht von Personal in Medizin und Pflege durch die Leitungsebenen.
- Lücken in der Finanzierung von Maßnahmen zur Identifizierung von Keimen
(Screening) und der Sanierung.

Angestrebte Maßnahmen im Überblick:

- Einführung von Hygienebeauftragten auch in Einrichtungen der ambulanten und pflegerischen Versorgung.
- Flächendeckender Ausbau des MRE-Frühwarnsystems (multiresistente Keime) durch Kooperationen zwischen dem Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit (LIGA), diagnostischen Laboratorien und den vom Bund zur Überwachung wichtiger Infektionserreger benannten nationalen Referenzzentren.
- Mehr Prävention durch Aufklärung der Bevölkerung mit Kampagnen zu den Themen "persönliche Hygiene", "Krankenhaushygiene" und "Antibiotika-Einsatz".
- Mehr Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte zum angemessenen Umgang mit Antibiotika.
- Sicherstellung der Finanzierung alternativer Behandlungsmethoden zur Vermeidung von Antibiotika-Einsatz, hier ist der Bund gefordert.
- Förderung von Qualitätsnetzwerken zur Verbesserung von Hygienestandards zwischen den Hauptakteuren des Gesundheitssystems wie Krankenhäusern, Labors, niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, anderen Berufsgruppen, Apotheken, Pflegeeinrichtungen etc .
- Förderung von Aus- und Weiterbildung rund um das Thema Hygiene für alle im Bereich von Medizin und Pflege tätigen Beschäftigten.
- Stärkere Wahrnehmung der Fachaufsicht (Gesundheitsämter, Bezirksregierungen).
- Forderungen an den Bund, Lücken in der Finanzierung von Maßnahmen zur Erkennung und Bekämpfung von Keimen zu schließen.

 

22.09.2011

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