Todesfalle Bauchschlagader
Chirurgen fordern Ultraschall-Screening im 65. Lebensjahr: Eine Erweiterung der Hauptschlagader im Bauch zählt zu den typischen Krankheiten von Männern über 65 – und zu deren häufigsten Todesursachen.
Denn durch die Erweiterung kann die Ader ohne vorherige Warnung platzen. Für 80 Prozent der Betroffenen kommt dann jede Hilfe zu spät, sie verbluten in Minuten. Chirurgen fordern deshalb eine gesetzliche Ultraschall-Untersuchung zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen für alle Männer ab dem 65. Lebensjahr sowie für besonders gefährdete Personengruppen. „Untersuchungen zeigen, dass ein solches Screening die Rate der Todesfälle um die Hälfte senkt“, erklärt Professor Dr. med. Joachim Jähne, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH), im Vorfeld des 131. Chirurgenkongresses.
Rund 200 000 Menschen in Deutschland tragen ein sogenanntes Bauchaortenaneurysma in sich, eine krankhafte Aussackung der Bauchschlagader. Betroffen sind vor allem Männer über 65 Jahre, die rauchen oder Raucher waren. Da sich die Krankheit über lange Zeit kaum bemerkbar macht, kann die Schlagader scheinbar urplötzlich aufreißen. „Dabei lässt sich solch eine Aussackung durch eine Ultraschall-Untersuchung leicht entdecken und kann so rechtzeitig behandelt werden“, sagt Professor Dr. med. Eike Sebastian Debus, Direktor am Universitären Herzzentrum Hamburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG).
Internationale Erfahrungen zeigen, dass ein Screening der Bauchschlagader die Zahl der Todesfälle sowie der Notoperationen um fünfzig Prozent senkt. „Wir plädieren deshalb dafür, eine solche Untersuchung in Deutschland als kassenärztliche Leistung einzuführen“, sagt DGG-Präsident Debus. Nach dem Vorbild der USA empfiehlt Debus eine einmalige Ultraschall-Untersuchung für alle Männer ab dem 65. Lebensjahr. „Dies gilt insbesondere für Raucher und Ex-Raucher, sie sind besonders gefährdet“, erläutert der Gefäßexperte. Auch Frauen sollten ab dem 65. Lebensjahr einmalig per Ultraschall untersucht werden, sofern sie rauchen, geraucht haben oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei ihnen oder in ihrer Familie bekannt sind. Hinzu kommt eine weitere Risikogruppe, die zum Screening gehen sollte. „Dazu zählen Männer und Frauen jeden Alters mit bereits bekannten Bauchaortenaneurysmen in der Familie“, so Debus.
Zeigen sich im Ultraschall keine auffälligen Veränderungen an der Bauchschlagader, bleibt es in der Regel bei einer einzigen Untersuchung. Lediglich bei Auffälligkeiten muss der Patient weiter in Intervallen kontrolliert werden. „Wir halten das für eine sehr sinnvolle und effektive Maßnahme“, sagt Debus. „Das Screening auf Bauchortenaneurysmen ist damit deutlich kostengünstiger als beispielsweise das Brustkrebs-Screening oder die Vorsorge für Dickdarm- oder Prostatakrebs.“
Hinzu kommt, dass in Deutschland ein solches Screening flächendeckend von allen Medizinern vorgenommen werden kann, die in Ultraschall-Untersuchungen erfahren sind. „Wir fordern explizit keine Beschränkung dieser Untersuchung auf Gefäßspezialisten“, sagt Debus. „Ultraschallgeräte und Expertise sind überall verfügbar.“
Wird durch das Screening ein Bauchaortenaneurysma entdeckt, können Chirurgen es meist durch eine Prothese überbrücken und dadurch die Gefahr des Platzens der Ader bannen. Bei kleineren Aussackungen kann eventuell schon eine Änderung des Lebensstils, etwa durch Aufgeben des Rauchens, helfen.
17.03.2014