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Morbus Waldenström: Studie zeigt Nutzen von Immunchemotherapie
Eine neue Studie am Universitätsklinikum Ulm zeigt die hohe Wirksamkeit und exzellente Verträglichkeit einer milden Immunchemotherapie bei Morbus Waldenström.
Der Morbus Waldenström ist eine seltene Unterform des Lymphdrüsenkrebs, auch Lymphom genannt, die sich im Regelfall durch einen chronischen Verlauf auszeichnet. Leider kann die Erkrankung mit den aktuell zur Verfügung stehenden Standardtherapien nicht geheilt werden. Unter der Leitung von Professor Dr. Christian Buske, Ärztlicher Direktor und Leiter des Instituts für Experimentelle Tumorforschung am Universitätsklinikum Ulm (UKU), wurde nun in einer neuen Studie die Wirksamkeit einer milden Immunchemotherapie bei Morbus Waldenström überprüft. Die nun im Journal of Clinical Oncology veröffentlichten Studienergebnisse haben gezeigt, dass diese eine sehr gut verträgliche und sehr wirksame Therapie bei zuvor unbehandelten Patienten mit Morbus Waldenström darstellt.
Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) empfiehlt in ihren Therapieleitlinien für den Morbus Waldenström zum einen die Therapie mit den Medikamenten Ibrutinib oder Zanubrutinib, zum anderen eine Behandlung bestehend aus dem Medikament Rituximab und einer Chemotherapie – einer sogenannten Immunchemotherapie. „Unser Studienziel war es, zu klären, welchen Stellenwert die Immunchemotherapie derzeit noch hat, wenn auch chemotherapiefreie Therapien zur Verfügung stehen“, erklärt Professor Buske, der die Therapierichtlinien der DGHO federführend verfasst. Die Studie analysierte daher die Wirksamkeit einer milden Immunchemotherapie, bestehend aus den drei Substanzen Dexmethason, Rituximab und Cyclophosphamid (DRC) im Vergleich zu DRC kombiniert mit dem Medikament Bortezomib.
Diese Studie zeigt sehr eindrucksvoll, dass die Kombination aus Rituximab und einer milden Chemotherapie auch noch heute eine hervorragende Behandlung für den Morbus Waldenström darstellt
Christian Buske
Als eines der Hauptergebnisse konnte das Team um Professor Buske in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Andreas Viardot und Dr. Alexander Grunenberg aus der Klinik für Innere Medizin III am UKU feststellen, dass DRC eine sehr gut verträgliche und sehr wirksame Therapie bei zuvor unbehandelten Patienten mit Morbus Waldenström darstellt. So waren nach zwei Jahren noch 72,8% der Patienten ohne Rückfall. 82% erreichten ein Ansprechen – das Lymphom reagierte also auf die Behandlung. Davon erreichten 20% der Patienten ein tiefes Ansprechen, das heißt, das Lymphom reagierte in signifikantem Maße auf die Therapie. Nur sechs Prozent der Studienteilnehmenden musste die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen vorzeitig beenden. Durch Hinzugabe von Bortezomib konnten die Ansprechraten und die Zeit bis zum Ansprechen weiter verbessert werden. Nach zwei Jahren waren in dem Bortezomib-DRC-Therapiearm noch 80,6% der Patienten ohne Krankheitsrückfall.
„Diese Studie zeigt sehr eindrucksvoll, dass die Kombination aus Rituximab und einer milden Chemotherapie auch noch heute eine hervorragende Behandlung für den Morbus Waldenström darstellt. Ihr Vorteil gegenüber Therapien wie Ibrutinib oder Zanubrutinib ist, dass sie zeitlich begrenzt ist während die chemotherapiefreien Medikamente zumindest bislang dauerhaft gegeben werden müssen“, stellt Prof. Buske fest. Die nächste Generation an klinischen Studien müsse nun beide Therapiekonzepte direkt miteinander vergleichen. „Wir werden solch eine vergleichende Studie im nächsten Jahr im Rahmen des europäischen Konsortiums und unter Ulmer Leitung beginnen“, führt Prof. Buske aus.
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem europäischen Konsortium für den Morbus Waldenström (European Consortium for Waldenström's Macroglobulinemia) durchgeführt, dem Prof. Buske vorsteht. Sie stellt eine der größten jemals durchgeführten, prospektiv randomisierten Therapiestudien bei dieser seltenen Lymphomform dar. Prospektiv bedeutet hier, dass eine vor dem Beginn der Studie festgelegte Hypothese überprüft wird, unter randomisiert versteht sich, dass die Studienteilnehmenden per Zufallsprinzip in verschiedene Gruppen (Studienarme) aufgeteilt werden.
Quelle: Universitätsklinikum Ulm
19.07.2023