News • Neuroforschung

Schwerer COVID-19-Verlauf erhöht Schlaganfallrisiko

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Dr. Kristian Barlinn (links) und Dr. Timo Siepmann haben in ihrer Studie gezeigt, dass mit der Schwere des SARS-CoV-2-Verlaufs das Risiko eines Schlaganfalls steigt.

Foto: Hochschulmedizin Dresden/Stephan Wiegand

Dass Schlaganfallpatienten besonders schwer an COVID-19 erkranken, konnte die Dresdner Forschergruppe um Dr. Timo Siepmann und Dr. Kristian Barlinn in einer kürzlich im Journal of Neurology veröffentlichten Studie zeigen. Dafür haben die Wissenschaftler Daten sächsischer COVID-19 Patienten ausgewertet und zusammen mit Daten aus den frühen Phasen der Pandemie in China ausgewertet. Patienten, die in der Vergangenheit einen Schlaganfall erlitten, zeigten ein erhöhtes Risiko, eine schwere Form der COVID-19 Erkrankung zu erkranken. „Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, Schlaganfallpatienten mit gezielten Maßnahmen vor einer Infektion zu schützen, dies gilt auch für Patienten mit anderen Vorerkrankungen, wie z.B. Herzinfarkt oder Diabetes“, reflektiert Barlinn.

Es ist daher wichtig, bei der Behandlung von COVID-19 Patienten auf akutneurologische Symptome, wie einseitige Lähmungen oder Sprachstörung zu achten, um im Fall eines Schlaganfalls schnell reagieren zu können

Timo Siepmann

In einer weiteren Untersuchung, die ebenfalls eine kombinierte Auswertung chinesischer und europäischer Daten beinhaltete, konnten die Dresdner Forscher zeigen, dass COVID-19 Patienten auch ein erhöhtes Risiko aufweisen, einen akuten Schlaganfall zu erleiden. „Diese Beobachtung deckt sich mit Ergebnissen anderer Studien, die darauf hinweisen, dass die Blutgerinnung und die Funktion des Herz-Kreislaufsystems durch COVID-19 Schaden nehmen können. Beides sind potenzielle Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Es ist daher wichtig, bei der Behandlung von COVID-19 Patienten auf akutneurologische Symptome, wie einseitige Lähmungen oder Sprachstörung zu achten, um im Fall eines Schlaganfalls schnell reagieren zu können“, erläutert Siepmann. Die Ergebnisse der Studie sind European Journal of Neurology erschienen.

„Obwohl in kurzer Zeit sehr viel zu der Erkrankung geforscht wurde, wissen wir noch nicht genug, um die Patienten optimal zu therapieren. Der Schlaganfall hat wohl in diesem Kontext eine besondere Bedeutung, die wir weiter beleuchten müssen“, schlussfolgert Professor Heinz Reichmann, Direktor der neurologischen Universitätsklinik in Dresden und Dekan der Medizinischen Fakultät. 

An der multizentrischen Datenerhebung nahmen auch das Klinikum Chemnitz gGmbH, die sächsischen Elblandkliniken und das städtische Klinikum Neustadt teil.


Quelle: TU Dresden

12.10.2020

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