Blutgefäße
Nicht kontrastmittelverstärkte MR-Angiographie
Für die Beurteilung von Gefäßpathologien hat sich die kontrastmittelverstärkte MRA in den letzten Dekaden bestens bewährt. Strahlungsfrei und risikoarm erlaubt sie diagnostisch wertvolle Gefäßdarstellungen von der Schädelbasis abwärts und zählt zu den Routineuntersuchungen in der Praxis. Klinische Sonderfälle und das Auftreten der Nephrogenen Systemischen Fibrosen (NSF) vor einigen Jahren ließen jedoch auch die nicht kontrastverstärkte MRA wieder in den Fokus rücken.
Doch auch, wenn sich die Techniken hierfür deutlich verbessert haben, hat die Methode nach wie vor ihre Tücken. „Nicht kontrastverstärkte MR-Angiographien benötigen nach wie vor lange Akquisitionszeiten und sind fehleranfällig. Es braucht schon eine Menge Erfahrung seitens der MTRAs und der Befunder, um solche Aufnahmen sicher zu interpretieren“, betont PD Dr. Harald Kramer, Radiologe am Institut für klinische Radiologie am Klinikum der Universität München. Bei Beinangiographien beispielsweise kann es vorkommen, dass gar keine Gefäße sichtbar sind – obwohl die Symptomatik des Patienten vollständige Gefäßverschlüsse in der untersuchten Region eigentlich ausschließt. „Ein Grund dafür kann eine hochgradige Stenose oder ein Verschluss eines größeren Gefäßes weiter proximal sein, der den Blutfluss verlangsamt, während die eingesetzte Technik jedoch einen schnellen Blutfluss voraussetzt“, beschreibt Harald Kramer ein Beispiel für die Fallstricke der Methode.
Generell können Bewegungsartefakte oder Abweichungen von dem pulsatilen Fluss zu unsauberen Datensätze führen, weshalb sich der Einsatz derzeit auf hoch spezialisierte Einrichtungen beschränkt. Darüber hinaus ist die Fallzahl an Patienten, für die keine Kontrastmittel gestützte Untersuchung in Frage kommt, in der Routine ziemlich überschaubar, wie der Radiologe betont: „Zu der Gruppe, bei der kein Kontrastmittel zum Einsatz kommen sollte, zählen neben Patienten mit Beeinträchtigungen der Nierenfunktion auch solche, die mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Pathologie aufweisen werden. Nierenspender sind ein gutes Beispiel hierfür. Um sich vor der OP einen Überblick über die Blutzufuhr zum Organ zu verschaffen, benötigen wir eine Angiographie. Einen kerngesunden Menschen mit Kontrastmittel zu belasten, wäre in diesem Fall unverhältnismäßig.“
Verbesserte und neuentwickelte MRT-Techniken sorgten in den vergangenen Jahren für eine deutliche Verbesserung der Methode. So konnte die Untersuchungsdauer von ehemals zehn und mehr Minuten deutlich reduziert werden, was wiederum positive Auswirkungen auf die zu erwartenden Bewegungsartefakte nach sich zieht. „Wenn die Datensätze sauber sind, hat die nicht kontrastmittelgestützte MRA eine hohe diagnostische Aussagekraft. Um die notwendige Erfahrung zur Beurteilung von Auffälligkeiten zu erlangen, bedarf es jedoch der regelmäßigen Anwendung der Methode im Alltag des Diagnostikers. Dieser Umstand verhindert das breitflächige Vordringen der Methode und das Verdrängen der Kontrastmittelverstärkten MRA in den kommenden Jahren noch“, schließt Harald Kramer.
PROFIL:
PD Dr. Harald Kramer ist seit 2003 am Institut für klinische Radiologie am Universitätsklinikum München Großhadern tätig und seit 2014 in der Funktion als Oberarzt MRT. Bereits im Rahmen seiner Promotion setzte er sich intensiv mit unterschiedlichen Möglichkeiten der kontrastverstärkten MRT-Bildgebung auseinander. 2012/2013 verbrachte Kramer eine 18-monatige „Visiting Professorship“ an der University of Wisconsin – Madison. 2006 zeichnete ihn der ECR als Gewinner des „Best Scientific Paper Award“ aus. 2007 erhielt er den „Editor´s Recognition Award 2007“ des European Journal of Radiology and European Journal of Radiology Extra.
29.01.2015