Mehr Kontrast für den Blick in die Brust

Frauen, bei denen eine Brustkrebsdiagnose im Raum steht, müssen oft eine ganze Reihe von bildgebenden Untersuchungen über sich ergehen lassen, da mit der Mammographie alleine die Ausdehnung des Tumors oft nicht genau zu beurteilen ist. Eine Erweiterung der Mammographie, die kontrastmittelverstärkte spektrale Mammographie (CESM), führt dazu, dass Krebsherde mit nur wenig zusätzlicher Strahlenbelastung deutlich zuverlässiger als bisher erkannt werden können.

Die kontrastmittelverstärkte spektrale Mammographie (CESM)
Die kontrastmittelverstärkte spektrale Mammographie (CESM)
Quelle: Fallenberg

Bei der Abklärung eines krebsverdächtigen Befunds an der Brust geht es vor allem darum, möglichst alle Tumorherde im Brustgewebe sichtbar zu machen, um die nachfolgenden Biopsien so präzise wie möglich entnehmen zu können. Mit Ultraschall und Magnetresonanztomographie (MRT) gelingt diese Lokalisierung bösartiger Gewebeveränderungen oft besser als mit einer Röntgenuntersuchung, einer Mammographie.

Spezielle Belichtung für höhere Erkennungsraten

Mit der CESM befindet sich derzeit ein neues bildgebendes Verfahren in der klinischen Prüfung, das dazu beitragen kann, die konventionelle Mammographie zuverlässiger zu machen. Dies könnte betroffenen Frauen in Zukunft Zweit- und Drittuntersuchungen ersparen. Und es führt zu einer Verbesserung der Brustkrebsdiagnostik vor allem dort, wo Kernspinuntersuchungen nicht zur Verfügung stehen oder nicht erstattet werden.
Bei der CESM kommt iodhaltiges Kontrastmittel zum Einsatz, das ähnlich wie bei der Kontrastmittel-gestützten Computertomographie in die Vene injiziert wird. Das Kontrastmittel dient dazu, bösartige Krebsherde im Brustgewebe besser sichtbar zu machen. „Die klassische Mammographie ist aber nicht in der Lage, dieses Kontrastmittel darzustellen“, betont PD Dr. Eva Maria Fallenberg von der Klinik für Radiologie der Charité Universitätsmedizin Berlin.

Für ihre Studie, an der 118 Frauen mit neu diagnostizierter Brustkrebserkrankung teilgenommen haben, und die auf dem 96. Deutschen Röntgenkongress vorgestellt wird, nutzten die Berliner deswegen eine so genannte spektrale Untersuchungstechnik. Dabei wird die Brust zwar ganz ähnlich wie bei der konventionellen Mammographie komprimiert und in zwei Ebenen geröntgt. Es werden aber pro Ebene zwei Belichtungen mit energetisch unterschiedlichen Röntgenspektren vorgenommen. „So kann einerseits die Anatomie optimal dargestellt werden. Andererseits sehen wir Tumorherde inklusive Satellitenherde und ihre Ausdehnung deutlich besser, dank eines zusätzlich aus den zwei Aufnahmen berechneten Bildes der Kontrastmittelanreicherung“, so Fallenberg.

Acht von zehn Läsionen werden erkannt

In ihrer Studie haben die Radiologen die CESM mit dem Ultraschall verglichen. Als Goldstandard diente die Gewebeuntersuchung per Biopsie. Für die endgültige Auswertung standen 208 Gewebeproben zur Verfügung. „Wir konnten zeigen, dass wir mit der CESM fast acht von zehn aller vorhandenen bösartigen Läsionen erkennen konnten“, betonte Fallenberg. Die Sensitivität der CESM betrug 78% und ist damit höher als beim Ultraschall, der 67% aller bösartigen Läsionen erkannte.

Der „Preis“ für die hohe Sensitivität ist eine etwas geringere Spezifität. Sie beträgt für die CESM 50%, für den Ultraschall 81%. Fallenberg geht davon aus, dass das nicht das letzte Wort ist: „Die Methode ist noch relativ neu. Wir wissen von anderen Untersuchungen zu bildgebenden Methoden für Brustkrebspatientinnen, zum Beispiel der MRT, dass die Spezifität mit zunehmender Erfahrung der Untersucher steigt. Es gibt da einen deutlichen Trainingseffekt. Auch in den aktuellen Studien zur CESM ist die Spezifität deutlich höher als in den ersten Publikationen zu diesem Verfahren.“

Viele Vorteile, aber noch kein Routineverfahren

Fallenberg sieht mehrere Gründe, die dazu führen könnten, dass die CESM in Zukunft häufiger und irgendwann vielleicht sogar routinemäßig eingesetzt wird: „Die Verfügbarkeit der Mammographie ist einfach deutlich höher als die der MRT-Untersuchung. Es gibt viele Länder, in denen die MRT-Untersuchung der Brust praktisch überhaupt nicht angeboten wird.“ Selbst in Deutschland ist eine Brust-MRT nicht überall problemlos zu haben, und oft müssen die Kosten von den Patientinnen selbst übernommen werden. Vor allem in der präoperativen Diagnostik sieht sie Potenzial für den Einsatz der CESM.

Günstig ist auch, dass die zusätzliche Strahlendosis bei der CESM im Vergleich zur Mammographie moderat ist. Es wird zwar doppelt so oft belichtet, aber dafür ist nicht doppelt so viel Strahlung nötig. „Die nötige Strahlendosis hängt von der Zusammensetzung des Brustgewebes ab. Bei sehr dichtem Gewebe ist sie geringer als bei eher fettigem Gewebe. Im Mittel benötigen wir etwa 20 Prozent mehr Strahlung als bei den üblichen Mammographien im Kontrastmodus“, so Fallenberg. In diesem Zusammenhang ist der primäre Einsatz der CESM zum Beispiel bei symptomatischen Patienten denkbar. Ein Routineverfahren sei die CESM derzeit allerdings noch nicht: „Im Moment sollte sie nur in klinischen Studien angewandt werden, um die Vorteile noch genauer zu belegen.“

Quelle: Deutsche Röntgengesellschaft e.V.

13.05.2015

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