Bildquelle: David Cross (via Flickr; CC BY-NC-SA 2.0)
News • Winziges Implantat
Vielversprechender Ansatz gegen starke Rückenschmerzen
Starke Schmerzen im unteren Rückenbereich, die nicht einmal mit Tabletten behandelt werden können, lassen sich künftig mit einem Gerät lindern, das Forscher an der britischen University of Cambridge entwickelt haben.
Es handelt sich um ein flexibles Röhrchen, das mit Elektroden versehen ist. Es ist nicht dicker als ein menschliches Haar. Um es platzieren zu können, wird es aufgerollt, sodass es mit einer Injektionsnadel in den Epiduralraum der Wirbelsäule eingeführt werden kann. Das ist ein feiner Hohlraum im Wirbelkanal. Auf gleiche Weise wird die Spritze gesetzt, die Schwangeren den Schmerz bei der Geburt nehmen soll.
Die Forscher stellen ihre Erkenntnisse im Fachjournal Science Advances vor.
Ist die winzige Rolle am Ziel, wird sie mit Luft oder Wasser aufgeblasen. Sie rollt sich ab und füllt einen großen Teil des Hohlraumes aus. Die Elektroden haben jetzt Kontakt zum umliegenden Gewebe. Sie werden an einen Stromstoß-Generator ausgeschlossen, der sanfte Stromstöße in Rückenmark schickt. Diese stören die Schmerzsignale, die für das Gehirn bestimmt sind, sodass diese nicht mehr wahrgenommen werden. Simulationen deuteten darauf hin, dass das Gerät auch Schmerzimpulse aus den Beinen eliminieren kann, so Damiano Barone, klinischer Neurowissenschaftler an der Universität. Es sei sogar im Bereich des Möglichen, dass es bei Lähmungen oder für Parkinson-Patienten positive Auswirkungen hat.
Unser Stimulator kann dazu beitragen, Menschen, die unter schweren Schmerzen leiden, neue Lebensqualität zu verschaffen
Christopher Proctor
Schon heute wird das Rückenmark elektrisch stimuliert, um Schmerzempfinden zu stören. Die dazu nötigen Geräte sind jedoch sperrig und die Elektroden müssen in einem chirurgischen Eingriff platziert werden. Für den Dauergebrauch ist diese Methode ungeeignet. Das neue Gerät, das minimalinvasiv eingeführt wird, könnte Millionen Menschen helfen, so die Entwickler. Sie geben die Schäden, die Schmerzen im Medizinwesen und auf dem Arbeitsmarkt anrichten, allein in Großbritannien mit zwölf Milliarden britischen Pfund (14 Milliarden Euro) pro Jahr an. "Die Rückenmark-Stimulation ist der letzte Ausweg für diejenigen, deren Schmerzen so stark geworden sind, dass sie alltägliche Aktivitäten nicht mehr ausführen können", sagt Barone. "Unser Stimulator kann dazu beitragen, Menschen, die unter schweren Schmerzen leiden, neue Lebensqualität zu verschaffen", so Christopher Proctor, Medizintechniker an der Universität und Mitentwickler.
Quelle: University of Cambridge/pressetext
09.07.2021