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Schlaganfälle besser verhindern
Jährlich erleiden um die 600.000 Europäer pro Jahr einen Schlaganfall. Zwar sinken seit 20 Jahren die Sterberaten, aber es müsse gelingen, bleibende Behinderungen und Schlaganfälle an sich besser zu verhindern, forderte Univ.-Prof. Dr. Franz Fazekas (Graz) beim 4. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Lissabon.
Eine aktuelle Studie (Amarenco et al) unterstreicht die Bedeutung der Frühdiagnostik und Sekundärprävention. Sie zeigt, dass das Risiko nach einem weniger ausgeprägten ischämischen Schlaganfall oder einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) erneut einen Schlaganfall zu erleiden sehr hoch ist. Untersucht wurden dafür die 5-Jahres-Follow-up-Daten von 3.800 Patienten. Bei fast 13 Prozent der PatientInnen, traten innerhalb von fünf Jahren ein Schlaganfall oder ein akutes Koronarsyndrom auf oder sie waren aufgrund eines Herzkreislaufproblems verstorben.
Aspirin-Kombination zeigt gute Ergebnisse
Um diese Patienten besser zu schützen, wird an verschiedenen Maßnahmen geforscht. Eine aktuelle Studie (Johnston et al) zeigt, dass sich eine Kombi-Gabe des Thrombozyten-Aggregationshemmers Clopidogrel mit Aspirin eignet. Die Kombination erwies sich als erfolgreicher, jedoch stieg auch die Gefahr für große Blutungen. „Die Anwendung dieser dualen Therapie, die gegen die Verklumpung von Blutplättchen wirkt, ist jedoch im Einzelfall sicher sinnvoll und gerechtfertigt", so Prof. Fazekas.
Eine weitere Studie erwies sich jedoch als weniger erfolgreich: Hart et al zur Prävention von embolischen Schlaganfällen ungeklärter Ursache. Der Faktor Xa-Hemmer Rivaroxaban war Aspirin nicht überlegen, sondern erhöhte Blutungsrisiko.
Thrombolyse hilft bei Wake-Up-Strokes
Auch zum Thema Akutbehandlung wurde beim 4. EAN-Kongress Neuigkeiten viel diskutiert: Die aktuelle WAKE UP-Studie (Thomalla et al) zeigt, dass eine intravenöse Thrombolyse auch dann wirksam eingesetzt werden kann, wenn der Zeitpunkt des Schlaganfalls nicht genau bekannt ist – obwohl die europäischen Behandlungsrichtlinien vorschreiben, dass die Thrombolyse nur bis zu 4,5 Stunden nach dem Schlaganfall angewendet werden soll. Für die Studie wurden rund 500 PatientInnen verglichen, bei denen der genaue Zeitpunkt des Schlaganfalls unklar war.
Die Anzeichen einer rezenten ischämischen Läsion waren nur im diffusionsgewichteten MRT nachweisen, während die FLAIR-Bildgebung einen negativen Befund erbrachte. Der Schlaganfall liegt also möglicherweise nicht mehr als 4,5 Stunden zurück. Die Hälfte der Probanden erhielt eine intravenöse Alteplase, die andere Placebo. Nach 90 Tagen zeigten 53,3 Prozent der Alteplase-Gruppe ein positives Behandlungsergebnis, bei der Placebogruppe waren es nur 41,8 Prozent. Die Menschen, die eine Thrombolyse erhalten hatten, wiesen zudem weniger funktionelle Beeinträchtigungen auf als jene in der Placebo-Gruppe. Auf einer Skala von 0 (keine Symptome) bis 6 (Tod) rangierte die Thrombolyse-Gruppe durchschnittlich bei 1, die Placebogruppe bei 2. In der Thrombolyse-Gruppe gab es häufiger Todesfälle (zehn versus zwei verstorbene Patienten). Es kam zu mehr intrakranialen Blutungen (2 versus 0,4 Prozent) als in der Placebogruppe, was aber die positiven Effekte der Thrombolyse nicht überwiegen konnte.
Quelle: Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung GmbH
18.06.2018