Artikel • Intervention

Technischer Fortschritt schafft Sicherheit

Interventionen unter CT-Kontrolle sind deutlich auf dem Vormarsch. Denn deren Vorteile liegen auf der Hand: mehr Kontrolle für den Arzt und hierdurch mehr Sicherheit für den Patienten.

Der Anwendungsbereich für dieses Verfahren wächst obwohl sonographisch und magnetresonanztomographisch gesteuerte Interventionen ernstzunehmende Konkurrenzverfahren sind, da die Computertomographie als einzige bildgebende Modalität zur Steuerung von Interventionen in allen Körperregionen (inklusive Lunge und Knochen) eingesetzt werden kann. Hierdurch kann man der steigenden Nachfrage der Patienten und Zuweiser nach minimalinvasiven Verfahren sowie dem stetig wachsende Spektrum gerecht werden. PD Dr. Philipp Paprottka, Oberarzt in der Abteilung für Interventionelle Radiologie am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximillians-Universität München berichtet über die „CT-gesteuerte Intervention: Techniken und Bildgebung zur Verlaufskontrolle“.

Man positioniert die Nadel, durchleuchtet ganz kurz und es wird die Schicht in der Eingriffsebene sowie im definierten Anstand darunter und darüber dargestellt.

PD Dr. Philipp Paprottka

Die CT-Fluoroskopie (CTF) ist die technische Weiterentwicklung der konventionellen Durchleuchtung und verfügt über eine deutlich verbesserte räumliche Auflösung. CT-Scanner mit erweiterter Gantryöffnung, eine Beschleunigung des Eingriffs durch eine intrainterventionelle Steuerung wesentlicher Funktionen des Interventions-CTs über eine spezielle Bedieneinheit durch den interventionellen Radiologen selbst sowie die Angular Beam Modulation zur Schonung der Hand des Untersuchers und strahlensensibler Organe des Patienten haben zu einer deutlichen Verbesserung und Beschleunigung der Eingriffe geführt.

Die CT-Fluoroskopie kann als Echtzeitverfahren oder als Quick-Check-Verfahren durchgeführt werden. Beim Echtzeitverfahren erfolgt die Nadelpositionierung unter kontinuierlicher Fluoroskopie. Bei der Quick-Check-Methode wird die Nadel innerhalb der Gantry platziert und die Nadelposition anschließend durch kurze Fluoroskopie (Quick Check) verifiziert. Wegen der erheblich geringeren Strahlenbelastung favorisiert Paprottka das Quick-Check-Verfahren. „Man positioniert die Nadel, durchleuchtet ganz kurz und es wird die Schicht in der Eingriffsebene sowie im definierten Anstand darunter und darüber dargestellt. Ist man nicht zufrieden, korrigiert man die Positionierung der Nadel und generiert das Bild neu.“

Die CT-gesteuerte Intervention bei lokal-ablativen Verfahren wie RFA oder...
Die CT-gesteuerte Intervention bei lokal-ablativen Verfahren wie RFA oder Mikrowelle die Methode der Wahl.

In beiden Fällen ist die Mehrschicht-CT-Fluoroskopie (MSCTF)-Technik mit breiten Detektoren hilfreich, da auch bei Abweichungen aus der Schicht die Nadelspitze in den gleichzeitig akquirierten Nachbarschichten mit abgebildet wird. Mit dieser Technik ist eine millimetergenaue Nadelplatzierung auch bei angulierten Zugangswegen und ausgeprägten atemabhängigen Bewegungen des Patienten möglich.

„Wir empfehlen eine Kombination des Quick-Check-Verfahrens mit einer Low-Milliampere-Technik an MSCTF-fähigen Geräten“, erläutert Paprottka. In München wird diese Kombination bereits seit einigen Jahren mit einer sehr geringen Strahlendosis (10 mAs CT-Fluoroskopie-Protokolle) betrieben. „Wir haben den Einsatz dieses Verfahrens sicherlich vorangetrieben“, betont der Oberarzt, „und es hat auch vielerorts Einzug gehalten, leider wird es aber noch nicht flächendeckend praktiziert.“

Von der peri-interventionellen Überwachung des Eingriffs über die unmittelbare Erfassung von post-interventionellen Komplikationen bis zur Evaluation des Therapieeffektes im weiteren Verlauf ist das Verfahren an allen Stellen einsetzbar. „Jeder Schritt lässt sich direkt kontrollieren; das trägt natürlich erheblich zur Patientensicherheit bei“ erläutert Paprottka.

In der Krebstherapie können wir Tumore an kritischen Stellen in der Leber oder der Lunge zielgerichtet entfernen.

PD Dr. Philipp Paprottka

Vor allem in der Onkologie kommen CT-gesteuerte Interventionen immer mehr zum Einsatz. „Bei den heutigen Therapien mit modernen Medikamenten ist man zunehmend auf wiederholte histologische Proben angewiesen, um etwaige Rezeptoren genau bestimmen zu können“, berichtet Paprottka. „Viele Materialien lassen sich auch gar nicht anders entnehmen – wenn etwa das Biopsieareal tief im Abdomen sitzt.“ Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Therapie von Komplikationen. „Bei postoperativen Infektionen können wir gezielt Drainagen einlegen.“ Darüber hinaus ist die CT-gesteuerte Intervention bei lokal-ablativen Verfahren wie RFA oder Mikrowelle die Methode der Wahl: „In der Krebstherapie können wir Tumore an kritischen Stellen in der Leber oder der Lunge zielgerichtet entfernen“, führt er aus.

Bei der Beurteilung der post-interventionellen Untersuchungen ist es besonders wichtig, zwischen vorübergehenden gutartigen physiologischen Reaktionen wie z.B. anfängliche reaktive Hyperämie oder Fibrose und Riesenzell-Reaktion oder residualem Tumorgewebe bzw. einem Randrezidiv zu unterscheiden. „Denn die minimalinvasiven Eingriffe selbst lösen gelegentlich auch Veränderungen im Gewebe aus, die fehlinterpretiert werden können“, so Paprottka. „Folglich bekommen wir z.T. falsch positive Befunde zugewiesen, die wir dann korrigieren müssen. Dafür möchte ich die Kollegen gerne sensibilisieren.“

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PD Dr. Philipp Paprottka, Oberarzt in der Abteilung für Interventionelle Radiologie am Klinikum Großhadern der Ludwig-Maximillians-Universität München.

Profil:
PD Dr. Philipp Paprottka ist Oberarzt am Institut für Klinische Radiologie am Klinikum der Ludwig-Maximillians-Universität München, Standort Großhadern. Nach dem Studium an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist er seit 2008 an der LMU tätig, seit 2013 als Leiter der Abteilung Angiographie und Interventionelle Radiologie. Wissenschaftlich beschäftigt er sich mit der Interventionellen Tumortherapie, Molecular Imaging und Kontrastmitteln im multidisziplinären Projekt Advanced Photonics.


Veranstaltung
Freitag, 22.01.2016, 14:30 Uhr
CT-gesteuerte Intervention: Techniken und Bildgebung zur Verlaufskontrolle
Philipp Paprottka, München
Session: Abdomen und Intervention

22.01.2016

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