News • Erneuter Anstieg der PCR-Testzahlen
SARS-CoV-2: Labore bewältigen Ausweitung der Teststrategie
Vor allem aufgrund lokaler Hotspots wie in Berlin, Gütersloh, Warendorf sowie Göttingen bleibt die Zahl der PCR-Tests in der KW 27 weiterhin hoch und erreicht mit 445.989 SARS-CoV-2-PCR-Tests sogar einen neuen Höchststand (+10 Prozent). Laut der ALM-Datenerhebung von 138 bundesweit teilnehmenden Laboren sank die Zahl der positiven Ergebnisse auf 2.541 (-21 Prozent).
„Es ist gut und richtig, breit und umfassend nach der Strategie „testen, testen, testen ... aber gezielt“ der Bevölkerung einen niedrigschwelligen Zugang zur SARS-CoV-2-Diagnostik zu ermöglichen“, sagt Dr. Michael Müller. „Das verleiht den Betroffenen Sicherheit, denn zu jeder Zeit kann anlassbezogen auf das Virus untersucht werden.“ Doch der 1. Vorsitzende der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. mahnt zugleich: „Die Tests, wie in Bayern geplant, für alle Bürgerinnen und Bürger einfach so ohne Anlass freizugeben, ist weder medizinisch angemessen noch epidemiologisch effektiv, sondern letztlich eine nicht notwendige Verschwendung von Finanzmitteln.“ Der Facharzt für Laboratoriumsmedizin warnt: „Wir haben immer auch die begrenzten Ressourcen unseres Gesundheitssystems im Blick zu behalten.“
Rund 940.000 Tests pro Woche stehen aktuell für eine qualitätsgesicherte und umfassende COVID-19-PCR-Diagnostik zur Verfügung – noch immer mehr als doppelt so viel wie der aktuelle Bedarf. Die fachärztlichen Labore halten also weiterhin deutlich mehr als ausreichende Kapazitäten für einen Anstieg des Bedarfs an PCR-Tests, zum Beispiel aufgrund regionaler Ausbrüche, vor. „Dazu ist es auch notwendig, dass wir insgesamt alle anfallenden Kosten angemessen erstattet bekommen“, appelliert Dr. Müller an Politik und Selbstverwaltung. „Einseitige Wünsche der GKV nach drastischen Abwertungen sind angesichts der Wichtigkeit der Eindämmung der Pandemie, die auch wegen der stets verfügbaren hohen PCR-Testkapazität so erfolgreich ist, das falsche Signal.“
Dieser Artikel könnte Sie auch interessieren
News • PCR- und Antikörper-Tests
COVID-19: Testkapazitäten steigen wieder an
Ende Mai konnte der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) auf wieder zunehmende Testzahlen für das neue Coronavirus zurückblicken: In der vergangenen Woche stieg die Anzahl der PCR-Tests für SARS-CoV-2 um 15 Prozent. Wurden in der KW 21 noch 296.269 SARS-CoV-2-PCR-Tests angefordert, lag deren Zahl in der KW 22 bereits bei 342.170. Auch die Zahl der Antikörpertests stieg mit…
Ein PCR-Test, der bei asymptomatischen Personen ohne Anlass eingesetzt wird, birgt immer die Gefahr, dass das Ergebnis falsch interpretiert wird
Michael Müller
Einen neuerlichen Appell richtet auch Prof. Jan Kramer an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen und in den Unternehmen, die gern „Jedermann“ testen möchten: „Auch wenn es verständlich ist, dass Unternehmen aus genereller Sorge vor einer Infektion im eigenen Betrieb nun das Durchtesten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Blick nehmen: Ein PCR-Test, der bei asymptomatischen Personen ohne Anlass eingesetzt wird, birgt immer die Gefahr, dass das Ergebnis falsch interpretiert wird. Denn solche Reihentests bleiben auch immer nur eine Momentaufnahme“, warnt der Internist und Facharzt für Laboratoriumsmedizin. „Die Notwendigkeit von Abstandsregeln, dem Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung in besonderen Situationen und der persönlichen Hand- und Hustenhygiene ändern sich dadurch nicht.“
Auch der Frage, ob bei groß angelegten Testungen nicht auch das „Pooling“ genutzt werden könne, hält Prof. Jan Kramer entgegen, dass dies nicht in allen Fällen medizinisch oder ökonomisch sinnvoll sei: „Wir halten an der flächendeckenden und wohnortnahen Verfügbarkeit der PCR-Tests fest. Die Einzeltestung ist insbesondere in Bereichen mit unklarer Häufung von Infizierten die sicherste Vorgehensweise. Ohne Zeitverzug verschafft sie außerdem den Betroffenen die notwendige Klarheit. Das Gruppentesten, wie man Pooling auch nennt, ist bei wissenschaftlichen Fragestellungen eine Möglichkeit. Als Fachärzte im Labor ist es unsere Pflicht, die Bürgerinnen und Bürger gut und angemessen zu versorgen“, erklärt der Vorstand im ALM e.V. und Sprecher der AG Versorgungsforschung des Berufsverbandes.
Auch, wenn während der Ferienzeit nun für viele Bürger ein wenig Entspannung eintritt: Die Situation in den fachärztlichen Laboren bleibt weiterhin angespannt: Noch ist nicht klar, in welcher Höhe am Ende die Kosten für die SARS-CoV-2-PCR-Tests erstattet werden. Und auch wie und welcher Weise sich das Testgeschehen in den kommenden Wochen entwickelt, ist noch offen. „Es ist für uns also keine Zeit, auszuruhen“, sagt Dr. Michael Müller.
Quelle: Akkreditierte Labore in der Medizin – ALM e.V.
08.07.2020