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News • Computermodell auf Patientenebene

Simuliertes Vorhofflimmern: Wenn digitale Herzen stolpern

Das Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Das Herz schlägt dabei unregelmäßig und vor allem die Koordination zwischen Vorhöfen und Herzkammern schlägt fehl.

Da Vorhofflimmern in Form hochdynamischer Episoden auftritt, die häufig lange symptomlos bleiben oder mit unspezifischen Symptomen einhergehen, wird es oft erst sehr spät diagnostiziert. Vorhofflimmern kann das Risiko für Schlaganfälle erhöhen, daher ist die Früherkennung besonders wichtig. Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung der Med Uni Graz hat nun ein Computermodell erstellt, mit dem Screening- und Früherkennungsmethoden für Vorhofflimmern erforscht wurden. Die Ergebnisse und Erkenntnisse wurden nun im Journal Med veröffentlicht

Portraitfoto von Univ.-Prof. Dr. Jordi Heijman
Univ.-Prof. Dr. Jordi Heijman

Bildquelle: Med Uni Graz/Monika Wittmann Photography 

Das Modell ist das erste seiner Art, das die Entwicklung und Progression von Vorhofflimmern auf Patienten- und Bevölkerungsebene über die gesamte Lebenszeit simulieren kann. Es integriert wichtige pathophysiologische Mechanismen wie Vorhofflimmern-induziertes Remodeling und ermöglicht auf diese Weise eine realistische Abbildung der Erkrankung. Im Gegensatz zu bisherigen Modellen, die entweder nur kurzfristige Simulationen erlaubten oder die Krankheitsmechanismen von Vorhofflimmern unberücksichtigt ließen, bietet dieses Modell eine umfassende Grundlage für die Analyse von Screening-Strategien und Behandlungsansätzen. 

Die Vorteile des Modells liegen in der präzisen Kontrolle aller Parameter, der Möglichkeit, jede einzelne Vorhofflimmerepisode und jedes klinische Ergebnis zusammen mit dynamischen Veränderungen der Patientenmerkmale und Risiken nachzuverfolgen, und in der umfassenden Bewertung verschiedener Behandlungsoptionen. 

Dieses Modell erlaubt es den Wissenschaftern, virtuelle klinische Studien durchzuführen, die nicht nur die Effektivität von Screening-Strategien bewerten, sondern auch deren Einfluss auf klinische Ergebnisse und die Gesundheitsversorgung untersuchen. Das neue Werkzeug bietet somit eine vielversprechende Grundlage, um effektive Screening-Strategien zu identifizieren, den Nutzen verschiedener Therapien, zum Beispiel Antikoagulationstherapien zur Verringerung des Schlaganfallrisikos, besser zu verstehen und die Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern zu verbessern. Es stellt einen wichtigen Schritt in Richtung einer optimierten Diagnostik und Behandlung von Vorhofflimmern dar. 

Das Patientenmodell hat erfolgreich die gesamte Lebenszeit einer virtuellen Kohorte von 10.000 Individuen (50% weiblich) simuliert. Über einen Beobachtungszeitraum von 100 Jahren wurden verschiedene Muster von Vorhofflimmern sowie klinische Ereignisse wie Schlaganfälle und Todesfälle abgebildet. Die Ergebnisse zeigen eine realistische Nachbildung der Entwicklung von Vorhofflimmern und seiner Auswirkungen auf die Gesundheit. 

Das Modell erfasste alle Episoden von Vorhofflimmern mit einer Auflösung von 30 Minuten und konnte in einer Teilgruppe der virtuellen Patienten die erwartete dynamische Progression vom paroxysmalem Vorhofflimmern zu persistierendem Vorhofflimmern nachweisen. Diese detaillierte Simulation bietet wertvolle Einblicke in die langfristige Entwicklung von Vorhofflimmern und ermöglicht eine präzisere Analyse von Krankheitsverläufen und Behandlungsergebnissen. 


Quelle: Medizinische Universität Graz 

14.11.2025

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