News • Premiere für „World Radiotherapy Awareness Day“
Strahlentherapie: Aktionstag zeigt Versorgungslücken auf
Heute ist „World Radiotherapy Awareness Day“. Mit diesem weltweiten Aktionstag soll auf die entscheidende Rolle der Strahlentherapie in der Krebstherapie hingewiesen werden sowie auf die Tatsache, dass es in vielen Ländern eine gravierende radioonkologische Unterversorgung gibt.

© Mark Kostich – stock.adobe.com
So könnten mit einer verbesserten Versorgung pro Jahr etwa eine Million Menschenleben gerettet werden, betont die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO). So seien in Deutschland die Versorgungsstrukturen zwar sehr gut ausgebaut, dennoch würden nicht immer alle Patienten, für die eine Strahlentherapie eine gleichwertige Therapiealternative darstellt, ausreichend über diese Behandlungsoption informiert.
Die Strahlentherapie ist neben der Operation und der systemischen Therapie mit Medikamenten eine der drei Säulen der Krebstherapie. Durch den stetigen technischen Fortschritt werden immer bessere Therapieergebnisse erzielt, bei gleichzeitig weniger Nebenwirkungen. Die Bestrahlung wird bei zunehmend mehr Krebsdiagnosen auch als Primärtherapie eingesetzt, auch gewinnt sie an Bedeutung als Teil der kombinierten Krebstherapie, ebenso aufgrund der guten Verträglichkeit in der palliativen Versorgung von Menschen mit Krebs.
„Als Radioonkologen wissen wir, dass die Strahlentherapie für die Heilung von Krebs, die Linderung von Symptomen und die Verbesserung der Lebensqualität von entscheidender Bedeutung ist. Der Zugang zur Strahlentherapie steht in direktem Zusammenhang mit einer verbesserten Überlebensrate bei vielen Krebsarten“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Stephanie E. Combs, Pressesprecherin der DEGRO. „Wir setzten uns daher dafür ein, dass Krebspatienten weltweit bei Bedarf eine Strahlentherapie erhalten, und unterstützen den ‚World Radiotherapy Awareness Day‘, der im Jahr 2025 zum ersten Mal am 7. September von den internationalen radioonkologischen Fachgesellschaften ausgerufen wurde.“
Diese internationale Kampagne hat das Ziel, global den Zugang zur Strahlentherapie zu verbessern. Die von der Initiative zusammengetragenen Keyfacts zeigen, warum:
- Über die Hälfte aller Menschen mit Krebserkrankungen benötigt eine Strahlentherapie, bei erkrankten Kindern ist es eines von dreien.
- Die Strahlentherapie trägt zu fast der Hälfte aller Krebsheilungen bei.
- Über 200 Millionen Menschen leben in Ländern ohne Zugang zu strahlentherapeutischer Versorgung.
- Mehr als 40 Länder in Asien und Afrika haben keinen einzigen Radioonkologen.
- Durch einen verbesserten Zugang zur radioonkologischen Therapie könnten pro Jahr etwa eine Million Menschenleben gerettet werden.
„Es ist also wichtig, die Strahlentherapie als tragende Säule der Krebstherapie weltweit allen Menschen zugänglich zu machen. Wir haben als Industrienationen hier auch eine Verantwortung für den globalen Süden“, so die Pressesprecherin.
Prof. Dr. Wilfried Budach, Generalsekretär der DEGRO, gibt zu bedenken, dass zum Aktionstag auch die Zugänglichkeit der Strahlentherapie in Deutschland hinterfragt werden müsse. „Wir haben eine ausgezeichnete und flächendeckende Versorgungssituation, dennoch gibt es viele Patienten, die nicht über radioonkologische Therapieoptionen informiert werden. Sie wissen oft gar nicht, dass eine Strahlentherapie anstelle einer operativen Behandlung möglich gewesen wäre und mit ebenso guten Therapieergebnissen einhergeht. Noch immer ist die Strahlentherapie viel zu stark als Sekundär-, wenn nicht gar als Palliativtherapie, in den Köpfen der Patienten, z.T. auch Primärversorger, verankert. Vielen Betroffenen entgeht die Chance auf eine ebenso wirksame, aber organerhaltende und damit in der Regel auch nebenwirkungsärmere Therapie.“
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Die Gründe dafür seien systemisch, denn in Kliniken stehen die einzelnen Abteilungen letztlich auch immer im wirtschaftlichen Wettbewerb miteinander. „Der Radioonkologe wird in den seltensten Fällen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose in die Patientenberatung einbezogen“. Eine Lösung sieht Prof. Budach in der proaktiven Information und, bei Bedarf, im Einholen einer radioonkologischen Zweitmeinung. „Zu den häufigen Krebserkrankungen gibt es sehr gute und verständliche Patientenleitlinien. Ist dort die Strahlentherapie als gleichwertige Behandlungsalternative genannt, lohnt sich ein Termin in der Radioonkologie, damit Patienten eine wirklich informierte Therapieentscheidung treffen können“.
Das Einholen einer Zweitmeinung wird in der Regel bei einer Krebserkrankung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, die DEGRO empfiehlt, vorab mit der eigenen Krankenkasse Rücksprache zu halten.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie
07.09.2025