Artikel • Los geht's
Von der Steinzeit bis zur PET/MR
Herzlich willkommen in Salzburg, herzlich willkommen zur 12. gemeinsamen Jahrestagung der Österreichischen und der Bayerischen Röntgengesellschaft. Innovationen stehen im Mittelpunkt des Österreichisch-Bayerischen Röntgenkongresses. Freuen Sie sich mit uns auf interessante und spannende Tage in der wunderschönen Festspielstadt!
Das gemeinsame Programmkomitee hat auch in diesem Jahr ein Fortbildungsprogramm für alle Berufsgruppen in der Radiologie zusammengestellt: für Ärzte in Ausbildung, Fachärzte und Spezialisten ebenso wie für Radiologie-Technologen und MTRA sowie für Medizinphysiker und Strahlenschutzbeauftragte. Denn nicht zuletzt verdanken wir die Vielzahl an interessanten Vorträgen und Workshops dem aktuellen Stand des Wissens unserer Partner: der Vereinigung Medizinisch-Technischer Berufe (VMTB), dem Verband der Radiologietechnologinnen und -technologen Österreich (rtaustria), dem Verband für Medizinischen Strahlenschutz in Österreich (VSMÖ) und der beteiligten Industrie.
Fünf Jahre ist es her, dass wir zuletzt gemeinsam in Linz getagt haben, und wir sind sicher, dass der gemeinsame Kongress auch diesmal die radiologischen Diskurse intensivieren und die Einsichten vertiefen wird. Denn was gibt es Spannenderes als den Blick über den eigenen Tellerrand? So wird die wissenschaftliche und kulturelle Nähe zwischen beiden Ländern in diesen Tagen immer wieder deutlich werden – aber auch andere Ansichten und Impulse unserer Nachbarn und Kollegen werden uns beschäftigen.
In Österreich treibt uns zum Beispiel aktuell die Bildgebung von seltenen Erkrankungen um. Mit dem Aktionsplan Biotech hat das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft die Mittel für die Erforschung dieser Krankheiten vor zwei Jahren verdoppelt. Und natürlich wollen wir Radiologen auch diesem Thema Rechnung tragen. Dabei geht es vor allem darum, das Bewusstsein für seltene Erkrankungen zu schärfen. Aber auch darum, dem Allgemeinradiologen das Wissen zu vermitteln, die wesentlichen Manifestationen dieser Erkrankungen dank verschiedener bildgebender Verfahren zu erkennen, um die Patienten dann spezialisierten Zentren zuweisen zu können. Denn bei seltenen Erkrankungen ist es nicht nur schwierig, die richtige Behandlung zu finden, auch bei der Diagnosestellung hapert es. Häufig haben die Patienten eine Odyssee an Arztkonsultationen hinter sich, weil der Befunder nicht an diese Art von Erkrankungen denkt. Ein typisches Beispiel dafür ist die Neurofibromatose, eine relativ seltene Erkrankung, die primär gut von der Radiologie detektiert werden kann. Viele dieser Patienten leben zu lange ohne richtige Diagnose oder es werden nicht die richtigen Schritte für eine optimale Therapie eingeleitet. Insgesamt gibt es über 6.000 seltene Erkrankungen und immer neue kommen hinzu. Deshalb werden wir dieses Thema auch zukünftig weiterverfolgen.
Ein weiterer Schwerpunkt, der auf dem Kongress aufgegriffen wird, sind neue Technologien in der Onkologie. Diese reichen von der kontrastmittelverstärkten Sonographie, der Elastographie und der Bildfusion über neue CT-Techniken bis hin zu Hybridverfahren wie PET/CT und PET/MR. Insbesondere bei der PET/MR zeichnen sich inzwischen Anwendungen ab, die der Methode künftig in der Klinik eine Daseinsberechtigung verschaffen werden, zum Beispiel in der kardialen Diagnostik und eben in der Onkologie. Hier kann sie in Zukunft gleichermaßen für die Primärdiagnostik wie beim Staging zum Einsatz kommen und so die CT-Diagnostik ergänzen, die derzeit immer noch an erster Stelle steht. Zudem wird es auch um neue Techniken gehen – insbesondere auch bei der Prostata – wie die Fusion von Ultraschall und MRT. Allerdings ist der Ultraschall zu unspezifisch und auch die MRT hat das Problem, dass die Unterscheidung zwischen chronischen Entzündungen und einem Prostatakarzinom mit Unsicherheiten belastet ist. MRT-Untersuchungen sind deshalb momentan sehr aufwendig und langwierig. An dieser Stelle wird uns die Kombination mit der Nuklearmedizin, also der PET, weiterbringen, weil die markierte Substanz gut an den PSA-Rezeptor andockt. Hinzu kommt, dass, sollte die PET/MR sich in der Klinik bewähren, sie auch finanzierbar werden wird. Wie immer bei Neuentwicklungen sind die ersten Prototypen sehr teuer, werden aber mit zunehmendem Verbreitungsgrad günstiger. Vor Jahren hielt man auch die Computertomographie für unerschwinglich, heute kostet ein CT-Gerät weniger als ein Durchleuchtungsgerät.
Im Vergleich zu den Kosten für Medikamente sind die Ausgaben in der bildgebenden Diagnostik immer noch recht bescheiden – das ist ein Fakt. Und sobald die personalisierte Medizin das hält, was sie augenblicklich zu versprechen scheint, werden wir mit unseren Verfahren auch dazu beitragen können, nur noch die Patienten zu behandeln, denen eine Therapie auch wirklich hilft. Damit können die Entwicklungskosten für neue Verfahren wie die PET/MR ganz sicher wieder reingeholt werden.
Und last, but not least hat dieser Kongress auch kulturell viel zu bieten. Nicht versäumen sollten Sie den Eröffnungsabend in der Salzburger Residenz am Donnerstag ab 18:30 Uhr. In den wunderschönen Räumlichkeiten wird dank der Unterstützung der Stadt Salzburg ein Konzert aufgeführt. Der Gesellschaftsabend am Freitag bietet die Möglichkeit zum lockeren Austausch in geselliger Runde. Ein Festvortrag von Prof. Harald Meller, Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, auf den wir uns besonders freuen, wird über Innovationen in der Steinzeit informieren und damit alle, die glauben, Innovationen gäbe es eigentlich so richtig erst in der Neuzeit, eines Besseren belehren.
Der kommende gemeinsame Österreichisch-Bayerische Röntgenkongress spannt also einen wirklich weiten Bogen und wird Ihr Wissen weit über unser Fachgebiet hinaus erweitern. Wir freuen uns, Sie in Salzburg begrüßen zu können, und wünschen allen Beteiligten einen erfolgreichen Kongressverlauf.
Ihr Michael Freund und Werner Jaschke
Kongresspräsidenten
30.09.2015