Artikel • Gefäßcentrum Dresden
Vertrauensvolle Zusammenarbeit ist Erfolgsgarant
Angiologie, Gefäßchirurgie und interventionelle Radiologie, ergänzt um weitere Fachdisziplinen, sichern im Universitäts GefäßCentrum (UGC) Dresden seit mehr als zwölf Jahren die optimale diagnostische und therapeutische Versorgung von Patienten mit verschiedenen vaskulären Krankheitsbildern.
Professor Dr. Ralf-Thorsten Hoffmann ist stellvertretender Direktor des Zentrums. Er kennt das Geheimnis des Erfolges: vertrauensvoller Umgang miteinander, Kooperationsfähigkeit und eine stimmige Satzung. Die hochgradig interdisziplinäre Aufstellung des Zentrums – zu den drei grundlegenden Abteilungen werden je nach Gefäßterritorium weitere Fachdisziplinen, etwa Herzchirurgie, Neuroradiologie und Neurochirurgie hinzugezogen – ist seine Stärke. Allerdings erfordert die Koordination der verschiedenen Player einiges an Geschick. Denn jede Abteilung wird an ihren Leistungen gemessen, so dass die Disziplinen auch ihre eigenen Partikularinteressen verfolgen. „Umso wichtiger ist es“, so Hoffmann, „gemeinsam an einem Strang zu ziehen – sonst sind Professionalität und Effizienz gefährdet.“
Modell „Satzung und Kooperation“
Wir sind sehr froh, dass uns dieser Spagat so gut gelingt
Ralf-Thorsten Hoffmann
Zur Sicherung des gemeinsamen Erfolgs setzt das UGC daher seit seiner Gründung auf eine Satzung, die, im Laufe der Jahre leicht modifiziert, von allen beteiligten Disziplinen bis heute akzeptiert wird. Sie legt die Details des Miteinanders fest und gewährleistet, dass alle Beteiligten im Rahmen der Kooperation zu ihrem Recht kommen. Wie erfolgt die Verteilung der stationären Betten, wer nutzt wann und wie die Ambulanzräume und andere Fragen werden hier geregelt. Galt sie anfänglich nur für die Vertreter der Kerndisziplinen, so wurden nach und nach auch die Neuroradiologen, Neurologen und Herzchirurgen integriert. Hintergrund war die Erweiterung des Behandlungsspektrums, das nun auch krankhafte Veränderungen und Malformationen der Carotiden, intrakraniellen Gefäße und Aorten umfasst. Hoffmann: „Wir haben uns ganz bewusst für das Modell ‚Satzung und Kooperation‘ entschieden. Die einzelnen Abteilungen bleiben bei diesem Konzept bei ihren Mutterabteilungen verortet, müssen aber auf der Ebene des Gefäßzentrums gleichzeitig sehr eng zusammen arbeiten können. Dazu bedarf es ein hohes Maß an vertrauensvoller Kooperation. Wir sind sehr froh, dass uns dieser Spagat so gut gelingt.“
Doppelfunktion mit Doppelnutzen
Das Leitungsgremium des Zentrums stammt aus den drei Kerndisziplinen Angiologie, Radiologie und Gefäßchirurgie. Ein Fachbereich stellt den Direktor, die anderen beiden seine Stellvertreter. Außendarstellung, Vermittlung von Ansprechpartnern für externe Patienten, gemeinsame Lehre und die Harmonisierung der Forschung zur Nutzung von Synergien – das sind nur einige Aufgaben des umfangreichen Betätigungsfeldes. Professor Hoffmann ist seit April 2018 gleichzeitig auch Direktor des Instituts für Radiologie. Die Doppelbelastung bedeutet zwar viel Arbeit, hat jedoch auch ihre Vorteile. „Aufgrund der hervorragenden Strukturen im Gefäßzentrum kann ich mich den neuen administrativen Aufgaben trotzdem intensiv zuwenden und nun bei radiologischen Belangen das Gefäßzentrum noch besser vertreten.“
Das geht nicht immer reibungslos über die Bühne, aber die Diskussionen werden auf fachlich-sachlicher Ebene ausgetragen und immer steht das Wohl des Patienten im Mittelpunkt
Ralf-Thorsten Hoffmann
