Bildquelle: Adobe Stock/Matthieu
News • Verbreiteter Irrglaube
Kann Übergewicht bei Herzversagen schützen? Experten widerlegen "Adipositas-Paradoxon"
Es gibt kein Adipositas-Paradoxon. Das hat eine Studie unter der Leitung der University of Glasgow ergeben. Dieses Paradoxon besagt, dass Patienten mit einem Herzversagen, die übergewichtig oder fettleibig sind, weniger wahrscheinlich ins Krankenhaus eingeliefert werden oder an den Folgen der Erkrankung sterben.
Messen Ärzte bei diesen Patienten das Verhältnis von der Taille zur Körpergröße, anstatt den BMI zu überprüfen, dann verschwindet der Überlebensvorteil bei Personen mit einem BMI von 25 oder mehr. Details wurden im "European Heart Journal" publiziert.
Laut dem leitenden Wissenschaftler John McMurray sind die natriuretischen Peptide bei Patienten mit einem Herzversagen die wichtigste einzelne prognostische Variable. "Normalerweise steigen diese Werte bei Patienten mit einem Herzversagen. Bei fettleibigen Patienten sind diese Werte jedoch niedriger als bei Personen mit einem normalen Gewicht." Die Forscher haben die Daten von 1.832 Frauen und 6.567 Männern mit einem Herzversagen und einer reduzierten Auswurffraktion analysiert.
Diese hatten an der internationalen randomisierten kontrollierten Studie "PARADIGM-HF" teilgenommen. Sie wurde in 47 Ländern auf sechs Kontinenten durchgeführt. Nach der Randomisierung der Patienten haben die Mediziner Daten zum BMI, Blutdruck, anthropometrische Daten, Ergebnisse von Bluttests, die medizinische Vorgeschichte und bereits erfolgte Behandlungen analysiert. Relevant war, welche Patienten mit einem Herzversagen ins Krankenhaus eingeliefert wurden oder wer an den Folgen der Erkrankung starb.
Ein Paradoxon beim Überleben fettleibiger Patienten zeigt sich bei einem BMI von 25 oder mehr. Hier ist die Zahl der Todesfälle gering. Dieses Paradoxon löst sich jedoch auf, wenn die Ergebnisse in Hinblick auf all die Faktoren angepasst werden, die wie die Werte der natriuretischen Peptide zur Beeinflussung führen können. Laut Erstautor Jawad Butt vom Rigshospitalet in Kopenhagen war das Paradoxon dann deutlich weniger ausgeprägt, wenn auch das Verhältnis von Taille zur Größe berücksichtigt wurde und verschwand nach der Korrektur in Hinblick auf die prognostischen Variablen. "Nach der Korrektur zeigten BMI und das Verhältnis von Taille zu Größe, dass mehr Körperfett mit einem höheren Sterberisiko oder einem Krankenhausaufenthalt in Verbindung stand", so Butt. Beim Verhältnis zwischen Taille und Größe war dieser Zusammenhang deutlicher ausgeprägt. "Jene 20% der Personen mit dem meisten Fett verfügten über ein um 39% erhöhtes Risiko, bei einem Herzversagen ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, als die 20 Prozent der Teilnehmer, die sich in Bezug auf das Gewicht bei den unteren 20% der Patienten befanden."
McMurray nach beweist die Studie, dass es beim Überleben nach einem Herzversagen bei übergewichtigen Menschen kein Paradoxon gibt. Der BMI berücksichtigt nicht, wo sich im Körper das Fett angesammelt hat und auch nicht die Menge in Bezug auf die Muskeln oder das Gewicht des Skeletts. Sie können jedoch je nach Geschlecht, Alter und Rasse unterschiedlich sein. Bei einem Herzversagen kommt laut dem Experten noch dazu, dass Flüssigkeitsansammlungen ebenfalls zum Körpergewicht beitragen.
Quelle: European Society of Cardiology/pressetext
24.03.2023