Quelle: Pixabay/ChristophMeinersmann

News • Prävention

Neue Ansätze im Kampf gegen infizierte Implantate

Keime auf Implantaten wie Kunstgelenken, Metallplatten, Schrauben oder Nägeln bedeuten für Patienten oft erhebliche Unannehmlichkeiten: Schmerzen, mehrfache Operationen und häufig ein schlechteres Behandlungsergebnis können die Folge solcher sogenannten „implantatassoziierten Infektionen“.

Auf dem diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) setzen Orthopäden und Unfallchirurgen ein Schwerpunktthema auf diesen Komplikationen. Auf dem Kongress in Berlin geht es unter anderem um neue Ansätze zur Prävention und Therapie.

Prostheses for use in orthopaedic surgery

Wundinfektionen nach einer Operation entstehen, wenn Bakterien auf Implantaten eine dünne Schleimschicht – den sogenannten Biofilm – bilden, die sie vor Angriffen des Immunsystems oder Antibiotika schützt. Die operierte Körperstelle schwillt an, schmerzt und kann unter Umständen nicht mehr bewegt werden. Ohne Behandlung droht eine Blutvergiftung. „Patienten, die nach einer Operation starke Schmerzen im Wundbereich oder Fieber haben, müssen deshalb so schnell wie möglich untersucht und behandelt werden“, sagt Professor Dr. Joachim Windolf, einer der Kongresspräsidenten des DKOU 2018.

Meist sind dann mehrere Operationen notwendig, bei denen der Chirurg das Implantat entfernen und die Eingriffsstelle von Keimen befreien muss. Bei den besonders schwerwiegenden Formen der bakteriellen Entzündung des Knochens (Osteomyelitis) ist ein interdisziplinärer Therapieansatz erforderlich. „Der Operateur sollte dazu einen Infektiologen, Mikrobiologen und ggf. einen plastischen Chirurgen mit in die Behandlung einbeziehen“, sagt Windolf. Dies empfiehlt auch die aktuelle Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Um die Belastung für den patienten so gering wie möglich zu halten, werden folgende Maßnahmen ergriffen: das Vorab-Screening auf multiresistente Erreger (z. B. MRSA), strenge Hygiene nicht nur im OP, sondern im gesamten Krankenhaus sowie möglichst gewebeschonende Operationstechniken.

Wenn dieser Ansatz sich in klinischen Studien als wirksam erweist, könnte man Mikroorganismen quasi mit ihren eigenen Waffen schlagen

Joachim Windolf

Um das Auftreten implantatassoziierter Infektionen zu verhindern, werden verschiedene Präventionsmaßnahmen wie antimikrobiell beschichtetes Fadenmaterial, oder spezieller, antibiotikahaltiger Knochenzement für die Verankerung von Kunstgelenken angewendet. Studien zeigen, dass dieser das Infektionsrisiko deutlich verringert, vor allem bei den besonders risikoreichen Korrektur- oder Wechseloperationen. Für Platten und Nägel, die bei offenen und somit stark infektionsgefährdeten Knochenbrüchen eingesetzt werden, gibt es Beschichtungen, die die Ansiedlung von Keimen verhindern sollen. In Laborversuchen wird zudem die gezielte Anwendung von Viren, welche sich auf die Zerstörung von Bakterien spezialisiert haben (sog. Bakteriophagen) untersucht. Diese sind in der Lage, in den bakteriellen Biofilm auf einem infizierten Implantat einzudringen und diesen zu zerstören. „Wenn dieser Ansatz sich in klinischen Studien als wirksam erweist, könnte man Mikroorganismen quasi mit ihren eigenen Waffen schlagen“, sagt Windolf.

17 Sitzungen und mehr als 100 Vorträge auf dem DKOU 2018 sind dem Thema „implantatassoziierte Infektionen“ gewidmet.


Quelle: Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie

19.10.2018

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