Niedrigeres Gewicht, höheres Alzheimer-Risiko
Übergewicht ist ungesund. Doch in bestimmten Konstellationen können sich einige Pfunde mehr als günstig erweisen. So tragen Menschen mit einem niedrigeren Body Mass Index (BMI) ein höheres Risiko für das Fortschreiten einer im Alter häufig vorkommenden leichten Demenz zu Morbus Alzheimer oder anderen Formen hochgradiger Demenz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Mailand in Zusammenarbeit mit dem Karolinska Institut Stockholm, die auf dem ENS 2010 in Berlin präsentiert wurde.
Die Wissenschaftler beobachteten insgesamt 245 Patient/-innen mit geringfügiger kognitiver Beeinträchtigung im Durchschnittsalter von 74 Jahren über rund zweieinhalb Jahre. In dieser Zeitspanne blieben die geistigen Fähigkeiten von rund der Hälfte der Patient/-innen stabil. Rund zwei Drittel der Personen deren Zustand sich verschlechterte, entwickelten Morbus Alzheimer, das restliche Drittel eine andere Form von Demenz. Diejenigen, deren kognitive Störungen sich verschlechterten, hatten einen deutlich niedrigeren BMI (im Mittel 23,81) als jene, deren Zustand unverändert blieb (im Mittel 25,47). Besonders signifikant erhöht war das Verschlechterungsrisiko bei jenen Patienten, deren BMI 23 nicht überschritt.
Zusammenhänge noch ungeklärt
„Der Schluss, dass nun Übergewicht plötzlich empfohlen werden könne, ist allerdings falsch“, warnt die Neurologin Dr. Francesca Clerici, Hauptautorin der Studie (Universitätskrankenhaus Luigi Sacco, Mailand). „Einerseits bleibt das erhöhte kardio-vaskuläre Risiko bei Übergewicht eine unveränderte Tatsache. Und zweitens zeigt unsere Beobachtungsstudie zwar einen statistischen, aber noch keinen kausalen Zusammenhang. Weitere Studien werden zeigen müssen, ob die Zusammensetzung des Körpers eine Ursache für das Fortschreiten von Demenz ist, oder umgekehrt fortschreitende Demenz eine Ursache für Gewichtsverlust – etwa, weil die Patient/-innen an Appetit verlieren.“
Bildquelle: pixelio / dido-ob
22.06.2010