Der Blick durch das Lichtmikroskop gehört für viele Wissenschaftler zum Alltag. Kann dieser Arbeitsschritt ins Auge gehen? Forscher sind jetzt dem Infektionspotential von Okularen auf den Grund gegangen.

Bildquelle: Hochschule Furtwangen

News • Mikrobiom-Studie

Mikroben auf Mikroskop-Okularen: Ein Infektionsrisiko?

Lichtmikroskope zur Beobachtung von Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen stehen in nahezu jedem naturwissenschaftlichen Labor. Forscher der Hochschule Furtwangen, der Universität Tübingen und der Carl Zeiss Vision International GmbH, Aalen, haben nun die Rolle der Geräte als potentielle Überträger von Infektionserregern näher untersucht.

„Über diesen Aspekt war bislang kaum etwas bekannt“, erläutert Studienleiter Prof. Dr. Markus Egert, der an der Hochschule Furtwangen Mikrobiologie und Hygiene lehrt. Im Fokus standen dabei die Okulare der Mikroskope, da sie besonders intensiven Kontakt mit den Händen und Augen eines Benutzers haben.

Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Erkenntnisse jetzt im Journal of Clinical Medicine.

Eine Reinigung mit Isopropanol [...] sollte regelmäßig durchgeführt werden, insbesondere wenn verschiedene Personen dasselbe Mikroskop benutzen

Markus Egert

Für die Studie wurden die Okulare von zehn Mikroskopen aus einem Hochschullabor unmittelbar nach einem Praktikumskurs beprobt. Von allen linken Okularen und Augenmuscheln wurden Bakterien und Pilze auf verschiedenen Nährmedien kultiviert, alle rechten Okulare und Augenmuscheln wurden umfassend molekularbiologisch untersucht. Die Untersuchungen erfolgten vor und nach einer 30-sekündigen Reinigung mit 70-prozentigem Isopropanol. „Wir konnten Spitzenwerte von bis zu 1700 lebenden Bakterien pro cm2 nachweisen, darunter vor allem typische Hautbakterien wie Cutibakterien und Staphylokokken, aber auch Umwelt- und Wasserbakterien wie Parakokken. Pilze haben wir nicht gefunden“, so Studienleiter Prof. Egert. Die molekularbiologischen Untersuchungen bestätigen diese Ergebnisse weitgehend; insgesamt wurden 262 verschiedene Gattungen von Bakterien auf den untersuchten Okularen identifiziert. Mit Staphylococcus epidermidis, Paracoccus yeei, Cutibacterium acnes und Brevibacterium casei wurden auch vier potentiell pathogene Bakterien von den Okularen isoliert, die bei empfindlichen Menschen unter anderem Augenerkrankungen wie Keratitis oder Augenlidentzündungen hervorrufen können.

„Mikroskop-Okulare haben also durchaus Potential, als Überträger von Infektionserregern zu fungieren. Die gute Nachricht: Eine Reinigung mit Isopropanol reduzierte die Keimbelastung deutlich um 99%. Sie sollte regelmäßig durchgeführt werden, insbesondere wenn verschiedene Personen dasselbe Mikroskop benutzen“, fasst Prof. Egert zusammen.


Quelle: Hochschule Furtwangen

28.05.2020

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