Steinzeit im Krankenhaus? – Patientensicherheit durch IT

Die meisten Fehler in der Patientenbehandlung geschehen durch gute Ärzte, die nur das Beste für ihre Patienten wollen, die Hälfte ist vermeidbar, berichtet Prof. Matthias Rothmund (Universität Marburg) während der Kongress-Session im Chirurgenkongress zur „Patientensicherheit durch IT“. Die Patientensicherheit wird vor allem durch Infektion, Medikamentenverwechselung und Kommunikationsunterstützung verursacht, Bereiche die durch Informationstechnologien unterstützt werden können.

Rothmund wünscht sich in der Zukunft durch die Unterstützung von IT beispielsweise Computersimulationen von Operationen oder die Verbesserung der Teamarbeit. Allerdings forderte er eine einfache, schnelle, bezahlbare und leicht bedienbare Handhabung. Denn schließlich werden die Anforderungen immer höher – neben der Patientenversorgung müssen Ärzte auch Gesundheitsökonomen und nun auch Techniker sein. Das sei nur durch moderne Informationstechnologien möglich, fernab vom Steinzeitalter, die die Arbeit effizienter machen, nicht davon abhalten, fordert Rothemund.

Dass IT im Krankenhaus allgegenwärtig ist, weiß auch Prof. Peter Haas (FH Dortmund), der im Rahmen einer Untersuchung zu Lösungsansätzen im Krankenhaus bei Herstellern von Krankenhausinformationssystemen durchführte. Die KIS-Hersteller sollten ihre Systeme bewerten anhand von Kriterien, wie Transparenz des Behandlungsprozesses, übersichtlicher und schneller Datenzugriff, Unterstützung der Prozess- und Durchführungsqualität oder individualisierbare Lösungsansätze. Die Studienergebnisse zeigen, dass die Lösungsansätze weitestgehend vorhanden sind, das Potential der IT-Unterstützung ist demnach sehr hoch, auch vor dem Hintergrund der Patientensicherheit.

Ein Praxisbeispiel der ganz anderen Art zeigte Dr. Ulrich Ronellenfitsch mit der Universitätsklinik Mannheim, die erst vor zwei Jahren ein Krankenhausinformationssystem eingeführt hat. Als Begründung nannte er u.a. die bessere Verfügbarkeit der Papierakte am Bett sowie die leichtere Umsetzung direkt am Patientenbett.

Um Informationstechnologien in seinem Krankenhaus wirklich umfassend einzusetzen, forderte er die einfache Visualisierung sowie die Automatisierung von Warnungen und Untersuchungsanforderungen. Ähnliche Anforderungen nannte auch Alfred Dahmen vom Bonner Universitätsklinikum, der die IT für das Feststellen der Behandlungsdringlichkeiten im Notfallzentrum einsetzt.

Die Referenten waren sich schließlich einig: IT im Krankenhaus muss einfach und sicher in der patientenorientierten und technischen Handhabung sein.

Die Session in Verbindung mit dem Chirurgenkongress zeigte deutlich die Nutzerperspektive sowie deren Anforderungen auf IT im Krankenhaus. Vor diesem Hintergrund war es umso bedauerlicher, dass die Veranstaltung kaum besucht war.


 

 

22.04.2010

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