Leistungsfähiger MRT-Scanner eröffnet neue Horizonte für die medizinische Forschung
Magnetom Prisma 3.0 T von Siemens: neue Dimension in der klinischen Forschung
Auf dem Kongress der Radiologischen Gesellschaft Nordamerikas (RSNA) 2012 hat Siemens seinen neuen Magnetresonanz-Tomografen vorgestellt, mit dem gezielt Forschungszentren und Universitätskrankenhäuser angesprochen werden sollen.
Nach Auffassung von Dr. Bernd Ohnesorge bestätigt das Magnetom Prisma 3.0 T das nachdrückliche Engagement von Siemens für die Forschung und unterstreicht gleichzeitig die Innovationsführerschaft des Unternehmens auf diesem Gebiet. Der CEO der Business Unit Magnetic Resonance präsentierte vor Ort in Chicago den leistungsfähigen 3 Tesla-Scanner, für den Siemens die FDA- und CE-Zulassung beantragen wird. In Europa soll das Gerät ab der zweiten Jahreshälfte 2013 erhältlich sein.
Was ist so bahnbrechend an Ihrer Technologie?
Dr. Bernd Ohnesorge: Wir haben bei der Entwicklung des Magnetom Prisma auf der Technologieplattform unseres 3-Tesla-Flaggschiffs Magnetom Skyra aufgesetzt. Der Skyra ist das Spitzengerät für die klinische Bildgebung; mit dem Prisma präsentieren wir ein technisch überaus hochentwickeltes System sowohl für die Grundlagen- als auch die klinische Forschung. Mit der Stärke seines Magnetfelds und der Gradientenfelder übertrifft das Prisma alle anderen Systeme am Markt. Die moderne Magnettechnologie sorgt dabei für bisher beispiellose Bildqualität, Detaildarstellung und Präzision.
Warum sind Gradienten so wichtig?
Gradienten haben einen enormen Einfluss – sie ermöglichen das Feintuning eines MRT-Geräts, seine Fokussierung auf eine bestimmte Körperregion. Ein paar Zahlen zur Verdeutlichung: Unser völlig neues Gradientensystem erreicht eine Gradientenstärke von 80 Millitesla pro Meter (mT/m) mit einer Anstiegsgeschwindigkeit des Gradientenfeldes von 200 Tesla pro Meter pro Sekunde (T/m/s). Die Spitzenamplituden herkömmlicher Geräte liegen im Durchschnitt bei etwa 45 mT/m. Das lässt sich mit einem getunten Motor bei einem Porsche vergleichen. Eigentlich schade, dass das Prisma keine Räder hat...
Gibt es Risiken für die Patienten?
Bei uns gibt es keine Kompromisse bei Qualität und Sicherheit! Wir haben eine hochintelligente Steuerungstechnik integriert. Damit stellen wir sicher, dass die zusätzliche Leistung ohne eine Erwärmung beim Patienten eingesetzt werden kann. Forscher und Ärzte werden mit einem sicheren Gerät arbeiten.
Welche Anwendungen sind vorgesehen?
Wir gehen davon aus, dass Forscher das Prisma bei den anspruchvollsten und schwierigsten medizinischen Anwendungen einsetzen werden, z.B. Untersuchungen, die mit einem heutigen MRT zu viel Zeit in Anspruch nehmen würden. Gleichzeitig optimieren wir unsere vorhandenen Systeme für die klinische Bildgebung – etwa wie den 3T-Scanner Magnetom Skyra – unter Workflow-Gesichtspunkten. Die Geräte bieten bereits heute Software-Unterstützung zur Verbesserung der Arbeitsabläufe; bei der Integration neuer Anwendungen in die tägliche Arbeit wird das sehr hilfreich sein.
Könnten Sie einige Beispiele für neue Anwendungsfelder nennen?
