Nationales Versorgungsforum Schmerz

Patienten und Schmerzmediziner fordern bessere Versorgung

„Die Qualität schmerzmedizinischer Versorgung leidet im stationären wie auch im niedergelassenen Bereich an unzureichenden Strukturen und Defiziten in der Ausbildung von Ärzten“, konstatieren die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) und die Patienten-Selbsthilfeorganisation Deutsche Schmerzliga e.V. (DSL). Die Leidtragenden sind die betroffenen Patienten. „Selbst Schmerznotfälle“, so der Präsident der Schmerzmediziner, Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Göppingen, „suchen oft vergeblich nach kompetenter Behandlung.“ Einen Beitrag zur Optimierung der Versorgung soll ab sofort das Nationale Versorgungsforum Schmerz leisten, das in diesem Jahr erstmalig in Berlin stattfindet.

Photo: Patienten und Schmerzmediziner fordern bessere Versorgung
Quelle: panthermedia,net/Mihajlo Maricic

“Verantwortlich für die Versorgungsdefizite ist vor allem“, so der Präsident der Deutschen Schmerzliga, Privatdozent Dr. Michael Überall, Nürnberg, „die an Fachgebieten und ihren Grenzen orientierte Ausbildung der Ärzte, die den Bedürfnissen von Patienten mit chronischen Schmerzen nicht gerecht wird.“ Die chronische Schmerzkrankheit umfasst den ganzen Menschen mit körperlichen, psychischen sowie sozialen Aspekten und verlangt umfassende Kenntnisse, die neurologische, psychologische, funktionell-orthopädische und anästhesiologische Fertigkeiten erfordert. Die deutsche Facharztmedizin in Klinik und Praxis habe zwar sehr hohe Standards, erfülle aber nicht die Bedürfnisse von Patienten mit chronischen Schmerzen. So führe die diagnostische und therapeutische Überforderung von Ärzten zu weiterer Chronifizierung.

Aktuelle epidemiologische Zahlen zeigen, dass die Anzahl der Patienten mit chronischen Schmerzen nicht abnimmt, sondern in den letzten Jahren zugenommen hat. Demnach leiden 23 Millionen Patienten in Deutschland unter chronischen Schmerzen, davon 2,2 Millionen unter schwersten problematischen Schmerzerkrankungen.

Strukturelle Defizite verschärfen die Problematik in der Schmerzmedizin

Neben der fehlenden schmerzmedizinischen Qualifikation sind strukturelle Defizite für die zunehmende Mangelversorgung verantwortlich. Die fehlende Bedarfsplanung in der ambulanten schmerzmedizinischen Versorgung macht das Auffinden eines qualifizierten Schmerzmediziners für Patienten unkalkulierbar. „Qualifizierte Schmerzmediziner haben oft monatelange Wartelisten“, so Müller-Schwefe, „mit der Konsequenz, dass schmerzmedizinische Notfälle nicht zeitnah behandelt werden können und die eigentlich sinnvolle bzw. notwendige Prävention der Schmerzchronifizierung durch frühe Intervention unmöglich ist.“

„Stationäre Einrichtungen und Krankenhausambulanzen können dieses Defizit leider nicht ausgleichen“, so Müller-Schwefe. Der Grund: Auch für diese Einrichtungen fehlt die Bedarfsplanung. Darüber hinaus sind Stationen sowie Ambulanzen nicht gebietsübergreifend ausgebildet und interdisziplinäre Schmerzteams können aufgrund des hohen Zeitaufwands nur eine geringe Anzahl von Patienten betreuen. Diese existieren zudem nur an wenigen Einrichtungen.

DGS fordert strukturierte Ausbildung, Bedarfsplanung, Facharzt für Schmerzmedizin

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin und die Deutsche Schmerzliga fordern daher dringend eine strukturierte Ausbildung von Ärzten in der Schmerzmedizin, die Bedarfsplanung für die ambulante und stationäre schmerzmedizinische Versorgung sowie die Einführung des Facharztes für Schmerzmedizin.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS)

17.09.2015

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