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News • Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Intensivversorgung
Studie: Frauen nach Herzstillstand im Nachteil
Frauen werden nach einem Herzstillstand seltener auf eine Intensivstation aufgenommen, erhalten dort weniger intensivmedizinische Therapien und haben ein höheres Sterberisiko als Männer. Dies zeigt eine neue schweizweite Studie von Forschenden des Universitätsspitals Basel und der Universität Basel.
Dies zeigt eine neue schweizweite Studie von Forschenden des Universitätsspitals Basel und der Universität Basel, die jetzt im Fachjournal Critical Care veröffentlicht wurde.
Herzkreislaufstillstand ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit, trotz Fortschritten in der modernen Medizin. Bisherige Daten deuten darauf hin, dass Frauen nach einem Herzstillstand oft schlechtere Überlebenschancen haben und eine geringere Lebensqualität aufweisen als Männer. Die Gründe hierfür sind vielfältig und könnten neben biologischen Unterschieden auch auf seltenere oder verzögert durchgeführte Wiederbelebungsmaßnahmen bei Frauen zurückgeführt werden.
Auch geschlechtsspezifische Unterschiede in der Intensität der Behandlung vor und nach der Aufnahme auf die Intensivstation sowie in der Entscheidung über lebensverlängernde Maßnahmen werden als Ursache für ungleiche Überlebenschancen in Betracht gezogen. Forschungsdaten zu diesen geschlechtsspezifischen Unterschieden liegen für Westeuropa jedoch bislang kaum vor.
Unter der Leitung der Intensivmedizinerin PD Dr. Caroline E. Gebhard untersuchten Dr. Simon A. Amacher und weitere Forschende die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Behandlung von 41.733 Patienten mit Herzstillstand im Zeitraum zwischen 2008 und 2022 in der ganzen Schweiz. Davon wurden 21.692 Patienten auf Schweizer Intensivstationen aufgenommen und behandelt. Die Forschenden erhoben zeitliche Trends bei der Sterblichkeit auf der Intensivstation, Tendenzen bei den Aufnahmeraten auf die Intensivstationen, die Anwendung intensivmedizinischer Therapiemaßnahmen sowie Behandlungsbeschränkungen bei Patienten, die einen Herzkreislaufstillstand kurzfristig überlebt hatten.
Bildquelle: Amacher SA, Zimmermann T, Gebert P et al., Critical Care 2025 (CC BY-NC-ND 4.0)
Das Ergebnis der Studie zeigt, dass Frauen im Vergleich zu Männern eine um 18% geringere Wahrscheinlichkeit haben, auf eine Intensivstation aufgenommen zu werden. Auch invasive Behandlungen wie zum Beispiel eine kathetergeführte Herzuntersuchung wurden bei Frauen seltener durchgeführt als bei Männern (44,7% gegenüber 54% invasive Therapien bei Männern). Insgesamt waren Frauen, die einen Herzkreislaufstillstand überlebt hatten, im Vergleich zu Männern einem höheren Risiko ausgesetzt, im weiteren Verlauf zu sterben (41,8% versus 36,2% Sterblichkeitsrate bei Männern).
Die Forschenden vermuten verschiedene Gründe für diese Ungleichbehandlung von Patientinnen und Patienten, die einen Herzkreislaufstillstand überlebt haben. Dazu gehören biologische Unterschiede, soziokulturelle Faktoren und unbewusste Denkmuster, die Männer begünstigen. Die Studie hebt zudem die dringende Notwendigkeit hervor, detailliertere Informationen zu soziokulturellen Faktoren zu erfassen, um die Ursachen der geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Behandlung dieser Patienten besser untersuchen zu können.
Quelle: Universität Basel
07.02.2025