„Unsere Gefäßkonferenzen sind das zentrale interdisziplinäre Arbeitsinstrument unseres Zentrums“, ist Hoffmann überzeugt. In diesen Falldiskussionen, die täglich stattfinden, werden alle Patienten besprochen, für die ein revaskularisierender Eingriff oder andere Therapieoptionen in Frage kommen. Pro Tag sind das 15 bis 20 Patienten. An zwei Tagen in der Woche, wenn es um Carotiden geht, sind die Neurologen und Neuroradiologen dabei, einmal in der Woche nehmen die Herzchirurgen teil, dabei geht es vor allem um Aorten. Oft sitzen sechs, acht oder zehn Ärzte zusammen im Gespräch. „Das geht nicht immer reibungslos über die Bühne“, schmunzelt Hoffmann, „aber die Diskussionen werden auf fachlich-sachlicher Ebene ausgetragen und immer steht das Wohl des Patienten im Mittelpunkt. Jeder Patient hat sich in der Ambulanz vorgestellt und wurde bereits vordiagnostiziert, wir verfügen also über Schnittbilder, Angio- oder Sonographien und alle weiteren nötigen Vorinformationen. Auf dieser Basis wird dann gemeinsam das Therapieregimen festgelegt.“ Das Verfahren hat sich als sehr effizient erwiesen. „Die stetig steigenden Patientenzahlen und der gleichzeitige Rückgang der Dauer der stationären Aufenthalte bestätigen unser Vorgehen“, sagt Hoffmann. „Aufgrund der guten, interdisziplinären Vorbereitung eines jeden Patienten kann die Behandlung ohne längere Wartezeit starten.“ Auch das Konzept einer gemeinsamen Station, auf der angiologische, gefäßchirurgische und radiologische Patienten nebeneinander liegen, geht auf, da es das Bettenmanagement und die individuelle Pflege erleichtert.
Weiterer Garant für Qualität: Zertifizierungen
Das interdisziplinäre Gefäßzentrum verfügt seit 2008 über ein gemeinsames Zertifikat, das von allen Fachgesellschaften mit gefäßmedizinischer Relevanz – der Deutschen Gesellschaft für Angiologie, der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und der Deutschen Röntgengesellschaft – erteilt wurde und regelmäßig erneuert werden muss. 2016 erfolgte die letzte Rezertifizierung. „Wir sind stolz auf unsere Zertifizierungserfolge, zeigen sie doch die besondere Kompetenz unseres Zentrums und seine hohe Qualität bei der interdisziplinären Versorgung von Gefäßpatienten.“
Zukunftsperspektiven
Das Gefäßzentrum entwickelt sich beständig weiter. Es gibt unter anderem Überlegungen der Universitätsklinik, ein Venenzentrum mit integrierten dermatologischen Behandlungen, wie Laserablationen und Verödungen, zu gründen und in die Struktur des Gefäßzentrums zu integrieren. Zurzeit ist zudem ein Neubau mit 200 zusätzlichen Betten in Planung, der auch die Kapazitäten des UGC erweitert. „Wir wachsen also dynamisch weiter“, freut sich Hoffmann.
Profil:
Prof. Dr. med. Ralf-Thorsten Hoffmann ist seit 2013 geschäftsführender stellvertretender Direktor des Universitäts GefäßCentrum und seit April 2018 Direktor des Instituts für Radiologische Diagnostik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden. Vor seinem Wechsel nach Dresden arbeitete Hoffmann als Oberarzt und Bereichsleiter „Interventionelle Radiologie und Angiographie“ am Institut für Klinische Radiologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2011 nahm er ein berufsbegleitendes Studium auf, das er 2014 mit einem Master of Business Administration im Bereich Health Care Management erfolgreich abschloss. Hoffmann ist zertifizierter Ausbilder und Prüfer für alle radiologischen Module der Interventionsradiologie der Deutsche Gesellschaft für Interventionsradiologie und Auditor der Deutschen Röntgengesellschaft für die Zertifizierung von Gefäßzentren.
Veranstaltungshinweis
Mi, 09.05.18, 12:30-14:00:
Organisation eines erfolgreichen Gefäßzentrums
R. Hoffmann (D-Dresden)
Wissenschaftliche Sitzung: Intervention I - Management von Gefäßpatienten und Gefäßzentren
09.05.2018