Bis jetzt war es sehr schwierig, Nervenbahnen mittels MRT in akzeptabler Genauigkeit abzubilden. Mit dem Prisma ist das möglich. Die Grundlagenforschung profitiert sowohl von einem besseren allgemeinen Verständnis der Arbeitsweise des Gehirns, als auch von der Darstellung der konkreten anatomischen Verhältnisse der Patienten. Schon mit den heute gebräuchlichen MRT-Geräten lassen sich Tumoren sehr präzise eingrenzen. Das neue System ist auf die Bestimmung des umgebenden Gewebes mit Differenzierung zwischen Nervenbahnen und Weichteilen ausgelegt. Das sind nur wenige Beispiele von Vorteilen des Prisma sowohl für die akademische Forschung als auch für die anspruchsvolle klinische Patientenversorgung der Zukunft.
Wie fügt sich diese Innovation in den Rahmen der Siemens Agenda 2013 ein?
Ein Handlungsfeld der Agenda 2013 heißt Innovation und zielt auf die Erschließung neuer Märkte bzw. Anwendungsfelder ab. Zum einen zeigt sich das bei den Produkten der Einstiegs- und Mittelklasse – wir haben zum Beispiel erst in diesem Frühjahr unser 3-Tesla-System Magnetom Spectra mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis vorgestellt. Gleichzeitig zeigt sich das natürlich auch im Spitzensegment: Mit unserem Magnetom Prisma wollen wir neue Möglichkeiten in Bereichen wie der Diffusionsbildgebung oder in der Onkologie öffnen. Dieses Produkt kann zur besseren Differenzierung von Gewebe wie z.B. malignen und nicht betroffenen Lymphknoten beitragen. Prostata und Mamma sind weitere Forschungsgebiete, die den Weg in die klinische Entscheidungsfindung einschlagen könnten.
Welche Vorteile gibt es noch?
Kunden, die das Magnetom Trio in Betrieb haben – unser überaus zuverlässiger MRT für Forschungszwecke, der bereits seit zehn Jahren auf dem Markt ist –, können dieses System mit der Magnetom-Prisma-Technologie hochrüsten. Dies bringt zwei Vorteile für Exzellenzzentren: In der Forschung können unsere Kunden ihr hohes Qualitätsniveau noch einmal steigern, indem sie aus einem state-of-the-art-System eine Hochleistungsmaschine machen. Zusätzlich profitieren unseres Kunden finanziell, weil sie nicht in ein vollständig neues System investieren, sondern nur in ein Upgrade: Der Magnet des Magnetom Trio bleibt stehen, während die meisten anderen Komponenten vor Ort ausgewechselt werden, ohne dass zum Beispiel noch Änderungen am Gebäude notwendig sind. Aus meiner Sicht ist das die ideale Lösung für Krankenhäuser und Einrichtungen, die ihre Technik effektiv auf den neuesten Stand der Technik bringen wollen.
Nach den 1,5-T-Systemen, die das Rückgrat für die Diagnostik bilden, kommen jetzt 3-T-Geräte ins Spiel. Wie sieht es mit weiteren Systemen aus, die den Markt grundlegend verändern könnten?
Mit dem Magnetom Prisma haben wir ein derartiges System jetzt in unserem Portfolio. Der Prisma schließt tatsächlich die Lücke zwischen der reinen klinischen Forschung und dem High-End-Segment der klinischen Bildgebung. Natürlich sind Ultrahochfeldsysteme wie 7-T-Scanner ein weiteres spannendes Gebiet, auf dem wir gemeinsam mit führenden Instituten tätig sind. Diese Geräte werden von den Aufsichtsbehörden derzeit aber nicht für den klinischen Routineeinsatz zugelassen – z.B. schließen europäische Richtlinien die Zulassung von Systemen mit mehr als 4 Tesla aus. Aber schau’n wir mal, was die Zukunft so bringt.
Wie wird die Radiologie Ihr neues MRT-Gerät aufnehmen?
Wir sind überzeugt, dass Radiologen und insbesondere die Forschungsinstitute von Prisma begeistert sein werden. Mit seiner extrem hohen Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit eröffnet es neue Horizonte für die Forschung.
18.01.2013