Artikel • Perfusions-CT

„Work in Progress“ - CT-Techniken in der Onkologie

In den vergangenen Jahren haben die CT-Hersteller zahlreiche Innovationen in der Hard- und Software auf den Markt gebracht.

Die CT-Diagnostik profitiert vom ungebrochenen Trend zu immer schnelleren Scannern und von neuen Rekonstruktionstechniken, die deutlich weniger Signal benötigen, um ein gutes Bild zu erzeugen. Zudem senken eine geringere Strahlendosis, verminderte Kontrastmittelmengen und niedrigere Röhrenspannungen die Invasivität der Untersuchung – die Folge ist die steigende Anwendung in der Breite. Doch der Fortschritt der CT-Technologie ist noch lange nicht am Ende angekommen. „Vielmehr ist das ein ‚Work in Progress‘”, weiß Prof. Dr. Christian Stroszczynski, Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik am Universitätsklinikum Regensburg.

Neue Optionen für die klinische Anwendung ergeben sich durch die...
Neue Optionen für die klinische Anwendung ergeben sich durch die Hybridbildgebung von CT und kontrast-
angehobenem Ultraschall.

Fusionsbildgebung

Eine wichtige Entwicklung ist die Hybridbildgebung. Dabei werden durch Hybridgeräte, also Geräte, die in einem Untersuchungsgang sowohl morphologische (CT- oder MRT-) als auch funktionelle (PET-)Daten erzeugen können, fusionierte Bilddatensätze mit komplementären Informationen zur Verfügung gestellt. Insbesondere bei Ganzkörperuntersuchungen onkologischer Patienten bieten diese Verfahren deutliche Vorteile und genauere Diagnosen gegenüber den Einzelverfahren. So ist die PET oftmals in der Lage, Primärtumoren und Metastasen deutlich zu detektieren, hingegen ermöglichen CT und MRT, diese Läsionen anatomisch genau zu lokalisieren. Stroszczynski weist auf die wachsende Bedeutung einer neuen Methode hin, die er unter dem Begriff „Fusion“ zusammenfasst:

Wenn der Arzt nach zwei Wochen die Größe einer Metastase überprüft, kann er die aktuellen Ultraschallbilder mit den alten CT-Bildern vergleichen.

Prof. Dr. Christian Stroszczynski

„Die Kombination von CT- beziehungsweise MRT-Bildern mit dem Ultraschall wird wahrscheinlich von höherer Relevanz für die Praxis sein. Dabei werden die mit diesen Methoden gewonnenen Datensätze über einen USB-Stick in das Ultraschallgerät überspielt. Dann werden die Ultraschallbilder auf die CT-Bilder passgenau aufgelegt.“ Das hat mehrere Vorteile, gerade in der Onkologie: Zum einen ermöglicht es eine bessere Vergleichbarkeit in der Verlaufskontrolle. Beispiel: Wenn der Arzt nach zwei Wochen die Größe einer Metastase überprüft, kann er die aktuellen Ultraschallbilder mit den alten CT-Bildern vergleichen. Die Kontrolle verläuft also im Ultraschall, was Strahlenexposition und Kosten verringert. Zum anderen kann das die Behandlung erleichtern, beispielsweise bei einem hepatozellulären Karzinom. Dieses sieht der Arzt bei der Kontrastmittelbildgebung mit CT oder MRT nur für eine kurze Zeit. „Da machen wir das Bild und sehen diesen Herd. Bekomme ich jetzt aber den Auftrag, diesen Herd zu punktieren, nützt es mir nichts, dass ich diesen in der Kontrastmittelphase sehe. Denn bis ich die Nadel platziert habe, ist der Herd nicht mehr zu sehen. Nun kann ich aber diesen CT-Datensatz nehmen und in das Ultraschallgerät laden und basierend auf dem Datensatz dann mit dem Ultraschall den Herd suchen und punktieren“, erklärt der Spezialist.

Perfusionsbildgebung

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Die dynamische CT erlaubt in Perfusionsstudien die differenzierte Abbildung von Perfusionsparametern wie dem Blutvolumen, der mittleren Transitzeit sowie der Time-to-Peak-Darstellung.

Eine große Herausforderung in der Onkologie ist die Bewertung, ob und wie der Patient auf eine Behandlung anspricht. Der wichtigste Faktor dabei ist sicherlich die Tumorgröße, aber die herkömmlichen Messverfahren sind zu ungenau. Die Weiterentwicklung volumetrischer Techniken zur präzisen und reproduzierbaren Messung von Tumoren in allen Organen ist deshalb ein wichtiger Schritt. Dabei spielen auch Möglichkeiten der Bildgebung eine Rolle, etwa die Perfusionsbildgebung. Doch diese musste zunächst vereinfacht werden. Denn gerade bei beweglichen Organen wie der Leber ist es notwendig, die Bilder in der gleichen Schicht in einem Zeitraum von 40 Sekunden zu erzeugen, um die Durchblutung zu messen. Jedoch kann kein Mensch für 40 Sekunden die Luft anhalten, weshalb es immer technische Probleme gab, die atembedingten Artefakte zu eliminieren. „Wenn man Pech hatte, dann ist die Metastase oder der Tumor sozusagen aus dem Bild gerutscht. Jetzt gibt es die Möglichkeit, Volumen-Perfusions-CTs einfach zu gestalten. Dank der Weiterentwicklung der Mehrzeilen-CT können wir nun die ganze Leber nehmen und die Perfusion bestimmen“, berichtet Stroszczynski und führt weiter aus: „Heute ist es so, dass wir spezielle Medikamente haben, die die Durchblutung des Tumors verschlechtern, blockieren oder zu einem Absterben führen. Wenn man das Ansprechen auf diese Medikamente testen will, ist die Volumen-Perfusions-CT ein gutes und frühzeitiges Instrument, um Therapieentscheidungen zu fällen.“

LI-RADS

Mancher Arzt spricht von einem riesengroßen Tumor, für den anderen ist er groß.

Prof. Dr. Christian Stroszczynski

Eine weitere Innovation ist das LI-RADS (Liver Imaging Reporting and Data System). Es geht darum, letztendlich in der Onkologie standardisierte Beurteilungen, die auch international vergleichbar sind, zu verwenden und so eine Vereinheitlichung der Berichterstattung und Datenerfassung zu ermöglichen. Der Fachmann weist mit einem praktischen Beispiel auf die Bedeutung hin: „Mancher Arzt spricht von einem riesengroßen Tumor, für den anderen ist er groß. Es ist also wichtig, dass man sich auf Angaben von Größen einigt. Dieses Structured Reporting ist gerade en vogue und wird zukünftig sicherlich mehr und mehr in die Befundung eingehen.“

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Prof. Dr. Christian Stroszczynski, Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik am Universitätsklinikum Regensburg.

Profil:
Prof. Dr. Christian Stroszczynski folgte im Oktober 2010 dem Ruf als Lehrstuhlinhaber für Radiologie und Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik ans Universitätsklinikum Regensburg (UKR). Zuvor war er vier Jahre lang stellvertretender Direktor und Leitender Oberarzt am Institut für Radiologische Diagnostik der Carl-Gustav-Carus-Universität Dresden. Seine Schwerpunkte bilden die diagnostische und bildgeführte Diagnose und Therapieverfahren bei Lebererkrankungen, Krebserkrankungen und in der Gefäßmedizin.

Veranstaltungshinweis:
Raum: Karajan-Saal
Freitag, 2. Oktober 2015, 10:50–11:10 Uhr
Neue CT-Techniken
C. Stroczynski, Regensburg/D
FFF 1 – Kolorektales Karzinom

01.10.2015

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